Peinlich genug, wenn ein Chef vor der Belegschaft mit Kollektivverdächtigungen ausrastet. Ein Politikum schlechtester Sorte ist, wenn dasselbe einem Verbandspräsident in einer Pressekonferenz mehr oder weniger absichtlich widerfährt Doch wie kommt es, dass mit 3 Wochen Verspätung ein deutsches Lokalblatt auf der Titelseite davon Notiz nimmt, dass ein Luxemburger Verbandspräsident davon „überzeugt“ ist, dass zu viel „blau gemacht“ wird? Es kommt ja sonst nicht so häufig vor, dass in einem Lokalblatt von Vorgängen im Großherzogtum berichtet wird. Und Grenzgänger sind es bislang noch immer gewohnt, als Randgruppe behandelt zu werden. Der deutschen Presse muss es ganz schön dreckig gehen, dass im Stile eines Revolverblättchens ein Aufreißer gebracht werden muss, der ganz offensichtlich auf Sozialneid und Angstpanik innerhalb der Leserschaft spekuliert. Das ist aber seit Jahren schon die Botschaft der deutschen Medien: Wer die Arbeit verliert, krank oder älter wird, der ist selber schuld. Wie schön, dass die Luxemburger das auch endlich lernen! Warum sollen nur Deutsche damit leben müssen, dass ihr Arbeitsklima vergiftet ist? ( „Luxemburg: Paradies für Blaumacher?“, Trierischer Volksfreund (sas), 18./19. Oktober 2003, S. 1)
Schon seit einiger Zeit ärgere ich mich samstags regelmäßig (kaufe ihn nur dann wegen Wohnungsanzeigen) über den Volksfreund wegen seiner "fundierten" Luxemburg-Berichterstattung und dieser neuen Luxemburg-Seite. Hat man jetzt die Grenzgänger als Zielgruppe entdeckt und glaubt Luxemburg mal so eben vom Telefon aus mitmachen zu können? "AUA!" sage ich nur.
Gerade dieser Artikel ist mir besonders sauer aufgestoßen: "Paradies für Blaumacher". Aus irgendeiner Nullität wird da ein Skandal-Artikelchen zurechtgefitschelt, der Klischees aus der untersten Schublade bedient.
Inzwischen ist man in Trier in Sachen Regional-Berichterstattung mit der Gratis-Kombination aus Rathaus-Zeitung und Wochenspiegel meiner Ansicht nach allemal besser bedient als mit dem TV, wie er sich derzeit präsentiert.
Wie man einer jüngsten Thierse-Rede entnimmt, ist dies zurzeit der Trend in der deutschen Medienlandschaft: „Der Boulevardisierung der Politik wird die Vermittlung von Politik als Prozess geopfert. Ich habe den Eindruck, dass stinknormale Arbeit an Gesetzen gar nicht mehr möglich ist angesichts einer immer hysterischer werdenden politischen Kommunikation.“ http://www.thierse.de/Reden/Mediendisput.html In der neuen "Luxemburg"-Kolumne ist gewiss einiges an Information zu finden. Aber was soll diese Klatschspalte über ein Mitglied der Großherzig-Familie beim Trierer Mercedes-Händler? Gesprächsstoff für den Friseurbesuch?