Sind die Autofahrer in Luxemburg nicht dazu bereit eine Rettungskräften Platz zu machen? Vor kurzem schrieb ein Nutzer auf Reddit: “Ich habe oft gesehen, wie Krankenwagen mit eingeschalteten Signaltönen gefahren sind, aber viele Menschen wollten keine Rettungsgasse bilden.” Der Eintrag stieß (fast) ausschließlich auf Zustimmung.

Aus eigener Erfahrung kann Isabelle Medinger, Direktorin der Securité Routière, diese Beobachtung nur teilweise bestätigen. Tatsächlich würden Autofahrer nicht immer sofort eine Rettungsgasse bilden. Oft würden sie sich aber daran erinnern, wenn eine Person damit anfängt, oder wenn eine Durchsage im Radio kommt.

Zur Erinnerung: In Luxemburg sind Fahrer dazu verpflichtet, sobald der Verkehr zäher fließt eine Rettungsgasse einzurichten. Zwischen der Linken und den anderen Fahrspuren muss eine Gasse geschaffen werden, durch die Krankenwagen und andere Rettungskräfte schnell zu einem potentiellen Unfall gelangen können. Die Rettungsgasse soll nicht erst dann entstehen wenn der Krankenwagen mit heulenden Sirenen bereits im Anmarch ist. So können potentiell Leben gerettet werden.

Nicht nur Rettungskräfte sondern auch das Straßenbauamt und der Pannendienst sollen so durchgelassen werden. Denn damit ist die  Straße schneller wieder frei und “es rollt wieder”.

Luxemburg ist nicht das einzige Land, das eine solche Regelung hat. Deutschland ist stolz auf seine Rettungsgassen. In Belgien wurde die Rettungsgasse im Jahr 2020 in der Straßenverkehrsordnung verankert. In Frankreich dagegen gibt es lediglich die Vorschrift, dass Autofahrer Rettungsdiensten und liegengebliebenen Fahrzeugen aus dem Weg gehen müssen (corridor de sécurité).

“Im Grunde müsste jeder Bescheid wissen. Es gab große Kampagnen – Plakate hingen monatelang entlang der Straßen – und im Radio wird bei Verkehrsmeldungen immer wiederholt, dass die Autofahrer eine Rettungsgasse bilden sollen”, sagt die Direktorin der Sécurité Routière. “Vieleicht fehlt es an Disziplin. Manche Menschen benutzen auch keinen Blinker mehr.” Sie fragt sich allerdings, ob es tatsächlich nur in Luxemburg so ist, oder ob es sich um eine allgemeine Feststellung handelt.

Isabelle Medinger hat zwei Vermutungen die Erklären könnten warum viele Fahrer nicht den Reflex haben bei Stau sofort Platz zu schaffen. Zum einen gäbe es in Luxemburg viele Fahrer aus anderen Ländern, die nicht unbedingt im Fahrunterricht die gleichen Regeln gelernt haben.

Andere Bedingungen

Zum anderen finden Fahrer aus dem Ausland in ihrer Heimat andere Bedingungen vor. “Frankreich zum Beispiel hat ein größeres Netz an ununterbrochen Pannenspuren die Rettungsfahrzeuge nutzen können.” In Luxemburg werden Pannenspuren regelmäßig durch Auf- und Abfahrten unterbrochen oder verschwinden unter Brücken.

Zurück im Internet widerspricht dann doch ein User dem Narativ, dass die Fahrer in Luxemburg egoistisch sind: “Als jemand, der in der Nähe des Weges wohnt, den die Ambulanz zum CHL nimmt, liegen Sie absolut nicht richtig. Ich habe noch nie, und ich meine noch nie, erlebt, dass eine Rettungsgasse nicht rechtzeitig geschaffen wurde … Luxemburg ist das respektvollste Land, das ich in dieser Angelegenheit erlebt habe ….”

Neben dem Retten von Menschenleben gibt es einen weiteren Anreiz eine Rettungsgasse zu bilden: Bei Nichteinhaltung auf  der Autobahn kostet das Bußgeld 145 Euro und es werden 2 Punkten auf dem Punkteführerschein. Außerhalb der Autobahn beträgt das Bußgeld 74 Euro.

 

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