Bestatter ist kein gewöhnlicher Beruf. Nicht jeder ist dafür gemacht. “Manchmal arbeiten Leute zwei Tage und kommen, dann nicht mehr, weil sie merken, dass das nichts für sie ist”, sagt Thierry Graul. Er ist selber Bestatter und Präsident des Luxemburger Berufsverbandes.

Es sind zwei Dinge, mit denen Berufsanwärter umgehen können müssen. Zum einen ist das – natürlich – der Umgang mit den Körpern der Verstorbenen, aber auch der Umgang mit den Hinterbliebenen. Die Kunden der Bestatter befinden sich oft in einer emotionalen Ausnahmesituation, als Dienstleister müssen sie darauf eingestellt sein.

An Fachkräften – wie in anderen Berufen – mangelt es Graul trotzdem nicht. Wer in dem Beruf aktiv werden will, bewirbt sich bei einem der Bestattungsunternehmen, die in den allermeisten Fällen Familienbetriebe sind. Graul lässt die Anfänger dann erst einmal gut sechs Monate mitanpacken, um zu sehen, ob sie wirklich dabei bleiben wollen. Da der Betrieb die Kosten für die teure Ausbildung übernimmt, will der Bestatter auf Nummer sicher gehen. Dann schickt er seine neuen Angestellten zu den Kursen nach Deutschland. Sie dauern zwei Jahre und finden an den Wochenenden statt. Die Anwärter lernen dort zum Beispiel, eine Leiche zurechtzumachen und zu schminken. Eine Gesellen- oder Meisterprüfung gibt es in Luxemburg nicht.

Letzter Abschied

“Das ist keine komplette thanatologische Ausbildung”, so der Bestatter. Eine komplette Ausbildung zur Einbalsamierung umfasst auch Praktiken wie den Austausch der Körperflüssigkeiten durch konservierende Lösungen. In Luxemburg ist diese Praxis nicht üblich, da die Hinterbliebenen den Körper des Verstorbenen nicht noch einmal sehen.

Eine in Luxemburg angebotene (und im Ausland stattfindende) Fortbildung zum Thanatopraktiker sei damit auch widersinnig, findet Graul. Eine Voraussetzung, um zum Examen in Deutschland  zugelassen zu werden, sei, dass man 100 Einbalsamierungen gemacht habe. Dies sei in Luxemburg selbst über Jahre hinweg nicht möglich. In seiner mehr als 20-jährigen Karriere habe er nur 6 oder 7 Körper einbalsamieren lassen.

Mit der zunehmenden Bevölkerung könnte man annehmen, dass im Großherzogtum auch mehr gestorben wird. “Gleichzeitig werden die Menschen aber auch älter”, so der Bestatter, der nur eine geringe Zunahme in Nachfrage sieht. Der Beruf hat sich aber in der Hinsicht verändert, dass Familien heute weiter auseinander leben und oft nicht beisammen sind, wenn eine Person stirbt. Für die direkten Angehörigen, die sich um die Bestattung kümmern, ist der Bestatter, deshalb mehr und mehr zu einem Gesprächspartner geworden, der ihnen zuhört und einen Teil des Weges mit ihnen geht.

Der Tod ist in Luxemburg streng geregelt. Ein Verstorbener sollte innerhalb von 72 Stunden beerdigt werden. Der Bestatter kann unter bestimmten Voraussetzungen eine Verlängerung bis zu 5 Tagen beim zuständigem Gesundheitsamt beantragen und gibt somit  den Verwandten aus dem Ausland genügend Zeit um  nach Luxemburg zu reisen. Immerhin sind rund 50 % der Menschen im Großherzogtum nicht Luxemburger. Eine aktuelle parlamentarische Petition fordert deshalb, diese Grenze heraufzusetzen. Die Petition hat bislang allerdings nur 78 der 4.500 nötigen Unterstützer gefunden, um eine Diskussion im Parlament zu forcieren.

 

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