Hallo, mein Mann wird bald in Luxemburg arbeiten. Nun ist unser größtes Problem: wo wohnen mit den Zwillingen (5 Jahre)? In Luxemburg habe ich überhaupt keine Ahnung von Grundschulen (und wie gut die Schulbildung ist). Oder sollen wir doch auf der deutschen Seite wohnen? Da der Umzug von unserem alten Zuhause auf jeden Fall eine Umstellung für die Kurzen wird, möchte ich es den beiden so leicht wie möglich machen. Wer kann mir Tips geben? Lieben Dank im voraus!
Hallo franzipeterle,
es ist verständlich, dass bei einem Schritt in die Unischerheit zunächst einmal die Gedanken den Kindern gelten. Für die lässt sich aber überall sorgen (s.u.) - bestimmendes Element bei der Wohnortentscheidung ist aber bei Zuzügen in die Luxemburger Region erfahrungsgemäß (natürlich neben persönlichen Vorlieben für Stadt oder Dorf) die Frage der Finanzierbarkeit (bzw. des Preis-/Leistungsverhältnisses) einer Bleibe. Hierbei ist es leider so, dass der Luxemburger Immobilienmarkt (egal ob Kauf oder Miete) die meisten hinter die Grenzen nach FR, BE, DE drängt (daher auch dieses Forum!).
Was die Schulen anbelangt: in Luxemburg sind die Klassen im Schnitt sehr klein (Grundschule unter 20), und es wird mehr unterrichtet als irgendwo sonst in Europa (Ganztagsschule). Trotzdem hat das Land beim PISA-Test noch schlechter abgeschnitten als Deutschland! Man sollte auch wissen, dass die Umgangssprache der Kinder Luxemburgisch ist (ggf. Portugiesisch, je nach Wohnumfeld) und am Anfang auch auf Luxemburgisch unterrichtet wird, bevor es auf Deutsch und spätger Französisch weiter geht. Sollte aber kein Ausschluss-Hindernis sein, da Kinder im Alter der Zwillinge ja sehr schnell Sprachen lernen. Eine Alternative zum staatlichen System ist die Europäische Schule in LUX-Kirchberg, eine Einrichtung der Europäischen Kommission für den Nachwuchs des EU-Personals, die gegen Zahlung von Schulgeld aber auch vom 'gemeinen Europäischen Kind' frequentiert werden darf. Der Unterricht erfolgt in der Muttersprache (14 Sprachen stehen zur Auswahl...), mit gutem Fremdsprachenunterricht durch jeweils Muttersprachler ab dem ersten Schuljahr. Bleibt noch das reguläre Deutsche Schulsystem (RLP oder sogar Saarland) - nicht besser oder schlechter als irgendwo anders in DE, mit einem gewissen Zufallsfaktor im Hinblick auf gute/schlechte Schulen/Lehrer.
Ich hoffe, das ist dir eine erste Hilfe!?
Gruß,
Lippe
Zu den jeweiligen Vor- und Nachteilen der beiden Varianten wurde hier schon viel geschrieben - einfach mal die Suche bemühen.
Abgesehen von wichtigen Aspekten wie Lebensgefühl, Sprache, Kultur etc. läuft es aber immer wieder (vor allem für Familien) auf einen wesentlichen Punkt hinaus:
In Luxemburg sind (vor allem stadtnah) die Immobilien- und Mietpreise enorm teuer und für viele unbezahlbar, so daß sich eben viele z.B. in Trier und Umgebung niederlassen un die Fahrerei auf sich nehmen. Jetzt kenne ich natürlich Eure finanzielle Situation nicht, aber ein Vergleich der Preise in Lux und D für Wohnen dürfte Euch die Entscheidung eventuell erleichtern.
Zu den Luxemburger Schulen kann man sagen, daß die bei PISA noch schlechter als D abgeschnitten haben (ob das aussagekräftig ist, sei dahin gestellt) und ich persönlich die Methoden im Luxemburger Schulsystem für veraltet halte (z.B. viel "Drill", viel auswendig lernen, allgmein enormes)Aufgabenpensum) Vorteil wäre natürlich auf jeden Fall die Mehrsprachigkeit schon in den ersten Schuljahren.
Einfach so viel wie möglich informieren, hier im Forum stöbern usw.
Viel Glück
Gruss
Martin
Ich habe mir vor ein paar Tagen gerade die europäische Schule angesehen, und sie macht einen sehr guten Eindruck. Die deutschen Klassen sind aber z.Zt. recht groß, weil Kinder aus den neuen EU-Beitrittsstaaten mangels eigener Sprachsektion in den anderen Haupt-Sprachsektionen untergebracht werden.
Das Wohnen in Luxemburg ist wirklich teuer. Wir haben lange gesucht, aber unter 1600,- Kaltmiete findet man anscheinend kaum etwas Familiengeeignetes.
Im Zusammenhang mit dem Tipp hier im Forum, dass man trotz Arbeit in LUX (bzw. gerade deswegen) in DE noch Eigenheimzuschuss bekommt, ist Trier oder so vielleicht keine schlechte Wahl.
Es geht hier ja um eine individuelle Entscheidung, für eine Familie, zwei Kindern, gemäß persönlichen Präferenzen, da lässt sich natürlich schwer raten. Da nützen auch statistische Vergleiche oder Aussagen zu den unterschiedlichen Schulsystemen wenig. Denn etwa das größte Defizit in den luxemburgischen, vielleicht noch etwas stärker wie bei vielen deutschen Schulen, ist der mangelnde soziale Ausgleich. Das heißt, wer schlechte Startbedingungen aus dem Elternhaus mitbringt, der wird schnell aussortiert. Wer aus einem mehrsprachigen Akademiker-Elternhaus kommt, wird auch in Luxemburg mit dem Schulsystem gut zurecht kommen. Die Hälfte der Zeit verbringen Luxemburg Schüler damit, andere Sprachen zu lernen. Das kann ja ein Vorteil sein, Gefahr aber ist, dass dadurch manche Inhalte dadurch zurückstehen müssen. Luxemburgs Uni steckt in den Kinderschuhen. Aber die Förderung des Auslandsstudiums ist dagegen recht ordentlich. Am besten, man nimmt mit bestimmten in Frage kommenden Schulen direkt Kontakt auf und versucht sich ein Bild zu verschaffen, orientiert an eigenen Zielvorstellungen!
Die Aussage über die Größe der deutschsprachigen Klassen an der Europäischen Schule ist so generalisiert schlicht falsch: meine Kinder sind z.B. in Klassen mit 17 und 21 Schülern, das ist nach deutschen Maßstäben sehr o.k.. Durch die formale Teilung in zwei Europäische Schulen werden außerdem seit diesem Schuljahr prinzipiell zwei erste Klassen eingerichtet, was tendenziell eher kleine Klassen erwarten lässt (und hervorgebracht hat!).
Hiermit möchte ich mich ganz lieb über die ausführlichen Antworten bedanken!!!! Es ist echt klasse, so viel hilfreiche Tipps zu bekommen. Vielleicht kann mir noch jemand was über die Mentalität der Luxemburger bzw. Trierer (hä, ist das richtig geschrieben???) sagen? Ich bin ein total aufgeschlossener Mensch und habe so richtig meine Probleme hier in NRW. Grüssen, lächeln etc. scheinen hier viele verlernt zu haben - schade eigentlich. Ist es in Luxemburg bzw. Trier ähnlich, oder kann ich Hoffnung haben?
Also ich bin auch aus NRW und glaube, dass Du Hoffnung haben kannst. Wie schon geschrieben wurde, es dauert sicherlich, bis man weiss, wo man hingehört. Nach jahrelanger Landphobie bin ich mit meinen Zwillingen auf dem Land (Nähe Trier) gelandet und sie hatten eine malerische Zeit im Kindergarten und in der Grundschule. Inzwischen gehen sie in Trier in die Schule und sind immer noch nicht zu Landeier mutiert. Aber auf der anderen Seite kommen sie nach Hause und jeder kennt uns, Kinder kommen zum Spielen...
Also Optimismus ist angesagt und ein ganz klein wenig habe ich das Gefühl das die Leute aus NRW egal ob diesseits oder jenseits von der Grenze hier ganz besonders gut ankommen 😉