Tausende von Bewohnern und Grenzgängern reisen jeden Tag mit dem Zug zur Arbeit in Luxemburg. Für die allermeisten von ihnen endet die Fahrt am Hauptbahnhof von Luxemburg-Stadt, wo sie dann auf Bus und in die Tramumsteigen oder sich zu Fuß aufmachen zu ihrem Arbeitsplatz. Eine Erfahrung, die Angenehm sein kann aber besonders zu Stoßzeiten mit Verspätungen einhergeht und die man schlimmstenfalls im Stehen oder auf einer Treppe sitzend über sich ergehen lassen muss.

Trotz aller offenen Grenzen und dem grenzüberschreitenden Verkehr unterscheidet sich die Eisenbahn in 🇧🇪Belgien, 🇩🇪Deutschland, 🇫🇷Frankreich und 🇱🇺Luxemburg zum Teil ganz erheblich. Ein merklicher Unterschied sind die Investitionen, welche die Länder in ihre Infrastruktur stecken.

Luxemburg investiert fleißig und topt Jahr für Jahr das Ranking der höchsten pro-Kopfinvestitionen in die Schiene. 2023 investierte jeder Bürger 512€ in die Bahninfrastruktur. Viel mehr als die Nachbarländer. In Deutschland bezahlten die Bürger im Schnitt 115€ der Investitionsausgaben für die Schiene. In Belgien waren es 101€ und Frankreich nur 51€ – also nur ein Zehntel dessen, was Luxemburg investiert. Zum Vergleich: Die Schweiz investiert 477€ pro Kopf.

🇱🇺 Gratis fahren im Großherzogtum

Eine Luxemburger Besonderheit dürfte inzwischen jedem bekannt sein. Der gesamte öffentliche Verkehr – vom Bus über die Tram bis hin zur Bahn – ist gratis. Jeder kann, ohne sich Gedanken über eine Fahrkarte zu machen, einfach einsteigen und mitfahren – es sei denn in der ersten Klasse. Für die ist nach wie vor ein “Billett” notwendig.

Das Bahnnetz in Luxemburg ist (natürlich) das kleinste der vier Länder mit 271 km. Selbst wenn  die neue Bahnstrecke zwischen Bettemburg und Luxemburg-Stadt eröffnet wird, erhöht sich diese Zahl nur um 7 km. Das Problem mit dem Netz? Das Netz ist wie ein Stern angelegt. Alle Bahnstrecken laufen in Luxemburg Stadt in einem Punkt zusammen. Das und die hohe Nutzung nahe der Kapazitätsgrenze tragen dazu bei, dass ein Problem im Netz sofort Auswirkungen auf das ganze Netz hat. Trotzdem kamen laut den  offiziellen Zahlen der Bahn rund 90% der Züge rechtzeitig an.

🇩🇪 Besser zu spät als nie

Ein Stereotyp besagt, dass die Deutschen besonders pünktlich sind. Ein Blick in die Statistik der Deutschen Bahn lässt jedoch zumindest den Schluss zu, dass die Züge es nicht sind. Die DB musste im letzten Jahr zugeben, dass zwischen Januar und November 2023 “nur” rund 69,6 % der Bahnreisenden pünktlich an ihr Ziel kamen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass fast jeder Dritte nicht rechtzeitig dort ankam, wo er hinwollte. Damit wurde die Bahn in den letzten Jahren sogar noch unpünktlicher auf ihrem fast 39.000 km langem Netz. Zwischen 2018 und 2020 lag die Pünktlichkeit noch bei rund 80 %.

🇧🇪 Kleine Bahnhöfe im Fokus

Als im letzten November in Belgien nur 8 von 10 Zügen der Bahngesellschaft SNCB pünktlich ankamen, sah die belgische Presse schwarz. Es war der schlechteste Wert seit 2016. Über das ganze Jahr 2023 kamen 87,4 % der Züge pünktlich an. Der zweitschlechteste Wert seit 2016 auf dem 3.619 km langen Netz. “Ein schwarzes Jahr” schrieb die Zeitung L’Echo.

Zurzeit liegt ein besonderes Augenmerk der SNCB auf der Renovierung von kleinen Bahnhöfen. Das Netz hat 555 Bahnhöfe, davon 20 große, 80 mittlere und 455 kleine. Letztere sind die Anlaufstelle für die meisten Reisenden. Die belgische Bahn hat angekündigt, bis 2032 jährlich zwischen 30 und 40 Millionen zu investieren, um diese zu verbessern, indem sie Bänke, Unterstände, Beleuchtung und Anzeigetafeln überholt.

🇫🇷  Rasend schnell aber nicht immer pünktlich

Das Aushängeschild Frankreichs Bahn ist wohl der TGV, der auch seit einigen Jahren zwischen Luxemburg und Paris seine Runden zieht. Doch auch wenn der TGV schnell ist – pünktlich ist er nicht immer. 2022 waren 14,22 % dieser Hochgeschwindigkeitszüge nicht pünktlich (aktuellste Zahlen). Bei internationalen Verbindungen hatten 16,2 % der Züge Verspätungen, 16,7 % der Intercitys kamen zu spät und 8 % der Regionalbahnen. Laut Eurostat ist das französische Bahnnetz seit 2015 von 29.041 km auf unter 28.000 km geschrumpft.

 

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