Auf den ersten Blick ist Luxemburg ein LGBT-freundliches Land. Gleichgeschlechtliche Paare dürfen heiraten. Und Politiker lassen sich auf Pride-Events sehen. Das bedeutet aber nicht, dass Diskriminierung nicht existiert.

Tatsächlich aber ist die Datenlage zu diesem Thema recht dünn. Es existiert zwar eine Europäische Studie über das Thema, die auch Luxemburg erforscht hat. Dabei handelt es sich aber um einen Blick von aussen und keine wirklich lokale Studie die sich mit den Besonderheiten Luxemburgs beschäftigt.

Ein Blick in die Statistik der Polizei ist auch nicht immer hilfreich. Zum einen gibt es in Luxemburg kein Gesetz über die Diskriminierung von LGBT-Personen (ein solches befindet sich auf dem Instanzenweg). Deshalb werden Fälle von Diskriminierung dieser Art nicht gesondert ausgewiesen. Zum anderen gehen die Opfer von Diskriminierung nicht immer gleich zur Polizei. Das erklärt die Psychologin, Nada Negraoui. Sie ist Koordinatorin des Projektes L.I.L.I. (Luxembourg Institute for LGBTIQ+ Inclusion).

Daten, Daten, Daten

Das Projekt wurde vom Luxemburgischen LGBTIQ+-Zentrum Cigale gegründet und befindet sich an einer Schnittstelle von Zivilgesellschaft und Politik. In erster Linie geht es darum erst einmal einen Daten und Zahlen zu sammeln. Eine erste Studie soll dazu beitragen das Ausmaß der Diskriminierung in Luxemburg besser zu verstehen. Gesucht wird zum Beispiel nach “Gründen und Faktoren, die zu LGBTIQ+-Diskriminierung beitragen”.

Um dies zu verwirklichen arbeitet L.I.L.I (das im Moment nur aus Nada Negraoui und einer weiteren Person besteht) mit vielen Akteuren in Luxemburg zusammen. Darunter das Ministerium für Gleichstellung und Diversität von Ministerin Yuriko Backes und die nationale Statistikbehörde Statec. Finanziert wird das Projekt mit Geldern der Fondation André Losch und es ist erst einmal für 18 Monate angedacht.

Neben verlässlichem Zahlenmaterial, sammelt das Projekt auch qualitative Daten in Form von Erfahrungsberichten. Opfer von Diskriminierung (oder Zeugen die Diskriminierung in ihrem Umfeld beobachtet haben) können diese L.I.L.I. mitteilen. Die so gesammelten Texte werden mithilfe von Software wissenschaftlich untersucht und ausgewertet.

In Luxemburg existiere sicherlich auch strukturelle LGBT-Diskriminierung, erklärt Nada Negraoui. Zum Beispiel wenn LGBT-Themen in den Schulen nicht einheitlich unterrichtet werden. LGBT-Kinder fänden sich so nicht im Unterricht wieder. Im Juli hatte eine öffentliche Petition in Luxemburg die sich gegen das Unterrichten von LGBT-Themen in der Schule ausgesprochen hatte, binnen kurzer Zeit das notwendige Pensum von 4.500 Unterschriften erreicht. Bis zum Ablauf der Frist hatten 9.980 Personen die Petition unterschrieben. Eine Gegenpetition hat bislang mehr als 10.000 Unterschriften gesammel.

Bislang befindet sich das Projekt, das erst Mitte Mai offiziell ins Leben gerufen wurde, noch in der Phase des Datensammelns . Erste Resultate, so Nada Negraoui, können schon bis November vorliegen.

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