Auch wenn du es vermutlich nicht wahrhaben willst, aber du verdienst zu wenig, um dir ein angemessenes Leben in Luxemburg und schon gar nicht in L-Stadt leisten zu können. Vor ca. 10 Jahren hiess es, man bräuchte als Einzelperson mind. 3000 € netto, um in L angemessen leben zu können, was ich auch bestätigen kann. Inzwischen sind jedoch die Preise vielfach deutlich gestiegen (Mieten ca. 35%), so dass heute mind. ca. 3500 € netto notwendig sein dürften, um einigermassen angemessen leben zu können.
Natürlich kann man auch schon mit nur 2000 € in L überleben ( die Frage ist halt unter welchen Umständen bzw. welchen massiven Einschränkungen). Es hat schon seinen Grund, warum das Mindestgehalt in L für Akademiker bei ca. 2500 € bzw ca. 2200 € netto liegt. Da etliche Luxemburger von ihrem niedrigen Gehalt nicht mehr normal leben können, verlassen sie ihr Heimatland und ziehen ins Ausland.
Meiner Erfahrung nach rechnet es sich für viele nicht, in L zu arbeiten. Entweder werden sie von den hohen Lebenshaltungskosten in L erdrückt oder sie müssen tagtaeglich sich im immer grösser werdenden Verkehrschaos herumplagen bei auch nicht so billigen Wohnkosten in der Grenznähe in D. Meist werden dann nach aussen hin die Fahrtzeiten geschönt. Ich persönlich fuhr vor einiger Zeit recht regelmässig von Trier nach L-Stadt und unter einer Stunde lief da meistens nix zu Berufsverkehrszeiten. Selbst wenn du auf der günstigen Moselseite wohnst, musst du ja erst den Berg zur Autobahn hochfahren, für den ich alleine schon oft eine Viertelstunde und mehr brauchte.
Ich kann prinzipiell nur empfehlen, eine vergleichbare Arbeit zB in FFM zu suchen, wo man mit dem öff. Nahverkehr stressfrei von 10-20 km ausserhalb pendeln kann ( schonmal seine beruflichen mails checken) und das zu nicht schlechteren finanziellen Gesamtumständen.
Natürlich kannst du deine Tätigkeit in L als Invest sehen, etwa in L wohnen und noch etwas drauflegen, in der Hoffnung dann später höher und besser bezahlte Positionen zu erlangen. Allerdings muss man ja bei diesem Ansatz auch immer miteinbeziehen, dass sich die Mietpreise neben anderen Kosten voraussichtlich noch deutich erhöhen werden (insb. wenn die EZB sich von ihrer Niedrigzinspolitik verabschiedet und die immer mehr werdenden Beschäftigten nicht mehr am Fliessband die Wohnungen auf Kredit kaufen können, sondern eben auf Miete zurückgreifen müssen), was Gehaltssteigerungen, deren Nettozuwachs ohnehin erheblich geringer ist, weitgehend egalisiert.
Wenn du in L wohnen möchtest, dann rate ich von Einflugschneisen des Flughafens wie Gasperich dringend ab. Letztens war ich da essen und noch ein wenig spazieren. Dabei musste ich in dieser Viertelstunde das Gespräch 3mal unterbrechen, weil man nix mehr verstand und ich hatte zudem noch einen Schmerz in den Ohren verspürt, weil es so laut war. Bonnevoie, Leudelange etc. ist aus denselben etwas abgemilderten Gründen auch nicht zu empfehlen, auch wenn es nahe der Cloche d'Or ist. Ich würde im Bereich Merl/Hollerich suchen, wo die Preise noch nicht ganz so hoch sind wie in den besseren und weiter entfernteren Wohngegenden wie Belair oder Limpertsberg. Vorteilshaft wäre eine Innenstadt-nahe Lage insb. auch wegen der bald in Betrieb gehenden Tram, die dann vom Kirchberg über die Innenstadt bis zur Cloche d'Or fährt.
Als ganz grobe Faustregel galt es bei Maklern, dass nicht mehr als 1/3 des Nettos für Wohnen aufgewendet werden sollte, was aber viele wegen der gestiegenen Mietpreise gar nicht mehr schaffen. Letztlich kommt es aber auf die Vermieter an, denen bei begehrten erschwinglichen Wohnungen häufig eine Auswahlliste an Interessenten vorgelegt wird, aus der sich dann der Vermiter seinen Mieter aussucht bei dem extrem angespannten Wohnungsmarkt. Gute, preisgünstige Wohnungen werden meist nach 2-3 Wochen vergeben. Allerdings ist bei preisgünstigen Wohnungen oft ein Haken, den es zu finden gilt (Schimmel, abfallender Putz, kein Aufzug, Fenster zur Hauptstr.etc.).
Mein Rat: Lieber etwas mehr ausgeben (und notfalls Konsumschulden machen) als 200 € gespart zu haben, aber täglich sich über die Unstände ärgern zu müssen und dadurch dann auch schlechtere berufliche Leistungen zu erbringen.
Die einzig sinnvolle Lösung wäre es, eine Wohnung in L zu kaufen, aber dazu wirst du vermutlich als Berufdanfänger zu wenig EK mitbringen.