Immer mehr Gemeinden werden zu Stromsparmuffeln
Veröffentlicht
von
Yves Greis
am 06/09/2024 um 06:09
Im Sommer 2022 hat die Luxemburger Regierung ihre große Energiesparkampagne gestartet. Nachdem Russland seine Invasion in die Ukraine begonnen hatte und als die Strompreise explodierten. Es wurde nach einer Möglichkeit gesucht, wie ohne viel Aufwand und Kosten Energie eingespart werden könnte. Als Lösung wurde vorgeschlagen, die öffentliche Beleuchtung nachts – wenigstens zeitweise – auszuschalten.
Ganz 40 von 100 Gemeinden zeigten sich daran interessiert, erinnert sich Lichtberater, Daniel Gliedner vom Naturpark Our. Heute sind es nur noch 16 Gemeinden. Der Grund sind oft Sorgen von Bürgern über die Sicherheit. Ein “Totschlagargument”, das Daniel Gliedner nicht gelten lässt. Es gäbe keine Studie, die einen Zusammenhang zwischen öffentlicher Beleuchtung und Sicherheit nachweisen konnte. Auch sei es eine laute Minderheit, die sich hier gegen die Bürger durchsetzt, die kein Problem mit der Abschaltung haben und sich nicht beschwert haben.
Wie viel Strom mit der Aktion gespart werden konnte, lässt sich nur sehr schwer auf die Kilowattstunde genau sagen, erklärt der Beleuchtungsexperte. Auch das zuständige Wirtschaftsministerium kennt keine genaue Zahl. Diese Zahlen würden nur den einzelnen Gemeinden vorliegen und es sei nicht einfach den Stromverbrauch für die öffentliche Beleuchtung von anderem Stromkonsum zu isolieren, so das Ministerium.
Ein Problem bei der Berechnung sei die Art, wie sich das Netz für die öffentliche Beleuchtung entwickelt hat, so Gliedner. Bis in die 1960er war die Straßenverwaltung “ponts et chaussées” alleine für die Beleuchtung zuständig. Als Gemeinden auch erlaubt wurde, Straßenbeleuchtung zu installieren, klemmten diese sich oft an das bestehende Netz der Straßenverwaltung. Was in den letzten 60 Jahren wild gewachsen ist, wird jetzt nach und nach wieder entwirrt, so Gliedner, das brauche aber seine Zeit.
25% Ersparnis
Ein ungefährer Wert lässt sich jedoch berechnen. In Luxemburg ist es pro Jahr gut 4.200 Stunden dunkel. Das ist bekannt, weil bis vor kurzem Sensoren des Netzbetreibers Creos die Lichtverhältnisse gemessen haben, um die Straßenbeleuchtung ein- und auszuschalten. Würde man jeden Tag die öffentliche Beleuchtung eine Stunde lang ausschalten (365 Stunden), dann spart man 8,69% an Strom. Die Regierung schlug den Gemeinden vor, die Beleuchtung zwischen 1 und 5 Uhr auszuschalten – also 4 Stunden. Das würde rechnerisch rund 35% Stromersparnis ergeben.
Aus Zahlen von Gemeinden, die Mitglied des “Klimapaktes” sind, und die deshalb ihren Energieverbrauch genauer dokumentieren müssen, lässt sich herauslesen, dass Gemeinden realistisch zwischen 20 und 25% ihres Stromverbrauches für die öffentliche Beleuchtung einsparen konnten – wenn sie die Beleuchtung unter der Woche nachts reduzierten und während des Wochenendes anließen.
In den Gemeinden, die sich bereit erklärten, Strom zu sparen, spielten die Netzbetreiber ganz einfach ein Programm mit den An- und Ausschaltzeiten auf die modernen Stromzähler, die heute im Netz verwendet werden. Genauso leicht konnten diese digitalen Zeitschaltungen aber auch wieder rückgängig gemacht werden. Übrigens: Es gibt auch eine Lösung dazwischen. Moderne LED-Technik erlaubt es den Gemeinden heute, die Straßenbeleuchtung zu Zeiten mit weniger Verkehrsaufkommen herunterzuregeln, sodass sie nicht ganz so hell sind.
Von den 16 verbleibenden Gemeinden – so das Ministerium – schalten einige die Beleuchtung heute vor allem aus, um die Lichtverschmutzung zu reduzieren. “Nur eine ausgeschaltete Lampe ist eine Lampe die gut für Tiere und Pflanzen ist“, sagt Daniel Gliedner. Die ständige Beleuchtung nachts führe nicht nur dazu, dass wir nachts keine Sterne mehr sehen. Sie hat auch drastische Effekte auf Tiere und Pflanzen.
Für Menschen ist die Dunkelheit das Signal, schläfrig zu werden und sich zu erholen. Wenn die Straßenbeleuchtung oder das Licht des Nachbarn durch das Fenster scheint, schließen wir einfach die Rollläden. Die Umwelt kann sich dem Licht jedoch nicht so einfach entziehen. Gliedner nennt als Beispiel Nachtfalter. Sie werden vom Licht angezogen und verenden nicht selten vor Erschöpfung. Diese Tiere fehlen dann bei der Bestäubung von Pflanzen.
Gliedner mahnt auch private Verbraucher, das eigene Haus nicht ständig zu beleuchten und zum Beispiel die Weihnachtsbeleuchtung nicht die ganze Nacht brennen zu lassen. “Wir würden ja auch den Wasserhahn nicht einfach ohne Grund laufen lassen.”
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