logo site
icon recherche
INFO FLASH
Dieselkraftstoff wird in Luxemburg teurer
Forum / Allgemeines

Mobbing/Arbeitsplatzverlust  

Profilbild von
Matthias1
3 Messages

Offline

22 Jahren  ago  

Hallo, ich suche Meinungsaustausch zu o.a. Themen. Mich interessiert auch der rechtliche Hintergrund sowie die Möglichkeiten, "Schmerzensgeld" bei Kündigungen zu erwirken. Erfahrungen anderer fände ich interessant. Freue mich über Rückmeldung

Gruß


Profilbild von
Hamisso
2364 Messages

Offline

22 Jahren  ago  

Auch in Luxemburg gibt es eine Debatte um das Mobbing, insbesondere darum, ob die Schaffung eines eigenen Gesetzes sinnvoll sei. Der amtierende Arbeitsminister hält insdes dafür, dass 1. die bestehenden Regelungen völlig ausreichten und 2. dass vor allem den Anfängen zu wehren sei. Mobbing sei dann am wirksamsten zu bekämpfen, wenn der Konflikt mit seinen Auswirkungen sich noch nicht aufgeschaukelt habe. Im Grundsatz ist daran sicherlich viel Wahres. Konflikte sind heutzutage am Arbeitsplatz vorprogrammiert, weil niemand mehr alles das tun kann, was ihm von den verschiedensten Seiten zugemutet wird. Die Lösung ist dann oft das Schwarze-Peter-Spiel: Die Verantwortung bzw. Schuld wird dann an denjenigen weitergegeben, der sich am wenigsten dagegen wehren kann. Ursache für das Entstehen einer Mobbing-Spirale ist im Anfang also häufig die zu schwache Gegenwehr bzw. Konfliktscheu der schwächeren Seite. Der von Mobbingversuchen Betroffene sollte sich folglich möglichst schnell Vermittler in Form von Kollegen, Personalausschussmitgliedern oder sonstigen Vertrauenspersonen suchen. Um mit einem Vermittlungsversuch einem solchen Konflikt möglichst schon im Vorfeld zu begegnen. Nach dem neuen deutschen Arbeitsschutzgesetz fällt dies explizit in den Verantwortungsbereich des Arbeitgebers, solche Auffangstrukturen zu gewährleisten (www.buero-fuer-arbeitsschutz.de). In Luxemburg wäre die Inspection du Travail et des Mines ( http://www.itm.etat.lu) zuständiger Ansprechpartner für diesbezügliche Fragen des Arbeitsrechtes und des Arbeitschutzes. Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist und es zu einem Rechtsstreit wegen eventueller Schadenersatzforderungen kommt, ist natürlich immer derjenige gut daran, der seine Behauptungen belegen kann. Es kommen hier in Frage ärztliche oder psychologische Gutachten und andere Zeugenaussagen. Es empfiehlt sich vielleicht sogar, ein Tagebuch über erfahrene Schikanen mit genauem Ort und Zeitpunkt und beteiligten Personen anzulegen. Denn die Gesetze und Schutzvorschriften mögen schon lange da sein. Aber ein erlittener seelischer Schaden ist meist schwerer zu belegen als eine Körperverletzung oder ein materieller Schaden.


Profilbild von
Matthias1
3 Messages

Offline

22 Jahren  ago  

Nun, vieles daran ist richtig. Der sicherlich gravierendste Fehler ist, als Schwächerer in der Situation lange den Mund zu halten. Aber es gibt natürlich Strukturen, die eine Gegenwehr nahezu ausschließen. Wenn eine Firma z.B. keinen Betriebsrat hat, Vertrauensleute einseitig zur Geschäftsführung stehen und es keine Zeugen für das unmenschliche, widerwärtige Verhalten gibt. Als psychisch Geschädigter ist es sicher auch nicht ratsam vor Gericht zu ziehen, weil letztlich die Gesundheit mehr darunter leidet. Meine Erfahrung ist die: Ich bin seit Monaten krank geschrieben nachdem ich systematisch gemobbt worden bin von höchster Stelle. Das sollte dazu dienen, mich zur eigenen Kündigung zu bewegen, um einfach Geld zu sparen beim offenbar unvermeidbaren Personalabbau nach Niedergang der Börse. Ich persönlich sehe keinen Sinn in einer rechtlichen Auseinandersetzung und versuche, meine Energie in die Zukunft zu richten. Lediglich teuer verkaufen ist mein Anliegen nach für mich unfaßbaren Ereignissen und gegen mich gerichteten Aktionen. Wenn also der Arbeitsplatzverlust absolut nicht zu vermeiden ist, kann ich nur empfehlen, die rechtlichen Möglichkeiten am Luxembourger Finanzplatz auszuschöpfen. Krankheit dehnt Fristen, vielleicht nicht unwichtig im Hinblöick auf eine neue Stellensuche.


Profilbild von
Hamisso
2364 Messages

Offline

22 Jahren  ago  

In der Vortragsreihe ‚Betriebliche Gesundheitsförderung. Problemzentrierte psychologische Interventionen im Bankensektor’ werden gesundheitsrelevante Probleme am Arbeitsplatz aufgegriffen. Von den ReferentInnen wird zu der jeweiligen Problematik anhand von Praxisbeispielen anwendbares Wissen kompetent und verständlich dargestellt. Ziel ist es eine fundierte und für Praktiker nützliche Übersicht über den derzeitigen psychologischen Erkenntnisstand zu den folgenden Themen zu geben: - Möglichkeiten und Grenzen - Erholung - Büroarbeit betrieblicher Gesundheitsförderung - Sexuelle Belästigung - Gewalttätige Übergriffe - Gruppenarbeit - Bewegungsmangel - Mobbing Besonders hervorzuheben: Montag, 16. Dezember: Mobbing in Organisationen, Prof. Dr. Dieter Zapf, Universität Frankfurt, Beginn 19.00 Uhr Näheres siehe: http://www.cu.lu/download/psycho.pdf


Profilbild von
Meffo
7079 Messages

Offline

22 Jahren  ago  

Es ist wohl wahr, dass neben den rechtlichen und wirtschaftlichen Folgen auch die psychisch-sozialen Kosten zu bedenken sind. Wie ein Kranker kerngesund sein muss, um gewisse medizinische Therapien schadlos zu überstehen, wird von einem Gemobbten Energie und Durchsetzungsvermögen in einem Rechtsstreit gerade in dem Zeitpunkt abverlangt, wenn er seelisch am Boden darnieder liegt. Es kommt aber nicht nur auf das eigene Selbstwertgefühl an (von anderen geliebt und geschätzt zu werden, weil man mit ihnen konform geht), sondern auch um die eigene Selbstachtung. Letztere kann man nur gewinnen, wenn man seinen Standpunkt und seine Interessen auch im Konfliktfall selbst verteidigt. Einfach aber ist das sicherlich nicht. Seit kurzem gibt es auch in Trier (Haus der Gesundheit) eine Selbsthilfegruppe zu dieser Problematik. Diese nimmt zu, weil in immer mehr Firmen Mobbing als scheinbar billige Form des Feuerns praktiziert wird. Einem derartigen Unternehmen wird man nicht nachweinen. Aber vielleicht ist man sich selber (und vielleicht auch seinen Kollegen und seiner Familie) schuldig, sich mit Anstand und seinen verfügbaren Kräften (ohne sich in etwas hineinzusteigern!) dagegen zu wehren.


Profilbild von
Matthias1
3 Messages

Offline

22 Jahren  ago  

Ich denke, die arbeitsrechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, ist legitim und richtig. Den rechtlichen Kampf gegen Mobbing aufzunehmen verlangt langen Atem. Ich werde das nicht tun. Die chancen, etwas zu erreichen sind gering, der Kopf hängt den negativen Gedanken nach, Energie geht verloren, die Gesundheit leidet weiter. Dennoch finde ich es wichtig, wenn möglichst viele Betroffene es nicht todschweigen, sondern im Rahmen ihrer Möglichkeiten darauf hinweisen. Ich denke auch, daß mehr betroffene Menschen ihre Ärzte aufsuchen sollten, um Mobbing als teures Gesundheitsproblem deutlich zu machen. Vielleicht üben dann die Krankenkassen auch mal Druck auf Unternehmen aus. Denn psychisch angeschlagene Menschen kosten viel Geld, um es mal salopp zu sagen. Ich kann natürlich hier nicht ins Detail gehen, könnte aber ein Buch drüber schreiben