Eine neue Ausbildung die unter die Haut geht
Veröffentlicht
von
Patrick Jacquemot
am 06/09/2024 um 17:09
Es ist ein Stil, eine Lebensweise, eine Kunst, und nun wird es zu einer ganz offiziellen Ausbildung. Diejenigen, die Tätowierer werden möchten, können jetzt “das Handwerk” jetzt im Unterricht erlernen und ein Diplom erwerben, das sie benötigen, um in Luxemburg zu arbeiten. Wie jeder gute Handwerker eigentlich.
Innerhalb von drei Jahren (so lange dauert die Ausbildung) werden die ersten Diplome für die berufliche Befähigung (Diplôme d’aptitude professionnelle = DAP) im Bereich Tätowierung an die Schüler vergeben, die diesen Kurs im Lycée du Centre in Luxemburg-Stadt belegt haben. Ein vom Bildungsministerium anerkanntes Programm, das eine Lücke füllt. Bisher konnte jede/r, der eine 21-stündigen obligatorischen Schulung über Hygieneregeln mitgemacht hatte, sein Studio eröffnen und stechen bis die Nadel glüht.
Zum Start wird die Ausbildung im Unterricht nur in deutscher Sprache durchgeführt. Sie richtet sich an schulpflichtige Jugendliche (mindestens 14 Jahre alt), die eine Klasse der Stufe 5P abgeschlossen oder eine Klasse der Stufe 5AD/5G erfolgreich absolviert haben. Ein Teil des Unterrichts findet in der Schule statt, viele Stunden werden jedoch im Studio an der Seite eines bereits etablierten Fachmanns abgehalten.
Ein einziger Schüler… aber ein Dutzend Plätze
An zwei Tagen pro Woche während der ersten drei Semester werden im Unterricht an der Schule die theoretischen und praktischen Aspekte des Berufs behandelt. Von der Kenntnis der Instrumente und Tinten über das Zeichnen, das Kolorieren, die Reaktionen der Haut oder die kaufmännische Verwaltung bis hin zur Kundenansprache. Diese Kenntnisse müssen an den drei anderen Tagen im Ausbildungsbetrieb gefestigt werden.
In den folgenden Semestern wird noch mehr Zeit im Studio verbracht, während die Zeit in der Schule reduziert wird.
Für viele junge Tätowierer ist es am schwierigsten, ein Studio zu finden, das bereit ist, eine/n „Lehrling“ aufzunehmen. In diesem individuellen Beruf der viel Konzentration erfordert ist es nicht einfach, jemanden an seiner Seite zu haben, ihm Ratschläge und Wissen zu vermitteln und gleichzeitig auf die Nadel zu achten.
Da sich das Gymnasium dieser Schwierigkeit bewusst ist, hat es sich übrigens dazu entschlossen, die Anmeldefristen auf Ende Oktober zu verschieben. Derzeit gibt es nur einen einzigen offiziell zugelassenen Schüler, während etwa zehn Plätze zu besetzen sind.
In der Linie
Der Direktor des Lycée, Jean-Paul Lenertz, relativiert: „Es liegt daran, dass der Studiengang nicht attracktiv ist. Aber man muss zugeben, dass die Jugendlichen, die diese Ausbildung machen wollen, Schwierigkeiten haben, einen bereits etablierten Tutor zu finden. Es ist nicht der gute Wille, der den Bewerberinnen und Bewerbern fehlt, sondern manchmal noch das künstlerische Gespür. Aber ich denke, dass in den kommenden Wochen die Botschaft an die professionellen Tätowierer weitergegeben wird, damit sie bereit sind, diesen „Nachwuchs“ zu begleiten…“.
Jean-Paul Lenertz seinerseits bedauert keineswegs, dass das Lycée du Centre für die Einführung dieses DAP ausgewählt wurde. „Es entspricht der Logik dessen, was wir bereits mit den Ausbildungsgängen Coiffure (Frisur) und Esthétisme (Ästhetik) anbieten.“ Jetzt müssen nur noch die Schüler gefunden werden, um die Klassenzimmer mit dieser staatlich anerkannten Tätowierausbildung zu füllen, die in Europa so gut wie einzigartig ist.
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