“Wo genau wurde das Schengenabkommen unterzeichnet?” Das ist eine Frage, die der Schengener Bürgermeister, Michel Gloden, oft von Touristen hört. Dann muss er ihnen antworten, dass das Schiff, auf dem das historische Abkommen am 14. Juni 1985 unterzeichnet worden ist, gar nicht mehr in Schengen liegt. Die Stelle in der Mosel wird lediglich von einer Boje markiert.

Das wird sich bald ändern, denn das Schiff, die Princesse Marie-Astrid II, kehrt bald, in neuem Glanz, nach Schengen zurück. Und zwar unter einem neuen luxemburgischen Namen “Prinzessin Marie-Astrid Europa“. Spätestens im Juni 2025 (zum 40-Jahrestag der Unterzeichnung des Abkommens) soll das Schiff in der Mosel im Luxemburgischen Ort am Dreiländereck – an der Grenze zu Deutschland un Frankreich – liegen und Teil des komplett renovierten Europamuseums in Schengen werden. Dann können die Besucher sich dort über den Schengenraum informieren.

In dem Museum erwartet Besucher eine komplett neugestaltete Ausstellung, die sowohl was die Informationen angeht, als auch was die Technik angeht, auf den neuesten Stand gebracht worden ist. Die Besucher sollen dann für einen relativ niedrigen Preis (die Rede geht von 5 bis 10 Euro, entschieden ist das jedoch noch nicht) das Museum und sein Schiff erkunden können.

Fahrtüchtig

Das 40,5 Meter lange Schiff, das bis 250 Personen aufnehmen kann, ist aber durchaus fahrtüchtig und soll “ab und zu” Fahrten in andere europäische Städte unternehmen. Vorstellbar ist etwa, dass es zum Europatag Besucher in einer anderen Stadt erfreuen wird. Allerdings wird das Schiff vorwiegend in Schengen liegen.

 


Momentan liegt das Schiff aber noch – an Land – in der Lux-Werft im deutschen Städtchen Mondorf bei Köln. Hier wird das Schiff momentan generalüberholt. Und zwar in der gleichen Werft, in der es auch gebaut worden ist. Der neue Lack ist schon drauf. Auch die neue Isolation (vorher bestand sie nur aus Styropor) wurde schon eingezogen. Neue Fenster kommen noch. Die Innenverkleidung fehlt noch.

Darüber hinaus, hat das Schiff einen neuen Elektroantrieb erhalten. Der alte Diesel musste weichen. Dazu gehört auch ein komplett neuer Führerstand und eine Solaranlage auf dem Dach, die dabei hilft, die Batterien zu füllen. Schiffe mit Elektromotoren auszustatten, ist eine Spezialität der Lux-Werft, die rund 60 Angestellte beschäftigt.

Jene, die nun befürchten, dass das Schiff nicht wiederzuerkennen sein wird, seien beruhigt. Der Charakter des historischen Schiffes bleibt erhalten und das Oberdeck – dort wo der historische Vertrag unterzeichnet worden ist – wird wieder im gleichen Stil dekoriert, sodass Besucher von nah und fern den historischen Moment nachempfinden können.

Staat bezahlt

Träger des Projektes ist die Gemeinde Schengen, die das Projekt unterm Strich 17,7 Millionen Euro zustehen kommt. Davon entfallen 10 Millionen Euro für den Rückkauf und die Renovation des Schiffs. 3 Millionen Euro werden für die neue Anlegestelle in Schengen ausgegeben. Und rund 4 Millionen Euro entfallen auf die Renovation des Schengener Museums. Der Staat subventioniert die Aktion zu 100 %.

Der Tourismus rund um die europäische Konstruktion ist einer der Pfeiler des Luxemburger Gedenktourismus (neben dem Andenken an die Industrialisierung und den Zweiten Weltkrieg). Allerdings sind andere “Monumente” wie etwa das alte Hauptquartier der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Darin wird sich die Prinzessin Marie-Astrid Europa unterscheiden, wie Tourismusminister Lex Delles am Montag bei einer Visite in der Werft erklärte, bei der auch der neue Name des Schiffs bekannt gegeben wurde.

Das Schiff hat eine bewegte Geschichte. Lange wurde sein historischer Wert nicht erkannt. 1992 wurde es nach Deutschland verkauft, wo es unter dem Namen “MS Regensburg” als Ausflugsboot für Touristen auf der Donau diente. Den Betreibern war nicht von vorneherein klar, welchen Schatz sie in ihrem Besitz haben.

2021 kaufte die Gemeinde Schengen das Schiff zurück und übergab es in die Hände von Elmar Miebach-Oedekoven und seiner Lux-Werft & Schifffahrt GmBH. “Es ist eine wahre Freude, dieses geschichtsträchtige Schiff sanieren zu dürfen”, so der Geschäftsführer. Der Name Lux ist übrigens keine Anspielung auf Luxemburg, sondern der Nachname des Firmengründers Johann Lux der den Betrieb 1945 gründete.

Der Schengener Bürgermeister kann also bald Touristen den Raum zeigen, in dem das berühmte Abkommen unterschrieben wurde. Und er beruhigt auch Sorgen, dass Besucher aus allen Herren Ländern bei ihrem Besuch auf dem Trockenen sitzen bleiben. Das Museum wird in Zukunft auch einen Ort haben, an dem man ein Glas Moselwein verkosten kann. Allerdings nicht bis zur Eröffnung des Museums im nächsten Jahr. Vorerst müssen die Touristen eines der restlichen Kaffees aufsuchen, “die es ja glücklicherweise in Schengen gibt”.

 

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