Seit Anfang der 1970er Jahre hat Chlorthalonil viele Menschen glücklich gemacht. Landwirte schätzen seine fungizide (Pilze und Parasiten abtötende) Wirkung, Bootsfahrer schützen ihre Boote mit Antifouling-Farben auf der Basis dieses Moleküls und Heimwerker lackieren ihre Bretter mit Flüssigkeiten, die dieses Pflanzenschutzmittel enthalten.

Doch seit einigen Wochen beginnt eben dieses Chlorthalonil einigen Wissenschaftlern den Angstschweiß auf die Stirn zu treiben. Denn das Keimhemmungsmittel, dessen Verkauf in Europa Ende 2019 und dessen Verwendung im Mai 2020 verboten werden soll, kommt wieder an die Oberfläche der Nachrichten. Jedenfalls gelingt es jüngsten Analysen, es im Trinkwasser, das von den Haushalten konsumiert wird, ausfindig zu machen.

🇫🇷 In Frankreich hat die sehr seriöse Nationale Agentur für Gesundheits-, Ernährungs- und Umweltsicherheit (Anses) gerade bekannt gegeben, dass sie überall in Frankreich Rückstände des Moleküls gefunden hat. Das geht so weit, dass 20 % des Wassers, das in Frankreich für den menschlichen Gebrauch verteilt wird, diesen Stoff enthält.

Die Besorgnis rührt daher, dass das Molekül vor drei Jahren vom Markt genommen wurde, weil es als “möglicherweise krebserregend” eingestuft wurde.

Überall in der Großregion

Auch wenn die Biologen der Meinung sind, dass die festgestellten Konzentrationen derzeit noch sehr gering sind und daher möglicherweise keine Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit haben. Aber was ist mit der langfristigen Exposition von Menschen, die nur Leitungswasser trinken? Diese Frage kann niemand mit Sicherheit beantworten.

🇱🇺 Auf Anfrage von Radio 100,7 gab das luxemburgische Umweltministerium zu, dass es ebenfalls Spuren von abgebautem Chlorthalonil gefunden hat. Bei Kontrollen in fünf Gemeinden wurde das Pestizid von gestern nachgewiesen. Dies war insbesondere auf der Seite von Helperknapp im Kanton Mersch der Fall.

Die Behörden beruhigen jedoch: Die Konzentration liegt weit unterhalb jeglicher gesundheitlicher Warnschwellen. In der offiziellen Stellungnahme heißt es, dass die Messung “weit unter 1% der ‘maximal zulässigen Dosis’ eines potenziell gesundheitsschädlichen Produkts” liege. Es werden alle Maßnahmen ergriffen, um gesundes Wasser für alle Verbraucher im Großherzogtum zu gewährleisten. Der tägliche Bedarf an Trinkwasser beträgt 120 Millionen m³/Tag.

🇩🇪 Deutschland ist ebenfalls von dieser heimtückischen Verschmutzung betroffen. In Deutschland wurde eine Toleranzschwelle von 3 µg/Liter (3 Millionstel Gramm/Liter Wasser) festgelegt. Bei einem höheren Wert gehen die Behörden davon aus, dass eine Toxizität vorliegt.

🇧🇪 In der Wallonie wird Chlorthalonil zusammen mit 300 anderen Substanzen in den Gewässern nachgewiesen. Die Société Wallone des eaux hat es im Visier, aber die SWDE meldet bislang keine besorgniserregenden Werte.