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Occupy 'Boulevard Royal' ?  

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DickStone
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13 Jahren  ago  

Insbesondere zu SamHawkins Was ich nicht ganz verstehe, ist, warum der Staat schuld ist, wenn Banken (oder andere Finanzinstitutionen) - wenn etwas nicht verboten bzw. reguliert ist - quasi die Verpflichtung zu haben meinen, so weit wie moeglich an die Grenzen des Erlaubten bzw. Machbaren und im Zweifel noch etwas ueber diese Grenzen hinaus gehen zu muessen. Kann das daran liegen, dass in "Risk Management Abteilungen" nur noch auf Zahlen, wie Eigenkapitalquote, VaR usw. geachtet wird und keiner mehr den gMV (gesunden Menschenverstand) einschaltet? Warum kann aus der Tatsache, dass alle Welt den europäischen Bankenstresstest hinsichtlich Eigenkapital für lächerlich hält, kein Institut den Schluss ziehen, wir legen - unabhängig von den Vorschriften - ein höheres (sprich: in jedem Fall ausreichendes) Eigenkapital an und nehmen in Kauf, ein bisschen weniger zu verdienen. Dafür geraten wir aber nicht in die Schlagzeilen, weil wir gerettet werden müssen, obwohl wir den Stresstest doch elegant geschafft haben. Ach ja und inwieweit die getesteten Banken tatsächlich vorbehaltlos alle Risiken offengelegt haben, erscheint mir eh etwas zweifelhaft. Das erinnert mich dann an den Typ, der sein Auto verkaufen will, aber meint mit 200.000 km auf dem Tacho keinen guten Preis zu kriegen, dann den Zähler zurückdreht und sagt: Ich verkaufe doch mein Auto nicht, weil es doch erst 100.000 km hat. Warum muessen denn erst Regeln geschaffen weren, damit Finanzinstitute ihre Kunden und Investoren fair behandeln, bzw. keine überhöhten Risiken eingehen? Ist das Konzept der Fairness so neu und ueberraschend, dass man da nicht von alleine drauf kommen konnte? Ist im Bereich der Korruption (nicht nur in der Finanzwirtschaft, sondern in der Bau- und Exportwirtschaft und vielen anderen Bereichen) doch aehnlich: Erst wurde gesagt, wir koennen nicht auf Bestechung verzichten, weil unsere Konkurrenten das auch machen und dann Wettbewerbsvorteile haben. Seit das unter Strafe steht, hin und wieder auffliegt und vor allem nicht mehr steuerlich absetzbar ist, stellen viele fest (zumindest in manchen Bereichen) uuups, funktioniert doch - und ist wirtschaftlich sogar fuer alle Beteiligten (ausser den Bestochenen) sinnvoller. Im Uebrigen bin ich davon ueberzeugt, dass viele Finanzinstitute tatsaechlich auch ohne entsprechende Vorschriften "ethisch" und wirtschaftlich verantwortungsvoll handeln, die kommen bloss nicht in die Schlagzeilen, weil sie gerettet werden muessen, von Steuerfahndern heimgesucht werden oder Sammelklagen von Kunden ausgesetzt sind. Wirklich enorm überraschend, was da alles über die Banken gerade hereinbricht, hat das Risk Management doch tatsächlich was übersehen - die Steuer-CD ging ja auch aus den Zahlen zum VaR nicht hervor...


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SamHawkins
124 Messages

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13 Jahren  ago  

Ja DickStone, natürlich sind die Banken nicht unschuldig. Nur mal angenommen jemand bietet dir an, du darfst, obwohl du nur 1.000 EUR besitzt, im Casino 10.000 EUR auf Rot oder Schwarz setzen. Wenn du gewinnst, gibst du ihm 2.000 EUR ab, wenn du verlierst, bekommst du 9.500 EUR von ihm ersetzt, damit du weiterspielen kannst - würdest du so ein Spiel ablehnen? Voilà, die "systemrelevanten" Banken konnten da auch alle nicht "Nein" sagen. Im Gegenteil, der Vorstand der das abgelehnt hätte, hätte sich beim nächsten Treffen mit seinen Eigentümern warm anziehen müssen. Insofern sind die Investoren von den Banken durchaus "fair" d.h. in ihrem Interesse behandelt worden. Auch den Kunden entsteht kein Schaden, denn der Steuerzahler kommt ja für alles auf - der muss nämlich die Fehlleistungen der Politik ausbaden. Hätte man 2008 auch in Europa ein paar Institute nicht "gerettet" sondern entweder in die Insolvenz geschickt (wie Paulson das bei Lehman vorexerziert hat) oder komplett übernommen (und ein deutsches Management nicht mit 500.000 EUR p.a., sondern mit Hartz4 weiterbezahlt - warum gibt es kein entsprechendes Gesetz?), dann hätten sich die Vorstände der anderen sicher dreimal überlegt, ob sie ihre Systemrelevanz weiter als Lizenz zum Zocken verstehen. Ich bleibe dabei, der rechtliche Rahmen muss stimmen, damit die Akteure in der Marktwirtschaft (bei für sie optimalem Verhalten) auch das tun, was dem Wohl der Allgemeinheit dient. Solange aber die jeweilige Lobby an der Regulierung des eigenen Sektors mitarbeitet - teilweise sogar ganz offiziell, da gab es in Monitor einmal einen Bericht über Externe, die Gesetzesentwürfe ausarbeiten ... - darf man sich nicht wundern, wenn dem Steuerzahler immer tiefer in die Tasche gegriffen wird.