“Es war ein Abenteuer”, das sagt Professor Andreas Hein von der Universität Luxemburg. Ohne frühere Erfahrung auf dem Gebiet haben Dozenten und Studierende einen Satelliten – POQUITO – entwickelt und gebaut, der am Dienstag seine Reise ins Weltall antreten soll. Die Menschen, die das ermöglicht haben, sind im Schnitt 25 Jahre alt. Verantwortlich zeichnet das SnT, die Technologieschmiede der Luxemburger Uni.

Das Gerät ist überraschend klein. Wenn Satelliten vor 20 Jahren noch riesig und tonnenschwer waren, hat der Satellit der Uni die Größe eines Rubik’s Cube. Er passt problemlos in eine Hand. In zwei Richtungen stehen lange gelbe Antennen ab.

In der Weltraumbranche gibt es wie überall in der Technik einen Trend hin zur Miniaturisierung. Alles muss kleiner werden. Bei Satelliten ist das Geld wert. Denn je kleiner und leichter ein Satellit ist, umso günstiger ist es, ihn ins Weltall zu befördern. Das eröffnet neuen Akteuren, wie etwa der Universität in Luxemburg, in der Weltraumforschung mitzumischen. Es sei immer schwer, einen Preis für ein solches Unterfangen zu nennen, wenn es um Rahmen der Lehre entsteht, gibt Hein zu. Allerdings sei er etwa vergleichbar mit “etwas teurerem Auto” für die Entwicklung und den Ritt ins Weltall an Bord einer Falcon 9.

 

Was genau bezwecken die Forschenden mit ihrem Satelliten? Sie erforschen eine neue Kommunikationsmethode mittels Licht in der Weltraumtechnik. Das kleine Gerät besteht aus zwei Teilen, die zwar zusammenhängen, aber deren Technik nicht verbunden ist. Sie sollen nur per Lichtimpulsen von LEDs miteinander kommunizieren. Eine solche Licht-Kommunikation im Weltall hat einige Vorteile, u.a. dass das Signal nicht wie bei einer Funkverbindung von jedem Neugierigen aufgefangen werden kann, erklärt Vittorio Franzese, Post-Doc an der Uni und Teamleiter des Projektes.

Ein zweites, nicht weniger wichtiges, Forschungsziel ist das Stabilisierungssystem des Satelliten. Nachdem er im Weltall ausgesetzt wird, wird er anfangen, sich zu taumeln. Das Gerät hat keine herkömlichen Schubdüsen. Ein internes System, das die Forschenden auf die Bedürfnisse ihres winzigen Satelliten angepasst haben, soll den Satelliten mithilfe von Magnetismus am Erdmagnetfeld ausrichten.

Franzese und Hein betonen beide die Geschwindigkeit, mit der das Projekt durchgezogen wurde. Sie sind sichtbar stolz auf das, was sie erreicht haben. Von der ersten Konzeptphase des Projekts Ende 2023 bis heute sind kaum zwei Jahre vergangen – statt der üblichen zehn Jahre. Das hat es auch ermöglicht, dass die Studierenden das Projekt von Anfang bis Ende begleiten konnten und ihre erlernten Fähigkeiten (Mechanik, Elektronik, Programmieren…) verfeinern durften. Etwas, das sich auf ihrem Lebenslauf sicherlich bezahlt machen wird, wenn sie von der Uni in die private Weltraumbranche wechseln wollen.

Für die Universität bedeutet das Projekt – neben den unzähligen Papers, die aus dem Projekt hoffentlich resultieren werden – dass sie sich als Akteur in der Weltraumbranche etabliert hat. Sie verfügt nun über Erfahrungswerte, wie ein Satellit gestartet wird – sowohl was das technische Knowhow als auch den administrativen Aufwand angeht. Denn der Satellit braucht Zulassungen z.B. von der Weltraumbehörde LSA und dem Unternehmen, das ihn ins Weltall verbringt – in diesem Fall das Unternehmen von Elon Musk, Space X. Der Satellit musste sich “qualvollen” Stresstests unterziehen.

Bereits angezählt

Die Tage des kleinen Satelliten sind übrigens jetzt schon angezählt, wie Hein und Franzese erklären. Er wird auf einem sehr niedrigen Orbit von gerade einmal 525 km seine Kreise ziehen. In dieser Höhe gibt es noch Luftmoleküle, die den Satelliten langsam aber sicher abbremsen, sodass er in rund drei Jahren wieder in die Atmosphäre eindringt. Die beiden Forscher betonen, wie wichtig es ist, keinen Schrott im Weltall zurückzulassen. Der könnte anderen Satelliten oder Raumschiffen gefährlich werden. Zum Vergleich: herkömmliche geostationäre Fernsehsatelliten “schweben” in einer Höhe von mehr rund 36.000 km.

Ganz neu ist der Weltraum für die Uni jedoch nicht. Bereits zwei Mal haben forschende Experimente an Bord anderer Fahrzeuge ins Weltall geschickt (eines aus dem Bereich KI und eines aus dem Bereich Medizin). POQUITO ist allerdings das erste Mal, dass die Uni einen vollständigen Satelliten entsendet.

Der Start von der Vandenberg Air Force Base in Kalifornien ist für Dienstag, dem 14. Januar 2025 zwischen 19:49 Uhr und 20:46 Uhr luxemburgischer Zeit vorgesehen.

 

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