Luxemburg-Stadt könnte viel mehr für die Sicherheit der Fußgänger und Radfahrer tun. Das sagt Federico Gentile, vom Verein Zentrum für Urbane Gerechtigkeit (ZUG). Der Verein stellt aber auch fest, dass die Stadtverwaltung an vielen Stellen bereits nachgebessert hat – und glaubt selbst ein Stück weit dafür verantwortlich zu sein.

Ende 2021 war die Aktivistengruppe zum ersten Mal in Erscheinung getreten und hatte angekreidet, dass jeder vierte Fußgängerüberweg in der Hauptstadt falsch angelegt sei. Eine Gefahr für Fußgänger. Was die Gruppe als konstruktive Kritik verstand, löste bei den Gemeindevätern  eine Verteidigungshaltung aus und führte zu Debatten im Gemeinderat.

Im Detail geht es in der Kritik darum, dass hunderte Parkplätze in Luxemburg-Stadt zu nahe an Zebrastreifen eingezeichnet sind. Die Straßenverkehrsordnung schreibt nämlich vor, dass Autofahrer einen Mindestabstand von fünf Metern zum Zebrastreifen halten müssen, wenn sie ihr Auto abstellen. Nach langen Debatten hielt die zuständige Verwaltung fest, dass lediglich 37 der Zebrastreifen in Luxemburg-Stadt nicht den Regeln entsprechen würden und nicht die von den Aktivisten kritisierten mehr als 400.

Die Aktivisten von ZUG haben nun mit einer gewissen Freude beobachtet, dass sich etwas getan hat. “Die Stadt hat in den letzten Jahren an vielen Stellen Schraffierungen eingezeichnet“, erklärt Gentile. Die neuen Schraffierungen verbieten das Parken zu nahe am Zebrastreifen. ZUG vermutet, dass in den drei Jahren an mehr als 37 Stellen so nachgebessert wurde. Zu diesem Thema kontaktiert, hat die Stadtverwaltung bislang nicht auf unsere Anfrage geantwortet.

Als Erfolg verbucht

Gibt die Stadt damit implizit den Aktivisten recht? Genau wisse er es natürlich nicht. ZUG verbucht es allerdings als Erfolg. “Unser Ziel ist es, die Stadt sicherer und lebenswerter zu machen”, sagt er. Jetzt habe der Verein ein kleines Stück dazu beigetragen. Er betont, dass es nicht darum geht, einen Kulturkampf mit Autofahrern vom Zaun zu brechen oder jemandem seinen Parkplatz zu nehmen. Es ginge einzig darum, die Stadt lebenswerter und sicherer zu machen.

Aber ist Luxemburg tatsächlich so gefährlich? ZUG mag keine Vergleiche. Es sei unerheblich, ob jetzt Kopenhagen fünfmal sicherer sei oder São Paulo fünfmal gefährlicher. “Wenn ein Mensch angefahren wird, dann ist das immer etwas Schlechtes”, sagt Gentile.

Aber nicht  alles ist im grünen Bereich. ZUG kritisiert weiterhin, dass es in Luxemburg-Stadt an einem Gesamtkonzept fehle. Stellenweise werde etwas getan – zum Beispiel werden taktile Bodenmarkierungen für Menschen mit einer Sehbehinderung auf den Gehwegen angebracht. Es würden aber weiterhin Fehler gemacht. Beispiele dafür findet er einige. Neue Straßen werden ohne Fahrbahnverengung gebaut. Die Wartezeiten an Ampeln seien zu lang für Fußgänger. Die Wartehäuschen an den Bushaltestellen bieten oft keinen Schutz gegen die Sonne und sind oft so klein, dass bei Regen nicht alle Wartenden darin Schutz finden.

Die Kritik, dass es diese Probleme auch in anderen Städten des Landes gibt, weist Gentile zurück. Die Hauptstadt, die sich selbst gerne als Metropole erachtet, hat für ihn eine Sonderrolle. “Die Stadt sieht sich gerne als Vorreiter. Sie ist unglaublich reich. Es müsste so viel mehr möglich sein. Es gilt, Mut zu zeigen”, sagt der Aktivist.

Streit vor dem Verwaltungsgericht

Die Aktivistengruppe ZUG hatte eine Handy-App entwickelt, mit der Nutzer den Abstand zwischen Parkplätzen und Zebrastreifen anhand von Satellitenbildern messen konnten. Insgesamt hatten die Nutzer dieser App 475 Zebrastreifen auf dem Gebiet der Stadt ausfindig gemacht, bei denen dieser Abstand potenziell kleiner war als fünf Meter. Das waren 27% aller Zebrastreifen auf dem Stadtgebiet.

In einer eigenen Überprüfung erkannt die Stadtverwaltung Irregularitäten bei 37 Fußgängerüberwegen. ZUG verlangte daraufhin die Herausgabe dieser Untersuchung. Die Stadt weigerte sich. Daraufhin schaltete ZUG die Kommission für den Zugang zu Dokumenten ein. Diese stellte sich zwar auf die Seite von ZUG, konnte die Stadtverwaltung faktisch aber nicht zur Herausgabe zwingen. Daraufhin haben die Aktivisten eine Crowd Founding Kampagne gestartet, um den Gang vor das Verwaltungsgericht zu finanzieren. Dabei sammelten sie eigenen Aussagen zufolge zwischen 8.000 und 9.000 Euro ein, die es ermöglichen sollen, die Anwaltskosten zu decken. Der Prozess läuft derzeit.

 

⛽In Rubrik VERKEHR,
den Vergleich der Kraftstoffpreise in der Großregion