Wie Machinen mit Lasern Weinreben schneiden sollen
Veröffentlicht
von
Yves Greis
am 10/02/2025 um 17:02
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Die Geschichte des Weinbaus in Luxemburg reicht bis in die Zeit der Römer zurück. Seither hat sich vieles verändert. Maschinen haben im Weinberg und in der Kellerei Einzug gehalten. Labore untersuchen den Boden und den Wein.
Bald soll eine neue Technologie ihren Weg in die steilen Hänge finden. “Eine App auf der Grundlage von künstlicher Intelligenz, die Winzer berät, wie man die Reben optimal schneiden soll, steht kurz vor der Vermarktung”, erklärte kürzlich die Luxemburger Landwirtschaftsministerin Martine Hansen in einer parlamentarischen Antwort.
Aber warum muss eine künstliche Intelligenz einem Winzer sein Jahrtausende altes Handwerk erklären? Es geht nicht darum, den alten Hasen zu erklären, was sie zu tun und zu lassen haben. Aber für die Entwicklung der App gibt es gute Gründe, wie Dr. Matthias Porten vom zuständigen DLR Mosel aus Deutschland klarmacht.
Sanfter Schitt
“Zum einen wird eine neue Schnittmethode eingeführt. Der sogenannte sanfte Rebschnitt. Damit kann gegen eine schwierige holz zerstörende Krankheit gewirkt werden, die in den letzten 15 Jahren auftritt – Esca“, erklärt Matthias Porten. Derzeit werden an mehreren Orten Kurse in dieser Schnitttechnik angeboten.
Teilweise wird die neue App bereits in den Kursen eingesetzt. Dabei wird die Kamera des Smartphones auf die Rebe gerichtet und der Schüler kann auf dem Bildschirm zeigen, wo er schneiden würde. Die künstliche Intelligenz kann dann anzeigen, wo die Schnittpunkte richtig gesetzt werden müssen. Damit das klappt, muss das Programm die Rebe aus dem Kamerabild richtig erkennen und zum Beispiel den Hintergrund herausrechnen.
“Ein zweiter Punkt ist, dass die Winzer ja gar nicht mehr selber schneiden. Sie übernehmen die Vermarktung. Das eigentliche Schneiden der Pflanzen übernehmen oft Saisonarbeiter aus Polen, Rumänien oder Moldawien. Sie wechseln oft und es gibt eine Sprachbarriere“, so Porten über die Probleme des modernen Weinbaus. “Mit dem System können diese Arbeiter den Rebschnitt erlernen”, glaubt er. Derzeit wird an einer App gearbeitet, mit der die Arbeiter eine Art “Führerschein” für den Rebschnitt absolvieren können.
Doch die Forschenden aus Deutschland denken schon weiter. Derzeit laufen erste Versuche, Maschinen mit der künstlichen Intelligenz auszustatten, die die Pflanzen eigenständig zurechtstutzen können. Derzeit muss das Programm noch 2 Minuten lang rechnen, um funktionieren zu können. “Im Schnittkurs ist das egal”, sagt Porten. “Damit die Maschine eigenständig arbeitet, muss die Berechnungszeit allerdings auf 1 Sekunde runter. Daran arbeiten wir gerade”, erklärt Porten.
Winzerpunk 2077
Als “Oberhammer” bezeichnet Porten erste Versuche, solche autonomen Schneidemaschinen mit Lasern zu bewehren. Ein weiteres geplantes Projekt setzt immer noch auf Menschen. Arbeiter sollen nämlich mit “Brustlampen” oder “Stirnlampen” ausgerüstet werden, die per Laser markieren, wo sie schneiden sollen. Diese Projekte sind allerdings noch in einem sehr frühen Stadium. Involviert sind neben dem DLR Mosel, unter anderem das Deutsche Institut für Künstliche Intelligenz und die TU Kaiserslautern, Programmierer, Laserspezialisten und Maschinenbauer.
Die Kooperation zwischen dem DLR Mosel und der Weinindustrie in Luxemburg läuft im Übrigen. “Wir haben auf der Luxemburger schon viele Vorträge gehalten und wir kooperieren eng mit dem IVV (Institut Viti-Vinicole a.d.Red.)”, erklärt Porten. Und noch eine spannende Zusammenarbeit gibt es: “Bei dem Laserprojekt sind auch Luxemburger Winzer dabei, bei denen wir Tests durchführen.”
Bis die neue App tatsächlich vermarktet wird, kann es allerdings noch dauern (hier war die Ministerin vielleicht zu enthusiastisch). “Man darf nicht ungeduldig sein.” Mit dem Prototyp der App wurde im letzten Jahr ein erster Schritt gemacht. Gerade wird daran gearbeitet, die App auch für den Schnitt von Obstbäumen fit zu machen. Mit der “autonomen Laserschneiderei” wurde gerade erst begonnen – bis sie einsatzreif ist, werden wohl noch mindestens drei Jahre vergehen.
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