Die letzte Luxemburger Regierung hatte es sich auf die Fahne geschrieben, den Kauf eines Fahrrades finanziell zu fördern. Wenig verwunderlich, stellte doch eine grüne Partei die Umweltministerin. Aber auch unter dem neuen CSV-Umweltminister, Serge Wilmes, wird das Förderprogramm weitergeführt werden – wenn auch in neuer Form. Die Förderung soll in Zukunft nur Haushalten zugutekommen, die auch die Teuerungszulage oder die Energieprämie erhalten.

Der Minister hat darüber hinaus die Förderung von Cargo-Bikes angekündigt. Diese großen Räder erlauben auf einem Rücksitz oder vor dem Fahrer, Personen und Güter zu transportieren. Sie eignen sich zum Beispiel, um Kinder zur Schule zu fahren oder um den Wocheneinkauf zu machen. Damit sind sie keine Sport- und Freizeitgeräte, sondern einzig für die Nutzung im Alltag gedacht. In Städten wie Amsterdam gehören solche “Bukfiets” bereits zum Stadtbild.

Die Förderung der Fahrräder wurde in Luxemburg 2019 eingeführt und erfreut sich seitdem einer großen Beliebtheit. Seitdem wurden laut dem zuständigen Ministerium 80.657 Fahrräder mit rund 35 Millionen Euro gefördert. Umweltminister Serge Wilmes hatte zwar den Erfolg der Förderaktion anerkannt und als “succès fou” bezeichnet. Aber auch die Frage aufgeworfen, wo all die geförderten Fahrräder sind und gefolgert: “Normalerweise sollten wir auf dem Niveau der Niederlande, Dänemarks sein, aber das sind wir nicht. Diese Fahrräder stehen oft in Kellern und werden im Alltag nicht benutzt.”

Ein Auto ersetzen

Jo Klein, Mitarbeiter des Vereins ProVelo, begrüßt diese Neuerung. Die Fahrradaktivisten fordern schon lange die Förderung von Cargo-Bikes da sie “das Potential haben ein Auto zu ersetzen“. Familien die zwei Autos haben, könnten zum Beispiel ein Fahrzeug gegen ein solches Gefährt eintauschen.

Die Anschaffung eines Cargo-Bikes ist für viele Familien eine größere Investition. Die Fahrzeuge variieren im Preis, erklärt Jo Klein. Seiner Einschätzung nach muss man mit einem Anschaffungspreis von 5.000 bis 7.000 Euro rechnen. Die Zuschüsse in Höhe von 50 % ohne Mehrwertsteuer bis zum Höchstbetrag von 1.000 Euro dürften also für viele potenzielle Cargo-Bike-Besitzer eine willkommene Unterstützung sein.

Allerdings müssen Menschen, die mit dem Cargo-Bike unterwegs sind, noch mit Hindernissen im Verkehr rechnen. Cargo-Bikes werden noch nicht überall bei der Planung von Radinfrastruktur berücksichtigt. Ein Beispiel dafür sind die Eingänge im Stadtpark. Dort gibt es Schranken, die in der Theorie Radfahrer und Fußgänger durchlassen sollen, die aber für Cargo-Bikes zu eng sind. Das hatte auch bereits der Minister anerkannt, als er sagte: „Das Wichtigste, wenn wir mehr Radverkehr haben wollen, ist die Infrastruktur.“ Immerhin: Ein Cargo-Bike kann mehr als 2,60 Meter lang sein und hat einen entsprechend großen Wendekreis.

Bereits Januar hatte die Regierung "Frieden" angekündigt, dass das Förderprogramm (Klimabonus) bis zum Juni fortgesetzt wurde und anschließend unter sozialen Gesichtspunkten überarbeitet werde. Daraufhin stellte das Umweltamt ab März, eine deutliche Hausse bei den Anfragen fest. Davor lag die Zahl der Anfragen bei 1.400 im Monat. Im März stieg sie auf 2.300 Stück. In der Vergangenheit hatte der große Erfolg zu extrem langen Wartezeiten bei der Bearbeitung der Anträge geführt. Derzeit liegt diese bei 6 Wochen.

Im Juni hatte das Umweltministerium die Details bekannt gegeben. Dass die Fahrradprämie in Zukunft sozial gestaffelt sein soll, findet Fahrradaktivist Jo Klein unterdessen nicht schlimm. Menschen mit einem hohen Einkommen beim Kauf eines Fahrrades zu unterstützen, hält er nicht unbedingt für notwendig.

 

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