Millionen Jodtabletten für die Cattenom-Katastrophe
Veröffentlicht
von
Yves Greis
am 22/03/2025 um 11:03

Das französische AKW Cattenom steht nur unweit der Luxemburger Grenze. Bis zum Rathaus in Esch sind es nur 19 Kilometer. Bis zum Sitz des Gemeinderates in Luxemburg-Stadt sind es immer gerade einmal 22,4 Kilometer. Nach Clerf fast ganz im Norden des Großherzogtums, sind es immerhin 72 Kilometer.
Luxemburg steht dem Kraftwerk eher kritisch gegenüber. Die Regierungen des Großherzogtums engagieren sich traditionell gegen Kernkraft. Gegen die Initiative der EU, Investitionen in Kernkraft als “nachhaltig” einzustufen, wurde in (vor drei Jahren) Luxemburg Sturm gelaufen. Tatsächlich wird der “Notfallplan für den Fall eines nuklearen Unfalls” in Luxemburg inoffiziell sogar als “Cattenom-Plan” bezeichnet.
Aber auch die 🇱🇺 Bevölkerung kann für Atomkraft nicht richtig begeistert werden. 52 Prozent glauben, dass sie in Zukunft positive Auswirkungen haben wird. Das ist zwar eine kleine Mehrheit, allerdings ist es auch eine der niedrigsten Zustimmungsraten in der EU. In 🇫🇷 Frankreich sind es immerhin 69 Prozent.
Vorsorge
Die Regierung hat sich vor mehr als 10 Jahren, 2014, gedacht: lieber eine gute Vorbereitung als böses Erwachen, im Rahmen einer großen Kampagne auf die Gefahr eines Unfalls aufmerksam gemacht. Im Oktober 2014 hatte es eine große nationale Verteilungsaktion gegeben. 180.000 Menschen hatten sich daraufhin Jodtabletten besorgt. (Dieser Einkauf vom Hochkommissariat für nationale Sicherheit abgewickelt).
Solche Tabletten werden im Falle eines nuklearen Unfalls eingesetzt, um die Schilddrüse mit stabilem Jod zu sättigen. Dadurch wird verhindert, dass radioaktives Jod-131 aufgenommen wird, was das Risiko von Schilddrüsenkrebs verringert. Über ihren Einsatz entscheidet der Krisenstab, und sie sollen nur eingenommen werden, wenn die Behörden die Bürger dazu auffordern. Die LU-Alert App läst grüßen.
Aber keine Sorge, wenn Sie diese Pillen verloren oder verlegt haben. Im Falle einer Katastrophe sollen die Gemeinden Verteilungspunkte einrichten, an denen sie ihren Vorrat verteilen. Die Gemeinden sind angewiesen, eine Anzahl von 25 Prozent der Einwohnerzahl an Blister-Packungen à 10 Jodtabletten bereitzuhalten. Diese Quote trägt dem Umstand Rechnung, dass eine Pakung es 5 Erwachsenen erlaubt jeweils 2 Tabletten einzunehmen, dass ein gewisser Vorrat in Schulen vorrätig sein soll und dass sich 2014 bereits viele Menschen Tabletten besorgt haben.
Außerdem muss jeder Einwohner unter 45 Jahren, wenn er sich in der Gemeinde anmeldet, eine Packung mit Pillen erhalten.
In einem Rundschreiben 2022 wurden die Gemeinden daran erinnert, dass sie regelmäßig ihren Vorrat überprüfen müssen, erklärte nun die Gesundheitsministerin Martine Deprez (CSV) in ihrer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Abgeordneten Mandy Minelle (DP). Neubestellungen müssen über die Abteilung für Strahlenschutz des Gesundheitsministeriums abgewickelt werden.
Zum 1. Januar 2024 hatten 65 Gemeinden der heute 100 Gemeinden der Abteilung für Strahlenschutz ihren Lagerbestand mitgeteilt. Sie aller erreichten die 25-Prozentquote. Allerdings besteht “keine Verpflichtung, statistische Daten über den Vorrat an Jodpillen in den Gemeinden zu erheben”, so die Ministerin. “Aus diesem Grund können keine Zahlen genannt werden”.
Allerdings kann die Ministerin Auskunft über die Bestellungen geben, die über ihr Ministerium abgewickelt werden. Solche Bestellungen ergehen im Prinzip alle 3 bis 5 Jahre. So wurden seit 2013 rund 239.000 Blister-Pakete mit je 10 Pillen bestellt.
Glücklicherweise müssen die Jodtabletten nicht regelmäßig ersetzt werden. Auch nicht nach 10 Jahren. Sie bestehen zum Großteil aus Kaliumiodid, das nicht wie Lebensmittel “abläuft”. Das Gesundheitsamt prüft regelmäßig die Wirksamkeit der im Umlauf befindlichen Lose. Dabei wurde keine Abnahme der Wirksamkeit festgestellt. Selbst nicht bei Pillen, die 1998 hergestellt wurden.
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