Es ist üblich, die Staus auf den luxemburgischen Straßen zu ironisieren, aber man muss auch feststellen, dass die Geschwindigkeit nach wie vor DER Hauptfaktor für Verkehrsunfälle im Großherzogtum ist. So war überhöhtes Tempo an 20 % der schweren und 43 % der tödlichen Unfälle beteiligt, die 2021 registriert wurden. Ein aktueller Vorfall vor den Toren der Hauptstadt hat die Debatte über die Zweckmäßigkeit einer Senkung der zulässigen Geschwindigkeiten erneut entfacht. Die Straßenverkehrssicherheit will in dieser Frage einen Gang zurückschalten.

Die VoG macht diese Frage zur Priorität ihres 20-seitigen Berichts, den sie für die Kandidaten, die sich um einen Platz im Parlament oder einen Ministerposten bewerben, veröffentlicht hat. Eine Liste mit “Überlegungen, Vorschlägen und Forderungen”, deren wichtigste Maßnahme darin besteht, die Geschwindigkeit in Ortschaften auf 30 km/h, auf der Straße auf 80 km/h und auf den Autobahnen des Landes während der Hauptverkehrszeiten flexibel zu begrenzen.

Und wehe, man flüstert dem Präsidenten Paul Hammelmann ins Ohr, dass dies eine Utopie sei: Andere Großstädte oder Länder haben dies bereits umgesetzt. Der Präsident der Sécurité routière erinnert daran, dass in den meisten Straßen von Paris und Brüssel bereits Tempo 30 gilt. Tempo 50 ist in den beiden Hauptstädten eine Ausnahme, die hier und da erlaubt ist. Dasselbe gilt für Nantes, Lille, Bilbao und Freiburg.

Im Großherzogtum wurden “Tempo-30-Zonen” bereits hier und da eingeführt. Diesmal wäre jedoch die Rede davon, die Maßnahme auf alle der rund 100 Gemeinden des Landes auszuweiten. “Dadurch könnten die schwächeren Verkehrsteilnehmer besser geschützt werden”, meint die Sécurité routière.

Für Radargeräte in Fahrzeugen

80 km/h war von Emmanuel Macron 2018 überall in Frankreich eingeführt worden. Die “Gelbwesten” hatten den Präsidenten dazu gebracht, einen Rückzieher zu machen. Und seither steht es den Departements frei, die örtlich geltende Geschwindigkeitsbegrenzung festzulegen. So haben in Lothringen die Regionen Moselle und Meurthe-et-Moselle beschlossen, die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf dem Straßennetz bei 80 km/h zu belassen.

Dies ist jedoch nicht überall in Frankreich der Fall. Das jüngste Beispiel: Calvados hat beschlossen, wieder 90 km/h zu fahren. Auch Morbihan, Nièvre und die Haute-Provence sind diesem Beispiel gefolgt.

Die Sécurité routière besteht auf einer Geschwindigkeitsreduzierung “außerhalb von Ortschaften”, weil sich dort die meisten Unfälle ereignen (71 % der tödlichen und 51 % der schweren Unfälle – Daten für 2021). “Eine Geschwindigkeitsreduzierung würde nicht nur die Anzahl der Kollisionen verringern, sondern auch deren Schwere”, plädiert der Verband.

Auch das 165 km lange Autobahnnetz könnte Gegenstand von Geschwindigkeitsanpassungen sein. Die Verkehrssicherheitsbehörde vertritt die Ansicht, dass auf diesen Hauptverkehrsstraßen eine "modulierte Geschwindigkeit" eingeführt werden sollte. Je mehr Menschen dort unterwegs sind, desto weniger schnell darf gefahren werden. "Studien belegen, dass dies den Verkehr flüssiger und homogener macht und so ungewollte Spurwechsel und abrupte Bremsmanöver, die Unfallursachen sind, verringert".

Nach Ansicht der Vereinigung reicht das Aufstellen von Schildern jedoch nicht aus, um die unvorsichtigsten Motorrad- oder Autofahrer zum Abbremsen zu bewegen. Der Verband schlägt daher vor, mobile Radargeräte in Patrouillenfahrzeugen aufzustellen.

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Luxemburg (das im vergangenen Jahr bereits 326.000 Blitzer wegen Geschwindigkeitsüberschreitungen verzeichnete) würde bei Inkrafttreten dieser Maßnahme in hellem Glanz erstrahlen. Aber zweifellos würde sich die Flut an gebührenpflichtigen Verwarnungen aufgrund dieser neuen Kontrollmethode positiv auf das allgemeine Verkehrsverhalten auswirken.

2021, zur Erinnerung: In Luxemburg kamen 24 Menschen bei einem Verkehrsunfall ums Leben.

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Deutschland bremst nicht

Auf 70 % des deutschen Autobahnnetzes gibt es keine Geschwindigkeitsbegrenzungen. Diese Entscheidung geht auf das Jahr 1957 zurück und erklärt sich durch den nationalen Willen, den Verkauf von leistungsstarken Autos, möglichst Made in Germany, nicht zu zügeln. Die Zeiten haben sich jedoch geändert und die Grünen haben einen Gesetzentwurf vorgelegt, der eine landesweite Geschwindigkeitsbegrenzung auf 130 km/h vorsieht. Aus Gründen der Verkehrsprävention ebenso wie aus ökologischen Gründen. So hätte allein diese Verlangsamungsmaßnahme zu einem Rückgang der CO2-Emissionen geführt, "als ob 500.000 Fahrzeuge von der Bildfläche verschwinden würden".

Es war jedoch ein mehrheitliches "Nein", das die Idee im Bundenstag ablehnte.

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