Wohnen in Luxemburg ist teuer. Das ist nicht neu. Besonders hart trifft es Studierende. Sie gehen meist keiner regulären Arbeit nach und müssen in winzigen Wohnungen hausen, um sich das Leben im Großherzogtum leisten zu können. Eigenen Aussagen zufolge besitzt die Universität 34 Wohnheime an verschiedenen Orten des Landes, doch das reicht lange nicht aus um alle Studierenden aufzunehmen. Sie befinden sich nahe an der Uni (z.B. Belval, Esch und Luxemburg-Stadt) aber auch in umliegenden Orten wie Düdelingen, Nörtzingen und Oberkorn).

Seit dem letzten Jahr ist ein neues Unternehmen im Bereich des studentischen Wohnens aktiv. Mit einer Besonderheit. Die Firma WeConnect, vermittelt Studierende auf der Suche nach einer Bleibe an nicht mehr ganz so junge Gastgeber. So wollen die Gründer auch der grassierenden Einsamkeit in unserer Gesellschaft etwas entgegensetzen.

Denn: Immer mehr Menschen fühlen sich einsam. In den Medien ist oft von einer Einsamkeits-Epidemie zu lesen. Zwar hat das Internet versprochen, dass die ganze Welt näher zusammenrückt. Doch immer mehr junge Menschen leiden unter dem Gefühl, alleine zu sein. Soziale Medien verstärken das Gefühl. “Sie sehen in den sozialen Medien, dass ihre Bekannten ausgehen und feiern, und fühlen sich dann schlecht, wenn sie zu Hause sitzen“, erklärt Ivo Silva, Mitbegründer der Firma. Allerdings können auch Menschen, die nicht mehr im Jugendalter sind, sich einsam fühlen. “Das fängt oft an, wenn sie in Rente gehen“, so Ivo Silva.

Ausgezeichnetes Team

Mit ihrere Idee für Firma zur Vermittlung von intergenerationellem Wohnen, gewann das Duo bestehend aus der Psychologiestudentin Clémentine Offner und dem Wirtschaftsstudent Ivo Silva beim Euroskills Unternehmensgründerwettbewerb in Graz Bronze. Der Wettbewerb ist so etwas wie die Olympischen Spiele für junge Firmengründer. 2021 nahmen rund 300 junge Menschen aus 20 Ländern teil. Thema des Wettbewerbs war die Frage:  Wie können Junge und ältere Menschen voneinander lernen?

 

Wie funktioniert WeConnect? Auf der Internetseite der Firma können Studierende auf der Suche nach einer Bleibe sich anmelden. Sie müssen dort einen Fragebogen ausfüllen, damit die potenziellen Gastgeber wissen, mit wem sie es zu tun haben – ganz so als würden sie als potenzielle Kandidaten für eine Wohngemeinschaft gegrillt. Dann müssen sie ein kleines Video aufnehmen, um sich vorzustellen.

Gastgeber können sich ebenfalls über die Internetseite melden. Sie seien ganz verschieden, berichtet Ivo Silva. Einige von ihnen seien Alleinlebende, die einen Mitbewohner suchen. Aber es gebe auch Paare, deren Kinder bereits ausgezogen sind. Sie haben oft selbst mit ihren Kindern erlebt wie schwer es sein kann, eine Studierendenwohnung zu finden und wollen jetzt anderen Studierenden helfen.

Die Firmengründer machen sich keine Illusionen darüber, dass sie nicht jedem helfen können. Hunderte Studierende haben sich seit dem Launch der Firma im letzten Sommer gemeldet. Bislang konnten knapp über 30 Verträge geschlossen werden. “Uns war von Anfang an klar, dass wir mehr Studierende als Gastgeber finden würden“, so Silva. Derzeit habe die Firma ca. 1.000 Studierende in ihrer Datenbank, schätzt Silva. Aber es würden auch immer mehr Gastgeber.

Partnerschaft mit der Uni

Wer selbst die Erfahrung gemacht hat, als im Ausland studiert zu laben, weiß wie enorm schwer es ist. Wir versuchen für die Studenten eine weitere Lösung anzubieten, die noch dazu erschwinglich ist“, sagt Ivo Silva.  Das Unternehmen arbeitet deshalb in enger Partnerschaft mit der Universität und trifft sich regelmäßig mit den Personen die dort für die Studentischen Unterkünfte verantwortlich sind. “Unser Tagesgeschäft ist es nicht Studenten zu finden. Die kommen von selbst. Stattdesen konzentrieren wir uns darauf neue Gastgeber zu finden.”

Aber wie funktioniert das Geschäftsmodell? Wenn Studierende einen Vertrag abschließen, wickeln sie ihre Mietzahlungen immer über WeConnect ab. Die Miete beträgt 595 Euro inklusive Nebenkosten. 425 Euro gibt WeConnect an den Gastgeber weiter. Die Differenz behält WeConnect. Eine Kommission berechnet das Unternehmen nicht, und es müssen keine Mieten vorgestreckt werden. Bei der Firma handelt es sich um ein anerkanntes Sozialunternehmen (SIS), so Ivo Silva. Das bringt einige Vorteile mit sich – vorrangig die Befreiung von einigen Steuern. Dafür unterliegt das Unternehmen aber strengen Transparenzkriterien.

 

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