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Forum / Steuern und Finanzen

Was Dir sonst keiner zur Luxemburger Rente erzählt  

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MischMasch
Trier | Deutschland | 347 Messages

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3 Stunden  ago  

Hallo zusammen,

ich bin jetzt seit 2 Jahren in Rente und habe mich schon vorher intensiv mit der Rentenkalkulation für Luxemburg beschäftigt. Bevor ich mich hier so langsam zurückziehe, hier mal meine Erkenntnisse, die mich am meisten überrascht haben:

1. Eine Erhöhung der Rente ist erfreulich für alle Rentner, jedoch nicht für die die gerade einzahlen! Der Grund für eine Erhöhung ist immer die Erhöhung des Durchschnittslohns! Dies wird mit dem s.g. Aufwertungsfaktor realisiert. Das Referenzjahr ist 1984, wo dieser als 1.0 definiert wurde. Der Durchschnittslohn ist stetig angestiegen, so dass heute (2025) mit einem Faktor von 1,595 kalkuliert wird. Da Einzahlungen in die Rentenkasse „normiert“ werden, wird der Index und der Aufwertungsfaktor immer herausgerechnet. In Konsequenz bedeutet dies, dass eine Rentenerhöhung von 1,6% (wie Anfang des Jahres) auch eine um 1,6% reduzierte Einzahlung in die Rentenkasse ergibt! Vielleicht ein Grund für eine Anfrage zur Gehaltserhöhung?

2. Wie hier schon mehrfach propagiert, möchte ich erwähnen, dass die staatliche luxemburgische Rente jede private oder Betriebsrente schlägt! Wer freiwillig in die Luxemburger Rente einzahlt oder nachzahlt hat das Geld in weniger als 10 Jahren wieder raus, wenn er nach Renteneintritt noch solange lebt! Private Rentenversicherungen benötigen dafür in der Regel das 4- bis 5-fache an Zeit, d.h. entsprechend niedriger ist der Ertrag. Ich frage mich, warum Unternehmen nicht die Aufstockung (also die freiwillige Einzahlung) anbieten, anstatt in teure Betriebsrenten zu investieren? Einziger Vorteil wäre m.M.n. eine Diversifizierung. Wer schon am Maximum der möglichen Einzahlung verdient (2025 ca. 158.000€ p.a.) der hat natürlich keine Wahl.

3. Der pauschale, zeitliche Anteil der Rente wird seit 2012 bis 2052 jedes Jahr um ca. 0,5% erhöht. Dafür wird jedoch der proportionale Anteil jährlich um 0,34% erniedrigt. Klingt nicht dramatisch, bedeutet jedoch, dass eine Durchschnittsrente von ca. 3800€ (Brutto) jedes Jahr um ca. 0,2% reduziert wird (ca. 7,50€). Inflationsbereinigt sind das 2052 dann aber ca. 9% weniger Rente als 2012! Eine aktuell geplante Rentenreform ist hierbei noch nicht berücksichtigt.

4. Wisst Ihr eigentlich, dass es eine Regelung für länger Beschäftigte gibt? Wer aktuell z.B. mit 60 schon 36 Jahre gearbeitet hat, aber noch 4 Jahre weiterarbeitet, erhöht seine Rente um ca. 4% zusätzlich zu dem Anteil aus den Einzahlungen in die Rentenversicherung! In Luxemburg wird das länger Arbeiten also belohnt und nicht, wie in Deutschland bei vorzeitiger Rente mit 0,3% Abzug pro Monat bestraft. Wer sein Alter und seine Pflichtversichertenzeiten aufaddiert und mehr als aktuell 95 Jahre zusammen bekommt, profitiert von dieser Regel. Warum gibt’s da eigentlich keine Werbung für? Bis 2052 wird die Zahl 95 weiter bis 100 erhöht, wobei der Bonus im Gegenzug aber ebenfalls leicht steigt.

Macht was draus! Michael