Wenn Kriminelle vom Saarland nach Frankreich flüchten, werden diese ‘Teamworker’ alarmiert. Auch wenn jemand in Luxemburg per Enkeltrick-Anruf aus Deutschland um viel Geld gebracht wird. Und wenn in Belgien ein Betrüger mit einer Karte Geld abhebt, die in Frankreich gestohlen wurde, sind sie auch auf dem Plan:

Im Gemeinsamen Zentrum für Polizei- und Zoll-Zusammenarbeit in Luxemburg gibt es keine Grenzen: 40 Beamte aus Deutschland, Luxemburg, Frankreich und Belgien arbeiten hier unter einem Dach zusammen, um zur Aufklärung von Straftaten in der rund 50.000 Quadratkilometer großen Grenzregion beizutragen.

Datenbanken sind essentiell

Das A und O sind die jeweiligen Datenbanken, die jede Nation ins Team mitbringt. „Bei uns laufen Abfragen unbürokratisch und so schnell, als ob ein Kollege in Deutschland oder Frankreich sitzen würde“, sagt der luxemburgische Koordinator Roland Weber. Durch den direkten Zugang zu Daten könnten Informationen ruckzuck ausgetauscht und so an die Beamte in den jeweiligen Ländern weitergegeben werden.

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Beispielsweise bei dem Überfall auf einen Geldtransporter am 13. Januar in Saarlouis, nach dem die Täter nach Frankreich geflohen sind. „Wir haben da Informationen von den Franzosen bekommen und auch von den Deutschen und sie direkt weitergegeben. Unsere Aufgabe bestand darin, dass wir Ermittler zusammenführen aus verschiedenen Ländern“, sagt der 54-jährige Chefkommissar Weber.

„Hauptsache, die Täter sind festgenommen worden und es gab keine Schwerverletzten“

„Die gewohnt gute Zusammenarbeit hat sich da wieder bestätigt“, fügt die deutsche Koordinatorin Caroline Nicola aus dem Raum Perl im Saarland hinzu. „Wir machen grundsätzlich alles, was den Kollegen aus anderen Ländern weiterhelfen kann.

“Das könne neben den Rechtshilfeersuchen auch manchmal das Herstellen von Kontakten sein. Der französische Kollege Laurent Sadler: „Der Fall Saarlouis, das war sehr spannend. Hauptsache, die Täter sind festgenommen worden und es gab keine Schwerverletzten.“

Das Zentrum in der Nähe des Luxemburger Flughafens Findel gibt es seit fast 20 Jahren. Die gemeinsame Stelle war am 25. Februar 2003 zwischen den Regierungen von Deutschland, Belgien und Luxemburg gegründet worden.

Zuvor (2001) hatte es bereits ein Abkommen zwischen Luxemburg und Frankreich gegeben. „Seit 2003 gibt es das Zentrum mit vier Nationen“, sagt Weber. Die Zahl der seitdem bearbeiteten Anfragen aus den vier Ländern ist beachtlich: Insgesamt seien mehr als 410.000 Ersuchen bis Ende 2022 eingegangen.

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Für die deutschen Sicherheitsbehörden ist das Zentrum in Luxemburg etwas Besonderes. Ist es doch das einzige, in dem vier Nationen vertraglich zusammenarbeiten. Weitere gemeinsame Zentren gibt es zum Beispiel im baden-württembergischen Kehl mit Frankreich, in Padborg (Jütland) mit Dänemark, in Swiecko bei Frankfurt (Oder) mit Polen.

Zentrum unterstützt ermittelnde Polizisten

Raus auf die Straße zu Einsätzen geht das Team in Luxemburg nicht. „Wir sind keine ermittelnden Beamten, sondern wir unterstützen diese“, sagt Nicola, die seit eineinhalb Jahren dabei ist. Dabei liefern sie öfter entscheidende Informationen, damit andere zugreifen können.

So seien Tankbetrüger im Saarland durch den Austausch von Fotos in Frankreich ermittelt worden. Und der Austausch über Grenzen habe auch dazu geführt, dass Wohnwagen-Diebe gestellt wurden, sagt die Saarländerin.

Das Zentrum wird auch gefragt, wenn es um Verkehrsdelikte geht. Dazu gehöre auch die Überprüfung von Dokumenten, sagt Weber. „Seit 2004 haben wir über 330.000 Personen nachgefragt und ungefähr rund 450.000 Fahrzeuge.“

Beim Zentrum sind zwölf Behörden angedockt. Aus Deutschland kommen laut Weber insgesamt acht Beamte von der Bundespolizei, dem Zoll, dem Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz und dem Landespolizeipräsidium des Saarlandes.

Vieles heute schneller und einfacher

Bundespolizist Ralf Boesen aus der Nähe von Saarburg in Rheinland-Pfalz ist seit dem Start vor 20 Jahren dabei. „Das Zentrum hat sich bewährt“, sagt er. Vieles gehe heute „deutlich einfacher und schneller“, das Zentrum sei heute bekannt. Mit den vermehrten Anfragen werde aber auch mehr Personal benötigt. 2022 sind rund 21.500 Ersuchen aus den vier Ländern eingegangen – das sind knapp 30 Prozent mehr als im Jahr 2017, sagt Weber.

„Man könnte hier noch viel mehr rausholen, weil wir als Besonderheit so viele Länder haben“, sagt auch Polizeihauptkommissarin Nicola. Auch verlängerte Öffnungszeiten seien sinnvoll. Derzeit ist das Zentrum werktags von 08.00 bis 17.00 Uhr besetzt. Im Bereitschaftsraum hört man Deutsch, Französisch und Luxemburgisch.

Das Saarland stellt die meisten Anfragen

Aus dem Saarland kämen die meisten Anfragen, sagt die 43-Jährige. Die Kollegen seien sehr dankbar, wenn sie Antworten bekämen. Die Grenzregion sei grundsätzlich für Kriminelle interessant. Nicola: „Es wird gezielt geflüchtet in Richtung der Grenzen, weil die Täter denken, dass dann für Ermittler Stopp ist“. Von wegen.

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)