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Gewalt gegen Busfahrer und Zugbegleiter ist ein Phänomen, das in den vergangenen Jahren wiederholt aufgekommen ist. Oftmals sind es alltägliche Situationen, wie das Vorzeigen der Fahrkarte, die eskalieren. Seit 2006 häufen sich dabei jene Vorfälle, in denen Angestellte des öffentlichen Transports nicht nur verbal attackiert, sondern auch in Handgreiflichkeiten verwickelt werden. Zuletzt war Anfang Februar dieses Jahres ein Busfahrer des Tice bei einem Angriff verletzt worden.
In den letzten beiden Jahren waren sowohl von den einzelnen Transportunternehmen als auch vom Transportministerium verschiedene Maßnahmen in die Wege geleitet worden, um der Gewalt im öffentlichen Transport entgegenzuwirken. Unter der Leitung des Transportministeriums wurde 2006 eine Arbeitsgruppe zusammengestellt, in der sämtliche Vorfälle zusammengetragen wurden und eine Bestandsaufnahme durchgeführt wurde. Auch die sich in letzter Zeit häufenden Angriffe auf Taxifahrer werden von dieser Arbeitsgruppe untersucht.
Von großer Wichtigkeit ist, laut Transportminister Lucien Lux, das Gesetzesprojekt, das die Kompetenzen der Zugbegleiter klar definiert und ihnen auch das Recht zuspricht, wenn nötig, einen Passagier des Fahrzeugs bzw. des Bahnhofs zu verweisen. Es ermöglicht es dem Transportminister auch, eine wiederholt auffällig gewordenen Person bis zu ein Jahr vom öffentlichen Transport auszuschließen. Das Gesetzprojekt soll noch vor Ende der Legislaturperiode der Abgeordnetenkammer zur Abstimmung vorgelegt werden.
Die Transportunternehmen blieben ihrerseits nicht untätig. Bei den „Chemins de fer luxembourgeois“ (CFL) waren hauptsächlich die Zugbegleiter von solchen Vorfällen betroffen, so Raymond Schanen, CFL-Pressesprecher, aber auch die Busfahrer waren vereinzelt Opfer von Gewalt.
Es wurde daraufhin eine eigene Sicherheitsmannschaft ins Leben gerufen, die sich aus CFL-Angestellten zusammensetzt. Die Hauptaufgabe der 30 Mann starken „Groupe de sûreté“ besteht darin, Präsenz zu zeigen und den Zugreisenden wie auch den Angestellten ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Auch wurden Seminare zur Konfliktbewältigung für das Personal veranstaltet. Auf technischem Niveau wurden ebenso Maßnahmen unternommen. So sind die neuen Busse und Züge, die vergangenen Monat angeschafft wurden, allesamt mit Kameras ausgestattet. Dies soll zuallererst mögliche Gewalttäter abschrecken, da sie dadurch ihre Anonymität verlieren. In diesem Sinne sind auch jene Kameras zu verstehen, die auf dem hauptstädtischen Bahnhof installiert wurden.
Eine interne Arbeitsgruppe zum Thema Sicherheit wurde beim „Syndicat des tramways intercommunaux dans le canton d'Esch“ (Tice) gegründet, so Direktor Steve Arendt. In dieser Arbeitsgruppe wurden Maßnahmen ausgearbeitet, mit dem Ziel die Arbeitssituation der Busfahrer in puncto Sicherheit zu verbessern. In einem Pilotprojekt wurde erstmals ein Tice-Bus mit einer Kamera ausgerüstet. Wenn nötig, sollen auch andere Fahrzeuge mit Kameras ausgestattet werden. Ebenfalls ausgebaut werden soll das GPS-System, durch das zu jedem Zeitpunkt jeder einzelne Bus genau lokalisiert werden kann. AVL: Kein Bedarf für Kameras
Konfliktbewältigungsseminare wurden ebenfalls beim Tice organisiert, wie auch schon seit Jahren bei den „Autobus de la ville de Luxembourg“ (AVL). Für die Installation von Kameras bestehe allerdings, laut Laurent Hansen von der AVL-Direktion, bislang kein Bedarf. Die nennenswerten Vorfälle würden sich jährlich auf eine Handvoll begrenzen. Zu Gewalt käme es nur in Einzelfällen, ansonsten verbleibe es bei verbalen Anpöbeleien. Die Situation sei demnach unter Kontrolle. Ebenso sieht es Steve Arendt vom Tice: Die Anzahl von gewalttätigen Übergriffen sei in den letzten Jahren gestiegen, jedoch sei dies proportional zu der gestiegenen Anzahl an beförderten Personen zu sehen. Von Maßnahmen, wie sie in Belgien getroffen wurden, bei denen der Busfahrer in verschiedenen Regionen in einer Art Schutzkäfig sitze, um vor Angriffen geschützt zu sein, seien wir hier in Luxemburg glücklicherweise weit entfernt.
Das Ganze sei auch kein Problem des öffentlichen Transports, sondern ein Gesellschaftsproblem, so Steve Arendt weiter. Der öffentliche Transport sei ein Treffpunkt von Menschen unterschiedlichen Alters, Nationalität und sozialer Schichten, ergänzt Minister Lucien Lux. Wo die unterschiedlichsten Menschen zusammenkommen, richte sich die Frustration Einzelner in Konfliktsituationen gegen die Angestellten des öffentlichen Transports. Aufgabe der Verantwortlichen sei es, die Sicherheit dieser Angestellten zu garantieren, damit jene, die ihren Dienst für die Allgemeinheit leisten, sich auch an ihrem Arbeitsplatz sicher fühlen, so Lucien Lux. Von einer durchweg positiven Entwicklung spricht man bei der CFL, die in jüngster Vergangenheit die meisten Vorfälle zu verzeichnen hatte. Bereits im vergangenen Jahr war ein deutlicher Rückgang zu beobachten im Vergleich zu 2007. Auch mit Blick auf die aktuellen Zahlen könne man von einer durchweg positiven Entwicklung sprechen, so Raymond Schanen von der CFL.