Es ist sehr wichtig, dass junge Menschen Zugang zu einer guten Sexualkunde haben, damit sie darauf angemessen vorbereitet sind, ihre sexuelle Gesundheit zu verstehen und zu steuern. Daran erinnert die Organisation Planning Familial am Welttag der sexuellen Gesundheit, am 4. September.

Die Organisation setzt dabei auf eine ganzheitliche Herangehensweise. Dabei sollen nicht nur die (auch wichtigen) biologischen Aspekte zur Sprache kommen – von Hormonen bis Eisprüngen. Sondern alle wesentlichen Fragen im Zusammenhang mit Einvernehmen, Körper, Sexualität, Geschlecht und vielem mehr. Die Ermahnung des Planning Familial steht nicht im luftleeren Raum. In den letzten Wochen hatten mehrere Schlagzeilen für Ernüchterung gesorgt und gezeigt, wie aktuell die Forderungen sind.

1) Diskussion um LGBT in der Schule 🏳️‍🌈

LGBT-Themen liegen dem Planning Familial am Herzen. “Sie spiegeln die aktuellen Sorgen und Fragen der Jugendlichen in Bezug auf ihre Identität und ihre Beziehungen wider”. Die Organisation und ihre Partner wollen den Jugendlichen einen Raum für einen offenen und respektvollen Dialog schaffen, “indem jeder Jugendliche diese Themen in vollem Vertrauen und ohne Tabus erforschen kann”.

In Luxemburg war vor einigen Wochen eine Debatte darüber hochgekocht, ob Minderjährige in der Schule mit LGBT-Themen konfrontiert werden dürfen. Eine öffentliche Petition, die einen Stopp solcher Themen in der Schule forderte, hatte binnen kürzester Zeit die nötigen 4.500 Unterschriften erreicht, um eine Debatte im Parlament zu erzwingen. Schlussendlich fand sie 9.980 Unterstützer. Die Gegenseite ließ sich nicht lange bitten. Eine Gegenpetition, die sich für mehr LGBT-Themen in der Schule aussprach, erreicht die 4.500-Marke binnen nur 12 Stunden, nachdem die Petition zur Unterschrift freigegeben wurde. Aktuell steht sie bei knapp über 10.000 Unterschriften (Stand 4.9.).

2) Ungenutzte Kondome 🍆

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellte einen “alarmierenden Rückgang in der Nutzung von Kondomen bei Jugendlichen” in Europa fest. Damit verbunden ist die Gefahr einer Infektion mit einer sexuell übertragbaren Infektion (STI) oder einer ungeplanten Schwangerschaft. Auch für die Weltgesundheitsorganisation ist eine gute Sexualkunde der Schlüssel. “Die hohe Prävalenz von ungeschütztem Geschlechtsverkehr deutet auf erhebliche Lücken in der altersgerechten umfassenden Sexualerziehung, einschließlich der Aufklärung über sexuelle Gesundheit, und im Zugang zu Verhütungsmethoden hin”, so die Organisation.

Den Trend konnten die Forschenden der WHO auch in Luxemburg nachweisen. Hier hatten 25% der sexuell aktiven Jungen und 33% der sexuell aktiven Mädchen im Alter von 15 Jahren bei ihrer letzten sexuellen Begegnung keine Kondome benutzt. In Frankreich waren es 23% der Jungen und 27% der Mädchen. In Deutschland sogar mehr: 31% der Jungen und 37% der Mädchen. Im flämischen Teil Belgiens waren es 33% der Jungen und 42% der Mädchen. Und im französischen Teil 28% der Jungen und 39% der Mädchen.

3) Ansteckungen mit STI 🦠

Anstatt immer seltener zu werden, sind sexuell übertragbare Infektionen (STI) in Europa auf dem Vormarsch. In der Europäischen Union und dem Europäischen Wirtschaftsraum werden jährlich alleine 300.000 neue Infektionen mit einer bakteriellen STI diagnostiziert. Laut Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) handelt es sich bei dieser Zahl um eine zu niedrige Schätzung.  Junge Menschen sind besonders gefährdet. Menschen zwischen 15 und 24 etwa haben eine beachtlich höhere Chance, an Chlamydien oder Gonorrhö zu erkranken.

Zum Welttag der sexuellen Gesundheit weist der Planning Familial auch darauf hin, dass eine umfassende sexuelle Bildung von zahlreichen Organisationen als ein Grundrecht von Kindern angesehen wird. Zwei dieser Organismen sind die Weltgesundheitsorganisation und die UNESCO. “Sie ist nicht nur für den Schutz ihrer körperlichen und geistigen Gesundheit von entscheidender Bedeutung, sondern auch für ihre soziale und emotionale Entwicklung”, betont der Planning Familiale.

Die Organisation weist auch darauf hin, dass eine gute Aufklärung den Risiken vorbeugen kann, die mit Desinformation verbunden sind. Kinder erhalten immer früher Zugriff auf das Internet. Deshalb sei es von entscheidender Bedeutung, ihnen eine solide Wissensgrundlage zu bieten, um sich in dieser Umgebung zu bewegen, die “mit falschen oder unangemessenen Informationen übersättigt ist”.

Das Planning Familial geht auf Einladung von Schulen in Klassen, um mit den Kindern und Jugendlichen zu sprechen. Die Kurse unterscheiden sich je nach Alter. Während in der Grundschule über Körper, Emotionen, Familie und Gleichberechtigung gesprochen wird, werden im Sekundarunterricht Themen wie Pubertät, Verhütung, STI, der Zyklus, Menstruation, sexuelle Orientierung und Beziehungen erörtert. Auch Pornografie, Einvernehmlichkeit und das Ausdrücken des Genders kommen zur Sprache.


Neben den Interventionen im Schulunterricht, agiert das Planning Familial auch im nicht-formalen  Sektor (also in Internaten, Heimen und bei Personen mit besonderen Bedürfnissen) . Dort agierte die Organisation alleine im letzten Jahr 695 mal.

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