Täglich in der Früh muss ich von Konz nach Nittel und gleich zurück. Seit ein paar Monaten ist fast immer mit Stau an der Grevenmacher Brücke zu rechnen (früher nur 1-2 Mal in der Woche). Deshalb verlasse ich meine Wohnung 10 Minuten früher als sonst notwendig wäre, um in Nittel rechtzeitig ankommen zu können. Monatlich bedeutet dies über 3 Stunden zuzätzliche Fahrzeit bzw. weniger Schlaf. Manche Fahrer halten vor der Brücke an, um wartene Autos eine Chance zu geben.
Auf dem Weg zurück nach Konz zähle ich oft die Anzahl der gestauten Autos. Die Erfahrungswerte: Im Stau aus Richtung Trier/Konz: 40 bis 100 KFZ, im Schnitt 60 Aus Nittel/Wellen (B419 > Am Bahnhof): 3 - 12 PKWs, im Schnitt 7 Aus Wellen (Josef-Schnuch-Str.): 0 - 4 PKWs, manchmal auch ein LKW vom Kalkwerk, dazu noch die weniger geduldvollen Fahrer, die den schmalen Schleichweg (Klautermühle) aus Temmels genommen haben.
Es ist nicht logisch, dass 60 Autos, die Vorfahrt haben, wegen 7 im Stau stehen. Neuerdings hat mein Schwager, Verkehrsingeuneur in Stuttgart, mich auf dem Weg nach Nittel begleitet. Er meinte, einige Leser von Die Grenzgänger könnten das Problem lösen.
Seine erste Beobachtung: die Kapazität des Grenzübergangs ist nicht die Ursache. Aus Trier kommende Fahrer haben ja Vorfahrt bis nach der Brücke, und in Grevenmacher ist meist kein Stau, oder?, nur vor der Brücke.
Zweite Beobachtung: wenn kein Stau ist wird es zu schnell und dazu mit zu wenig Abstand durch diese Kartstrecke gefahren. Dadurch haben die (zwar wenige) wartenden Fahrer aus Nittel und Wellen keine Chance einzufädeln. Dann bremsen einige aus Trier, damit die Wartenden links abbiegen können. Ist zwar nett gemeint, hier aber liegt die Hauptursache des Staus.
Mein Schwager deutete darauf hin, dass auch bei niedriger Geschwindigkeit (10 –30 kmh), Bremsen tödlich ist wenn so go wie keiner Abstand hält. Hält einer an, so müssen gleich 5 – 30 weitere Autos auch sofort bremsen. Der Verkehrsfluß friert ein. Das beobachte ich auch manchmal. Auf dem Weg zurück nach Konz ist auf ein Mal Riesenstau bis nach Temmels wo vor wenigen Minuten kaum was los war, auch wenn an der Brücke immer noch wenige Autos aufs Einfädeln warten.
Sein Rat: jeder fünfte bis zehnte Fahrer (vielleicht Sie?) fährt, wie eigentlich vorgeschrieben, mit 30 kmh (oder auch weniger) auf die Brücke zu, und hält dabei viel, viel Abstand, 50 bis 100 m, bis er die Esso-Tankstelle erreicht hat. Hier gilt es ausreichend grosse Lücken zu schaffen. Kleine Lücken (10 – 20 meter) bringen nichts; die Wartenden haben nicht ausreichend Zeit, auf eine unerwartete Lücke zu reagieren, die Lage einzuschätzen (nach Gegenverkehr zu schauen) und schließlich einzubiegen. Bei 30 kmh bedeutet eine 50-meter grosse Lücke 6 Sekunden Zeit für Einbieger. Mit viel Abstand würden auch die wenigen Fußgänger in den Zebrastreifen nach der Brücke noch Linksabbieger nach Bernard Massard bzw. bei Esso zum Stau beitragen.
Also, liebe (und intelligente und gut aussehende) Leser, die auch in diesem Stau stehen. Probier’s doch mal. Langsam, mit Abstand. Nicht anzuhalten ist nicht unhöflich, da mit dem Abstand jeder eine Lücke findet.
Luftaufnahme (ohne Stau): http://www.flickr.com/photo_zoom.gne?id=424299900&size=l