Die Welt schreibt am 12. Juli 2016 über die Sauertalbrücke folgendes:
Aus der Luft scheint alles in Ordnung zu sein: Hundert Meter über dem Erdboden schwingen sich Stahl und Beton in weitem Bogen über den Moselzufluss Sauer. Die Schlucht gibt dem Bauwerk seinen Namen: Die Sauertalbrücke verbindet Deutschland mit Luxemburg, täglich überqueren sie 30.000 Autos und Lkw. Doch lange wird der Verkehr nicht mehr ungestört rollen können: Denn Rost frisst sich durch die Sauertalbrücke.
Sie ist das Sorgenkind der Straßenbaubehörde in Rheinland-Pfalz. Obwohl die Stahlhohlkastenkonstruktion erst vor wenigen Jahren repariert wurde, haben Prüfer die Sicherheit des Bauwerks schon wieder infrage gestellt. Bauarbeiter müssen bald erneut anrücken – und für Autofahrer bedeutet das neue Staus.
Mit dem Hangeln von Reparatur zu Reparatur steht die 30 Jahre alte Sauertalbrücke stellvertretend für eine bedenkliche Entwicklung in Deutschland: Rund 39.000 Brücken führen Autobahnen und Bundesstraßen über Hindernisse wie Täler, Flüsse, Bahnlinien oder andere Straßen. Viele von ihnen kommen in die Jahre, ihr Zustand verschlechtert sich zunehmend.
Immerhin: Es ist unwahrscheinlich, dass eine dieser Brücken tatsächlich einstürzt, denn die Behörden prüfen penibel. Jedes Jahr rücken Ingenieure für eine „Sichtprüfung“ an, alle sechs Jahre für eine „Hauptprüfung“. Sie untersuchen selbst die kleinsten Bauteile in den hintersten Winkeln. Am Ende vergeben sie eine Zustandsnote, vergleichbar mit dem Schulnotensystem.
Gegen die Veröffentlichung dieser Noten hat sich das Bundesverkehrsministerium unter den drei Ministern Wolfgang Tiefensee (SPD), Peter Ramsauer (CSU) und Alexander Dobrindt (CSU) über Jahre gesträubt. Erst nach einem langen Rechtsstreit ist es der „Welt” gelungen, die Daten zu jeder einzelnen Fernstraßenbrücke des Landes zu bekommen. Erstmals zeigt sich nun, wie bedenklich sich der Zustand der Brücken in Deutschland entwickelt hat.
Derzeit befindet sich immerhin noch jede vierte deutsche Fernstraßenbrücke in ordentlichem Zustand: Diese rund 13.100 Brücken und Teilbrücken wurden zuletzt der Kategorie „sehr gut“ (Noten 1,0 bis 1,4) oder „gut“ (1,5 bis 1,9) zugeordnet. Diese Bauwerke bereiten den Behörden bislang keine Kopfschmerzen. Viele von ihnen sind relativ neu oder frisch saniert.
Etwas Sorgen lösen dagegen schon jene Brücken aus, die sich im Notenmittelfeld befinden – das sind immerhin zwei Drittel der Bauwerke: 35.800 Brücken und Teilbrücken fallen in die Zustandsklassen „befriedigend“ (2,0 bis 2,4) und „ausreichend“ (2,5 bis 2,9). An ihnen könnte in der Zukunft Handlungsbedarf entstehen, denn mit jeder neuen Prüfung droht ein Abrutschen in die noch schlechteren Kategorien.
Wenn Prüfer eine Brücke mit „nicht ausreichend“ (3,0 bis 3,4) oder gar „ungenügend“ (3,5 bis 4,0) bewerten, besteht akuter Handlungsbedarf. Denn Verkehrssicherheit oder gar Statik können gefährdet sein. Die Behörden reduzieren in diesen Fällen oft die erlaubte Fahrgeschwindigkeit auf der Brücke oder verhängen eine Gewichtsbegrenzung. Lkw müssen sich dann andere Wege suchen. In Extremfällen, wie bei der Fechinger Talbrücke im Saarland, wird die Brücke voll gesperrt. Dann droht Verkehrschaos.
Solche Problembrücken machen rund fünf Prozent aller Viadukte in Deutschland aus, insgesamt handelt es sich um etwa 2500 Objekte. Sie müssen möglichst bald wieder instand gesetzt werden.
Den gesamten Bericht findet Ihr unter dem Link: http://www.welt.de/politik/interaktiv/bruecken/deutschlands-bruecken-wettlauf-gegen-den-verfall.html