Seit 2023 dürfen volljährige Einwohner Luxemburgs ihren grünen Daumen unter Beweis stellen und bei sich zu Hause bis zu 4 Cannabispflanzen pro Haushalt für den Eigenbedarf züchten. Die Bundesrepublik hat nachgezogen und den “Broccoli” – wie Cannabis seit einem unglücklichen Vergleich der Bundesdrogenbeauftragten auch genannt wird – im April 2024 legalisiert.

Seitdem ist es in Deutschland Erwachsenen erlaubt, 3 Pflanzen pro Person zu züchten. Aber: wer eine gute Ernte haben will, braucht die richtige Ausrüstung (Erde, Dünger, Lampen, Wasser…) und vor allem Platz für die Pflanzen die gut und gerne 2 Meter hoch werden können, wenn man das zulässt, und noch dazu einen intensiven Geruch verbreiten, über den sich sicherlich nicht jeder Nachbar freut. Diesen Platz haben natürlich nicht alle Menschen.

In Deutschland gibt es deswegen die Cannabis Social Clubs (CSC), die den limitierten Anbau für ihre Mitglieder organisieren.  Alleine unter dem Dachverband “Mariana Cannabis Social Clubs Deutschland” gibt es mittlerweile 180 lokale Vereine mit rund 18.000 Mitgliedern. Ein solcher Zweigverein wächst derzeit auch in Trier heran – er hat bereits 340 Mitglieder. “Aktuell sind wir auf der Suche nach einer passenden Anbau-Immobilie. Ist diese gefunden, kann im nächsten Schritt auch die Anbaulizenz beantragt werden”, erklärt die Sprecherin des Vereines, Angelique Ivelj.

Geselliges Beisammensein

“Der soziale Aspekt ist uns sehr wichtig und unsere Gemeinschaft wächst stetig”, so die Sprecherin. “Es finden regelmäßig persönliche Treffen zum Austausch von Ideen, Erfahrungen und Fortschritten statt. Neben den persönlichen Treffen kommunizieren wir über Discord. Dort werden Treffen geplant, wöchentliche interne digitale Stammtische abgehalten und organisatorische Dinge besprochen.”

Wie viele Cannabis-Konsumenten gibt es in der ältesten Stadt Deutschlands? “Es gibt leider noch keine zuverlässigen offiziellen Zahlen der Konsumenten. Das liegt daran, dass es nach dem KCanG (Konsumcannabisgesetz a.d.Red.) noch nicht genug Zeit gab, um Zahlen zu erheben und auszuwerten. Außerdem halten sich viele Konsumenten noch bedeckt, da sie sonst Repressionen von Behörden und ggf. Arbeitgebern erwarten. Dies ist auf die jahrzehntelange Prohibition der Vergangenheit zurückzuführen.”

Der typische Cannabis-Konsument ist schwer einzuordnen. “Unsere Mitglieder sind vielfältig, haben die unterschiedlichsten Berufe und Lebenssituationen und im Alter von Anfang 20 bis Anfang 90”, so die Sprecherin des Trierer Vereins.

“Cannabis Social Clubs sollen denjenigen den Zugang zu legalem Cannabis ermöglichen, die weder die Zeit, oder das Können, oder einen so großen Bedarf haben, als das sie selbst Cannabis anbauen würden oder könnten”, erklärt Jan-Henrik Ipsen vom Mariana Cannabis Gesamtverein. “CSCs sind wichtig, weil sie den illegalen Schwarzmarkt verdrängen, einen sicheren Zugang zu preiswertem legalen Cannabis bieten und ein niedrigschwelliges Beratungsangebot für Suchtprobleme bereitstellen.”

Die Vereine sind alles andere als anomisch Gärtnerkommunen. Sie unterliegen strengen Regeln. “CSCs dürfen keinen Profit machen, nicht für sich werben und müssen geschulte Präventionsbeauftragte haben, an die sich alle wenden können, die sich Sorgen um ihren Konsum machen. Monatlich dürfen Mitglieder bis zu 50g Cannabis von einem CSC bekommen und sie dürfen nur in einem Club Mitglied sein”, so Ipsen weiter. Die Mitglieder in Trier haben übrigens bei einer Befragung angegeben, dass sie 15g im Monat abholen wollen. (Je nach Dosierung würde das für eine Hanfzigarette pro Tag reichen).

Und die Liste der Regeln ist damit noch nicht abgeschlossen: “Personen unter 21 Jahren dürfen nur eine bestimmte Menge schwächeres Cannabis beziehen. CSCs müssen ihre Ernte testen lassen und sichern. Auf dem Gelände eines CSCs darf nicht konsumiert werden. Man darf nur bis zu 25g auf einmal abholen. Das Cannabis muss neutral verpackt sein.”

Sind die Vereine also eher eine Zweckgemeinschaft oder stehen die sozialen Aspekte im Vordergrund? Beides meint Angelique Ivelj: “Einerseits sind wir eine zweckmäßige Gemeinschaft, die den Konsum von qualitativ hochwertigem Cannabis ermöglicht, andererseits spielt die soziale Komponente eine sehr große Rolle. Wir fördern den Austausch unter den Mitgliedern und bieten Unterstützung bei Fragen rund um Anbau und Konsum.”

“Hardliner”

Tatsächlich gibt es in Deutschland in Politik und Gesellschaft auch Vorbehalte gegen die neue Ära des Cannabis-Konsums. Zwar sei der Rückhalt den die Vereine erfahren enorm, jedoch “gibt es leider immer noch die Hardliner, die gegen eine Legalisierung sind und das vorhandene Gesetz wieder rückgängig machen wollen, obwohl alle wissenschaftlichen Daten und Fakten aus anderen Ländern eine Legalisierung unterstützen”, so Angelique Ivelj.

Für Kritik sorgt auch, dass es den Vereinen noch immer an Lizenzen fehlt, obwohl bereits 14 beantragt wurden, erklärt Ipsen. “Zum Teil warten wir schon seit fast einem halben Jahr auf eine Antwort der Behörden. Das macht es nicht einfach – und einige kleinere CSCs haben auch schon wieder aufgegeben. Wir machen aber weiter.”

 

Finden Sie unsere News auf Instagram