Als die Verantwortlichen der Gemeinde Differdingen im Süden Luxemburg vor 4 Jahren 110 Hektar Land in Frankreich (in der Gemeinde Saulnes) für 💶2,5 Millionen Euro kauften, schwappten die Gemüter über. Warum verkauft Frankreich Land an Luxemburg? – wunderte sich so mancher. Zu einem Moment hieß es, die Luxemburger wollten dort Obst und Gemüse anbauen. Dann hörte man lange nichts davon.

“Bei dem Land handelt es sich um einen alten Steinbruch”, berichtet Carlo Scacchi von der Gemeinde. “Es sollte benutzt werden, um dort Abfälle hinzukippen”. Hätten die Gemeindeverantwortlichen aus Luxemburg nicht gehandelt, dann wäre direkt neben dem idyllischen Städtchen Lasauvage eine Müllkippe entstanden, wo u.a. Abfälle aus der Autoindustrie hin verbracht worden wären. Weil sie dem nicht zusehen wollten, beschlossen sie, das Land zu kaufen.

“Während es auf der luxemburgischen Seite der Grenze mehrere Naturschutzgebiete gibt”, erklärt der Chef des “Service Ecologique” der Gemeinde, “ist die Natur auf der anderen Seite der Grenze nicht geschützt.” Das bedeutet, der Unternehmer hätte das Recht gehabt, dort seine Mülldeponie zu bauen. Die Gemeinde kontaktierte den privaten Besitzer des Landstücks. Dieser wollte nicht nur den alten Steinbruch verkaufen, sondern eine größere Fläche an Land. So kam es, dass die Gemeinde Pionierwälder und Felder mitgekauft hat, die im Moment verpachtet werden. “Damals gab es ein Brainstorming, bei  dem auch die Idee aufkam, auf einem Teil des Landes eine 🌿Gartenanlage zu bauen. Es ging auch die Rede von einem 🗼Aussichtsturm für Kinder. Es wurde auch über eine Agrophotovoltaik-Anlage nachgedacht.” Derzeit sieht man davon aber noch nichts. “Der Bauer, der das Land vorher bewirtschaftet hat, bewirtschaftet es derzeit noch immer und bezahlt uns eine Pacht”, so Scacchi.

Enge Zusammenarbeit 🇫🇷🤝🇱🇺

Es ist auch nicht so, dass die Luxemburger auf ihrem neuen Land tun und lassen, was sie wollen, ohne mit den Kollegen auf französischer Seite zu sprechen. Das Gegenteil ist der Fall. In gut nachbarlicher Manier arbeitet man zusammen, um die Region aufblühen zu lassen. Das passiert im Rahmen eines Vereins (Territoire Naturel Transfrontallier) der die luxemburgische Gemeinde Differdingen und die französischen Gemeinden Hersange, Hussigny-Godbrange, Saulnes und Haucourt Moulaine verbindet. Konkret wird darüber diskutiert, wie die Region (nicht nur das spezifische Feld) genutzt werden kann. “Es ist eine sehr schöne Region mit Wanderpfaden“, so Scacchi. Die fünf Gemeinden beheimaten zusammen 40.000 Einwohner.

Die Ideen sollen festgehalten werden, dann sollen 🇪🇺EU-Gelder dabei helfen, das grenzüberschreitende Projekt wahr werden zu lassen. Im Beamtendeutsch der EU werden solche grenzüberschreitenden Projekte als “funktionale Räume” bezeichnet. “In Hussingen (Hussigny) gibt es zum Beispiel alte Weiher, die rehabilitiert werden könnten.” Beschlossen ist noch nichts. Alle Überlegungen gehen aber derzeit in Richtung Ökologie, Tourismus und Soziales.

Die Zusammenarbeit mit den französischen Gemeinden lobt der Luxemburger Gemeindevertreter in höchsten Tönen. Leider verfügten die französischen Gemeinden nicht über die gleichen Finanzmittel wie Differdingen. “Dafür verfügen sie über viele historische Orte.” So etwa die angesprochenen Kühlweiher. “🥾Wanderungen und 🚲Fahrradtouren werden immer mehr nachgefragt. Mit dem Fond-de-Gras, Lasauvage und den Perlen auf französischer Seite, haben wir ein Gebiet, das Touristen anziehen kann und indem sie ein oder zwei Tage verbringen können.” Aber auch Sportler wie etwa 🚵Mountainbiker sollen hier ihr Glück finden. Als soziale Komponente wird zum Beispiel über die Etablierung eines 🛠️Repair-Kaffees nachgedacht.

Scacchi liegt sehr am Herzen, die Grenze verschwinden zu lassen. “Aus Differdingen zieht es uns immer nach Esch oder in die Hauptstadt. Für mich gehen nicht genug Leute nach Hussingen, Saulnes… Das muss gefördert werden. Davon können wir alle profitieren.”

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