Luxemburg ist ein sehr reiches Land. Doch die Bewohner sind noch lange nicht alle reich! Drei von hundert Menschen im Großherzogtum konnten es sich im letzten Jahr nicht leisten, regelmäßig eine richtige Mahlzeit mit Fleisch, Huhn, Fisch (oder einer vegetarischen Alternative) zu sich zu nehmen, so Eurostat. In Luxemburg war 2023 jeder fünfte Einwohner (19%) armutsgefährdet.

Arbeitnehmervertreter – darunter die CSL – schlagen schon seit Jahren Alarm. Auch die neue Regierung unter Premierminister Luc Frieden hat sich zum Beginn ihrer Amtszeit die Bekämpfung der Armut in Luxemburg auf die Fahne geschrieben.

Besonders die sehr hohen Wohnungskosten sind für viele Familien in Luxemburg eine große finanzielle Belastung. Und selbst Personen, die arbeitstätig sind, sind nicht vor dem Armutsrisiko gefeit. 2022 waren 12,9% der Arbeitnehmer in Luxemburg laut Statec von Armut bedroht. Mehr als die Hälfte der armutsgefährdeten Arbeitnehmer war im Baugewerbe, im Hotel- und Gaststättengewerbe, im Gesundheitswesen oder im Handel beschäftigt.

Das sieht auch François Authelet, Verantwortlicher für Materielle Grundversorgung und Nahrungsmittelhilfe beim Roten Kreuz in Luxemburg, so. "Die Schwierigkeit in Luxemburg ist das Wohnen. Sei es die Miete oder das Darlehen, die Versicherungen oder die Nebenkosten, alles, was mit dem Wohnen zusammenhängt. Wenn dieser Teil des Budgets sehr groß ist, ist es manchmal schwierig, am Monatsende über die Runden zu kommen."

Jeden kann es treffen

Das sei keine Frage des Alters, oder der Nationalität, erklärt er: "Jeder kann in diese Situation kommen. Zum Beispiel nach einer Trennung. Wenn das Paar schon am Rande des Budgets gelebt hat und nun zwei Mieten zahlen muss, kann es leichter sein, dass man keine Mittel findet, um sich zu ernähren." Für Einwohner Luxemburgs können dann die Sozialen Lebensmittelgeschäfte hilfreich sein. Dort können sie Lebensmittel zu einem Preis erhalten, der rund ein Drittel dessen beträgt, was sie in einem normalen Supermarkt kosten würden. So kann den Betroffenen geholfen werden und sie bleiben trotzdem eigenverantwortlich und selbstständig.

Erste Anlaufstelle seien immer die Sozialämter, an die Einwohner sich wenden können, so Authelet. "Sobald es eine schwierige Situation gibt, gehen Sie zu den Generalisten, also den Sozialarbeitern in den Sozialämtern. Sie kennen das Angebot an Hilfen. Für den Einzelnen ist es schwierig zu wissen, welche Hilfen es gibt." Die Experten der Sozialämter können dann entscheiden, welche Hilfe wirksam ist und ob die Betroffenen Unterstützung aus den Sozialen Lebensmittelgeschäften erhalten können.

Logischer Schritt

Oft würden die Sozialen Lebensmittelläden bemüht, um ein Loch zu füllen, das durch die Preise am Wohnungsmarkt ins Portemonnaie der Leute gerissen wurde. François Authelet meint: "Ein logischer Schritt zur Bekämpfung von Armut wäre es also, an den Wohnungspreisen zu arbeiten."

Im europäischen Vergleich steht Luxemburg übrigens noch gut da. In 🇫🇷Frankreich können 12,2% sich keine richtigen Mahlzeiten leisten. In 🇩🇪Deutschland sind es 13.3% und in 🇧🇪Belgien sind es 4,2%. An der Spitze der traurigen Statistik liegt 🇷🇴Rumänien. Fast jeder Vierte (23%) konnte sich im letzten Jahr keine richtigen Mahlzeiten kaufen. Umgekehrt ist 🇨🇾Zypern das Land in dem die wenigsten Menschen (1%) auf vollständige Mahlzeiten verzichten müssen.

 

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