Seit rund zwei Wochen ist der Platz der Alliierten in Differdingen um eine Attraktion reicher. Es handelt sich dabei um einen sogenannten City Tree (engl. für “Stadt Bäume”) – eine viereckige, mit Holz verkleidete, Konstruktion, die zu allen Seiten mit Moosplatten versehen ist. Sie verspricht, die Luft zu reinigen und die Atmosphäre auf dem Platz zu verbessern. Im Innern des Apparates befindet sich Technik, die das Moos bewässert, und eingebaute Ventilatoren blasen Luft durch das Grün, sodass es Feinstaub und Schwermetalle herausfiltern kann. So ein City Tree soll die Filterleistung von 80 Bäumen haben. Im direkten Umfeld der City Trees soll es vier Grad Celsius weniger warm sein.

Die Gemeinde ist eine sogenannte Net Zero City. “Wir wurden 2022 als eine von rund 100 Städten in der EU ausgewählt, um bis 2030 klimaneutral zu werden. Wir müssen dafür einen Plan aufstellen und mit Zahlen belegen”, erklärt Luc Arend vom Umweltdienst der Gemeinde. “In diesem Kontext müssen wir natürlich auch innovative Projekte umsetzen. Dazu gehört nicht nur, dass wir CO2 einsparen oder kompensieren, sondern auch, dass wir Wege finden, mit dem Klimawandel zu leben. Stichwort Klimaanpassung. Wir sehen jetzt bereits, dass die Durchschnittstemperaturen steigen und dass es immer unangenehmer wird, sich draußen aufzuhalten. Dort kommen diese City Trees ins Spiel.” Zwei City Trees sind bereits in der Gemeinde errichtet. Neben dem auf dem Platz der Alliierten steht bereits einer in der Nähe des Krankenhauses in Niederkorn. Fünf sollen es am Ende insgesamt werden.

Doch nicht jeder freut sich darüber, was die Gemeindeverwaltung dort installiert. In den sozialen Medien etwa werden Stimmen von Bürgern laut, die sich wundern, warum keine richtigen Bäume gepflanzt worden sind. “Die City Trees werden nur dort aufgestellt, wo wir den Boden nicht entsiegeln können”, erklärt auch Arend. Unter dem Platz der Alliierten in Differdingen befindet sich nämlich eine Tiefgarage. Bäume dort vernünftig zu pflanzen sei leider nicht möglich, so Arend: “Ein Baum braucht 15m³ Boden.” Sie in Kübel zu pflanzen und sie dann mit Mühe am Leben zu erhalten, sei keine gute Idee. So sei es einfach nicht möglich, auf dem Platz Bäume zu pflanzen. Natürlich könne so ein City Tree keinen Baum ersetzen. Zum Beispiel, wenn es darum geht, Schatten zu spenden.

Die zuständige Schöffin Zenia Charlé (LSAP) schlägt in die gleiche Kerbe: “Es handelt sich um einen Platz, der leider nicht viel begrünt ist und auf dem wir wegen der Tiefgarage darunter keine Bäume pflanzen können. Uns war es aber wichtig, diesen Platz so zu verbessern, sodass die Menschen dort eine bessere Zeit verbringen können. Langfristig wollen wir etwas machen, um CO2 zu neutralisieren, die Luft zu filtern und den Platz zu kühlen.” Sie betont, dass bereits andere Europäische Städte City Trees errichtet haben.

“Wenn wir zukünftigen Generationen eine bessere Welt hinterlassen wollen, dann ist es ganz wichtig (wenn es nicht schon zu spät ist) über die Jahre hinweg verschiedene green solutions zu schaffen“, so Charlé. Sie ist davon überzeugt, dass heute jede Partei sich dem Thema annehmen muss. “Egal, ob Grün, Rot, Schwarz oder gepunktet”, es sei nicht mehr möglich, das Thema zu ignorieren.

Auch Charlé betont, dass die City Trees nicht Bäume ersetzen sollen. Die Gemeinde pflanzt 2024 insgesamt rund 350 Bäume. Zwischen 120 und 130 davon dienen dazu, beschädigte Bäume zu ersetzen. Die restlichen werden neu gepflanzt, überall dort, wo die Gemeinde glaubt, dass mehr Bäume stehen könnten. “Wir haben an dem City Tree eine Plakette angebracht, die Erklärungen gibt”, so Politikerin Charlé. Sie bedauert, dass Kritik heute oft schnell und schlecht informiert informiert geäussert werden.

Was kosten die City Trees?

Hinter den Apparaten steckt das Unternehmen Green City Solutions GmbH aus Brandenburg. Die Firma wurde 2014 von Jungunternehmern in Dresden gegründet. Die Gemeinde Differdingen mietet im Augenblick fünf City Trees der Firma. Die Miete beläuft sich auf 60.000 Euro pro Jahr für die City Trees. Hinzu kommen einmalig die Kosten von 20.000 Euro für Transport und Installation. Die Gemeinde hat weiterhin die Option, die Apparate abzukaufen und die bereits gezahlte Miete wird vom Kaufpreis abgezogen.

 

Bei den City Trees handelt es sich um eine Mischung von Technik und Natur. Das installierte Moos braucht, um seine Arbeit zu machen, natürlich Wasser. Im Moment sei es – wegen des vielen Regens – nicht notwendig zu bewässern, erklärt Arend. Wenn es aber trockener wird, dann werde die Gemeinde Regenwasser und Quellwasser benutzen, um zu gießen.  Die Moosplatten würden außerdem alle sechs Monate in Deutschland “revitalisiert” werden. Sie würden natürlich, nachdem sie den Dreck aus der Luft gefiltert haben, nicht einfach auf dem Kompost landen.

Bei den City Trees in Differdingen handele es sich auch um einen Test, so Arend. Nicht, weil man an der Leistung der Konstruktionen zweifele, sondern um zu testen, wie gut sie sich in Differdingen machen. Zusätzlich wolle man sehen, wie gut sie Vandalismus widerstehen. “Halbstarke, die sich austoben wollen”, gebe es ja überall, erklärt Arend.

 

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