LuxLuchs:
@Jumbo: du scheinst ein wenig politikverdrossen zu sein. Da ist es doch egal was ein Politiker sagt, er macht sowieso ALLES schlecht, nicht wahr?
Der war jetzt nicht schlecht.
LuxLuchs:
Und nur, weil ich als Grenzgänger bei einer DEUTSCHEN Bank mit überwiegend DEUTSCHEN Kunden arbeite, verliere ich nicht den Blick für das große Ganze. Ich bin ganz klar für die EU, aber mit Rechten UND Pflichten. Das gilt auch für kleine Länder wie Luxembourg.
Die Wogen glätten sich gerade wieder. Demnächst Wiederholung in diesem Theater. Denn das war nicht das erste Mal, und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass man Luxemburger tunlichst nicht daran erinnern sollte, was sie doch höchst offiziell seit ein paar Jahrzehnten machen: «monnayer la
souveraineté» (Zitat G. Reinesch (Luxemburger)). Beispiel Bankenansiedlungen, von der Webseite des Statec (Lux.):
"Der zahlenmäßige Anstieg ausländischer, in Luxemburg niedergelassener Banken vollzog sich nicht an einem Stück, sondern in aufeinander folgenden Phasen. Diese traten immer dann ein, wenn in Drittländern Steuermaßnahmen und -regelungen in Kraft traten oder durch diese nicht bürgerfreundliche Politiken umgesetzt wurden. Infolgedessen wurde Luxemburg durch sein vorteilhaftes Steuer- und Vorschriftensystem für Bankgeschäfte zum idealen Ausgangspunkt für ausländische Banken; so kam es zu einer beträchtlichen Anhäufung privater Gelder."
Jüngstes Beispiel: Aufgrund eines akuten Mangels an Tankstellen im an der deutschen Grenze gelegenen Schengen hat dort kürzlich die 20te Tankstelle (oder so) eröffnet. Das macht dann genau 0.2 Tankstellen pro Einwohner. Die nicht bürgerfreundlichen Mineralölsteuern in Deutschland werden damit direkt noch ein bisschen mehr zu den unglaublichen Luxemburger Lehrergehältern, aber auch zu meinem mehr als agréablen salaire verwurstet.
Der Beispiele sind noch viel mehr. Man kann sie alle aus Luxemburger Gesetzgebung, Realitäten und Berichterstattung der letzten 40 Jahre ableiten.
Der Knallkopp Steinbrück hat einfach nur mal aus der Hüfte geschossen - nicht gerade fein, aber so what. Das waren ja nicht mal Grand-Duc Karrikaturen!
Hier in L gehen natürlich sofort wieder sämtliche Anti-Preussenrituale los. Wen wundert's - die Schweizer waren auch nicht netter, obwohl die, die alten Tobleronefresser, immerhin die einzigen (wenn ich nicht irre) Nachbarn waren, die wir damals nicht überfallen haben.
Wenn mir jedenfalls ein gleichaltriger Luxemburger (was nicht geschehen ist) mir auf Steinbrücks oder Münteferings Aeusserung einen Hurenpreussen an den Kopf wirft (und nicht Steinbrück oder Müntefering), so darf er sich gerne auf seinen Geisteszustand hin medizinisch untersuchen lassen - mit mir hat das nichts, aber auch gar nichts zu tun. Es ist nicht ausgeschlossen, dass man leicht faschistoide Symptome dann eher bei ihm, als bei mir findet.
Das einzige, was mich an dieser Diskussion hier und woanders wirklich überrascht hat, und was einen wirlich enormen Kackreiz verursacht, war die Anzahl von Deutschen, die sich auf einmal öffentlich dafür schämen, dass sie in Trier geboren wurden. Ach Du meine Fresse. Wenn man wirklich die Geschichte für solche lächerlichen Auseinandersetzung bemühen wollte, dann muss ich hiermit meine geschätzten Luxemburger Kollegen warnen: Wenn eins gefährlich ist, dann Deutsche, die nach ihrer Identität suchen. Jedenfalls, wenn es zu viele werden.
Ich finde, es ist gut, dass Luxemburg so nah liegt, und dass es mit seinem System gewisse Missstände im Ausland moderiert. Enorm viel von den Suen fließt wieder zurück - mit über 120.000 gut bezahlten Leuten ist der Laden hier ja wohl mit Abstand der größte Arbeitgeber der Region. Gut, jemand in Rostock hat da nicht so viel von, aber das Leben ist nun mal ungerecht.
Steuerwettbewerb, das Ausnutzen von kleinen Vorteilen - das gibt es doch in D als Krieg schon auf Gemeindeebene. Wer in D würde denn zugunsten von Burkina Faso auf was verzichten wollen? Nein nein, am Ende der Nahrungskette ist immer Gedrängele, wer da ist, will da auch hübsch verweilen.
Ich hoffe ganz egoistisch, dass die Jungs hier weiterhin clever ihre Vorteile verteilen. Den antideutschen Reflex kriegt man sowieso erst frühstens in 930 Jahren aus den Köpfen raus.
Schamloser Gruß: pbhi