Eine Faustregel bei den Apfelbauern besagt, dass sich immer eine gute Ernte und eine schlechte Ernte abwechseln. Und 2023 war ein schlechtes Jahr. Deshalb ist es für Bill Hein, von Ramborn kaum überraschend, dass die Bäume in diesem Jahr voll hingen. Ganz ohne Belang ist die Wetterlage trotzdem nicht.

In diesem Frühling war es sehr feucht. Der Sommer war verregnet. Es gab spät noch Frost. Die Bauern, die Getreide anbauen, hatten jedenfalls kein gutes Jahr. Anders die Winzer. Sie hatten zwar Einbußen bei der Menge, dafür hatten sich in den Trauben interessante Aromen eingestellt, die einen guten Wein versprechen.

Und beim Cider? Die ausbleibende Sonne hat dafür gesorgt, dass die Äpfel eine gewisse Säure bilden, sodass sich eine gute Balance aus Süße und Säure eingestellt hat. Praktischer Nebeneffekt: Die Säure führt dazu, dass der Pre-Cider (ein Vorprodukt, mit dem die Kellerei arbeitet) sich in seinen Edelstahlfässern besser lagern lässt.

Säure und Süße

Das 9-jährige Unternehmen hat seinen Sitz in Born, im Osten Luxemburgs, direkt an der deutschen Grenze. Für seinen Wein bezieht es Früchte aus lokaler Produktion aus beiden Ländern. Darunter klassische Apfelsorten der Region wie Rambo und Boskop.

Ramborn hat selbst nur wenige Obstgärten und bezieht sein Obst von rund 350 Landbesitzern. Neben dem klassischen Apfelcidre produziert das Unternehmen auch Birnen- und Quittencider. Das Ernten, Pressen und Verarbeiten der Äpfel dauert noch bis in den November hinein.

Kenner von Traubenwein sprechen oft von einem guten oder einem weniger guten Jahrgang. Das gibt es beim Cider nicht in der Art, erklärt Hein. Die Firma habe die Produktionsmethode so ausgefeilt, dass der klassische Apfelcider aus ihrem Haus immer (fast) gleich schmeckt. Anders sei dies beim Quittencider der von Jahr zu Jahr anders schmeckt – und das ist gewollt. “Die Natur spielt, wie sie spielt”, erklärt Hein die Philosophie hinter dem Getränk.

Neben der Produktion von Getränken hat sich Ramborn auch dem Erhalt von Obstgärten verschrieben. Vor 90 Jahren, so Hein, habe es in Luxemburg noch rund 1 Million Apfelbäume gegeben. Diese Zahl sei inzwischen auf zwischen 110.000 und 120.000 gefallen. Die Firma berät Bauern und pflanzt auch selbst alte Apfelsorten. Allerdings gäbe es eine Lücke zwischen den ganz alten und den jungen Bäumen. Ein Apfelbaum kann rund 100 Jahre alt werden. Ein hochstämmiger Apfelbaum erreicht erst nach 20 Jahren sein Ertragsmaximum, also den Zeitpunkt, ab dem er viele Äpfel produziert.

 

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