In Luxemburg entwickelt, um auf dem Mond zu fahren
Veröffentlicht
von
Patrick Jacquemot
am 26/07/2024 um 13:07
Wir wollen uns nichts vormachen: Äußerlich sieht Tenacious eher wie eine kindliche Baugruppe als wie ein Hightech-Roboter aus. Doch das 26 x 55 cm große Gerät ist ein Konzentrat aus Technologie, an dessen Entwicklung Ingenieure aus 25 verschiedenen Ländern fast sechs Jahre lang gearbeitet haben. Das Ganze wurde über Tage, Wochen und Monate in einer Halle hinter dem Paul-Wurth-Gebäude in Luxemburg-Stadt zusammengebaut und erprobt.
Und nun sind diese 5 kg bereit, zum Mond zu fliegen. „Das ist historisch“, beschrieb Wirtschaftsminister Lex Delles diesen Moment. Das Großherzogtum wird zum ersten Mal den Mond betreten… oder besser gesagt, auf ihm fahren. Denn dafür wurde der Roboter tatsächlich konzipiert: Er soll die Oberfläche des einzigen permanenten Satelliten unseres Planeten abfahren und Bilder und Proben davon mit nach Hause nehmen.
Wenn der Rover bei einem der nächsten Flüge einer Falcon-9-Rakete von Space X an Bord geht, soll er die Räder auf die Monde setzen, seine Solarpaneele (seine einzige Energiequelle) ausfahren und zehn Tage lang den „weißen Stern“ erforschen. Für einen schwedischen Kunden soll die HD-Kamera möglichst viele hochauflösende Bilder von der Erdoberfläche aufnehmen. Für das Kontrollzentrum des Roboters in Luxemburg geht es darum, Daten über die Umgebung zu übermitteln.
Universell oder privat ?
Am meisten wird der Rover aber wohl beim Sammeln von Regolith erwartet, dem Teil des Bodens zwischen der Oberfläche und dem Muttergestein des Mondes. Mit seinem „Löffel“ soll Tenacious einige Gramm mineralisches Material sammeln. Staub und Kieselsteine, die die NASA kaufen will. Preis: 5.000 Dollar!
Und dann werden die Dinge kompliziert. Technisch gesehen war die Geste für die Astronauten der Appolo-Missionen bereits alles andere als einfach, also ein mechanischer Arm… Aber die Ingenieure der europäischen Tochtergesellschaft des japanischen Konzerns Ispace, die das Gerät entwickelt haben, sind zuversichtlich, dass es funktioniert. Andererseits könnten auch, die Erhebung und ihre Monetarisierung Proteste hervorrufen.
Denn wem gehört das, was dem Weltraum entnommen werden kann? Ist es ein universelles Gut der Menschheit oder eine ausbeutbare und kommerzialisierbare Ressource wie jede andere auf unserem Planeten? Für die drei Partnerländer der Mission, Luxemburg, Japan und die USA, ist die Frage geklärt: Ihre Gesetze besagen, dass diese Materialien „zur Aneignung geeignet“ sind. Für andere Nationen ist die Entscheidung jedoch nicht so eindeutig.
So dürfte Tenacious über die technologische Leistung hinaus für Gesprächsstoff sorgen. Und das Großherzogtum und seine Luxembourg Space Agency gleich mit. Die diesbezüglichen Absichten des Landes sind jedoch bereits seit einigen Jahren bekannt. Bereits 2016 hatte der damalige Wirtschaftsminister Étienne Schneider die Entscheidung getroffen, die nationale Branche insbesondere auf den Asteroidenbergbau auszurichten.
Auch wenn die Initiative nicht bereits ein florierendes Geschäft ist, so hat sie doch das Verdienst, Luxemburg auf die Landkarte der Länder gesetzt zu haben, die im Bereich der Raumfahrt eine Rolle spielen (SES hatte bereits 1985 den Weg gewiesen). Nicht zu vergessen, dass das Großherzogtum in weniger als zehn Jahren zu einer Heimat für zahlreiche Firmen, Start-ups und Forscher geworden ist, die sich für den Weltraum und seine Eroberung interessieren. Ein Sektor, der heute mehr als 1400 Arbeitsplätze bietet und in den Millionen Euro investiert werden.
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