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Forum / Allgemeines

Grenzgänger und trotzdem gehts nicht nur um Geld  

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pseico
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20 Jahren  ago  

Obwohl ich immer noch in Deutschland lebe, erschreckt es mich manchmal wie wenig Interesse eine grosse Anzahl von Grenzgängern an dem Land hat, in dem sie arbeiten.

Für mich persönlich kann ich nur sagen, dass ich vor über 14 Jahren in diesem Land eine Form von Respekt und Hochachtung erfahren habe, die mir aus Deutschland sehr unbekannt war. Als meine Frau mich verlassen hat, gab mir ein Arbeitskollege einfach nur so einen Schlüssel von einem leerstehenden Haus, dass er noch hatte (den Schlüssel habe ich heute noch, 8 Jahre später). Beruflich waren viele Luxemburger für mich da und haben mir geholfen, weiter zu kommen. Manche sind mir durchs ganze Land gefahren und haben mir die schönsten Stellen gezeigt...

Hört sich vielleicht ein wenig pathetisch an, doch es stört mich manchmal richtig, dass viele meiner Landsleute so tun, als gäbe es Luxemburg nur bis zu ihrem Feierabend. Und ansonsten wird kritisiert, was nicht so ist, wie in Deutschland. Zum Glück ist es in Luxemburg anders!!! Aber vielleicht muss man, um das zu erfahren, sich tatsächlich für die Region und die Menschen interessieren und die Grenze im Kopf überwinden.. Dann kann man sich auch als Grenzgänger in Luxemburg zu Hause fühlen.

Für mich ist es immer besonders schön, wenn mich meine luxemburgischen Freunde bei mir zu Hause besuchen, wir dann z.B. gemeinsam aufs Grompernfest gehen und alle zusammen feststellen, dass hier so wie "zu Hause" ist.

Viele Grüsse Peter


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Meffo
7079 Messages

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20 Jahren  ago  

Grundsätzlich stimme ich dem zu, dass man über den eigenen Horizont schauen sollte und die Gelegenheit nutzen, andere Menschen näher kennenzulernen.

Es gibt aber schon immer und heutzutage vielleicht vermehrt Menschen, die einfach Geld verdienen müssen. Und wenn sie 8 Stunden täglich malocht und dann die Fahrtzeiten und die Familienpflichten auch noch absolviert haben - dann bleibt nur noch wenig Raum für "kulturelle Begegnungen" oder Interessen.


Anonymous
Anonyme

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20 Jahren  ago  

Hallo Peter,

ich stimme Dir eigentlich voll und ganz zu. Ich arbeite seit fünf Jahren in Luxemburg und war vorher schon sehr oft hier gewesen. Es ist leider sehr schwer, nach einem 8 - 10 Stunden Arbeitstag und familären Pflichten noch Zeit zu finden um dieses Ländchen zu "entdecken". Schlimm finde ich, das viele Grenzgänger sich permanent beschweren wie teuer doch in Luxemburg alles ist und wie unfreundlich manche Luxemburger sind. Sollen sich mal fragen warum.... Wir verdienen hier unser Geld und geben drüben (Deutschland) alles aus und wir verursachen die Staus auf den Autobahnen und so weiter... Ich gehe gerne gut essen und ich muss ehrlich sagen, in Trier und Umgebung muss man lange suchen um ein gutes Restaurant zu finden, was in Luxemburg überhaupt nicht der Fall ist. Klar, bei den meisten Trieren zählt die Menge und das Geld, hier im Ländchen zählt die Qualität! Viele Grüsse Aisha


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pseico
53 Messages

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20 Jahren  ago  

Natürlich geht es schon viel um Geld und Zeit. Aber im Grunde stehen für mich kulturelle Begegnungen nicht im Vordergrund, am liebsten treffe ich Menschen..!

Für mich war es schön, als die Telecom günstige Tarife fürs Ausland eingeführt hat. Plötzlich konnte ich genauso teuer mit Bekannten in Luxemburg telefonieren, wie wenn ich meine Eltern im Ruhrgebiet anrufe. Wenn mir Leute smsen, merken die gar nicht, dass ich eigentlich im "AUS"-Land bin.

Aber o.k., Du hast sicherlich recht, dass wenn jemand ein Haufen Pflichten schon ins Grenzgängertum mitbringt, hat er es schwerer, Nischen für Luxemburg zu finden. Da bin ich sicherlich mehr "rein"gewachsen.

Vielleicht will ich ja nur ein wenig für das Mysterium, die in Luxemburg so selten anzutreffenden Luxemburger werben, weil ich viele kenne, mich mit Ihnen gemeinsam in Verwaltungsräten für Soziales engagiere und einfach überrascht bin, wie wenige offensichtlich ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

Grüsse


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dirkangela
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20 Jahren  ago  

Ich seh das anders, denn auch im Ländchen sehen viele Leute auf das geld, warum wohl gehen soviele L nach D einkaufen? Und ob bei den TRIERERN, ich bin keiner, jetzt mehr die Menge zählt als sonstwo, kann ich nicht bestätigen. Es gibt überall solche und solche. Ich bin direkt an der Grenze aufgewachsen und hatte jahrelang durch eine Vereinsmitgliedschaft einen intensiven Kontakt nach L. Aber nach Feierabend orientiere ich mich erstmal in meinem direkten Wohnumfeld und will nicht auch noch Kilometer fahre um Leute zu treffen, die aber nur über die Arbeit reden. Nicht immer kann und will man Arbeit und Privat vermischen.


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Hamisso
2364 Messages

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20 Jahren  ago  

Wobei bei vielen deutschen Grenzgängern vielleicht noch hinzu kommt, dass sie zwar in LU, aber mit einem deutschen Chef, mit deutschen Kollegen und gar vielleicht noch mit deutschen Kunden zu tun haben. Mancherorten im Großherzogtum sind "reinrassige" Luxemburger recht unauffällig.


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brabbel
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20 Jahren  ago  

Das finde ich einen sehr guten Ansatzpunkt! Wenn nach Feierabend und 8 Stunden arbeit die Arbeit immer noch Hauptthema ist, na dann danke!

Ich denke mal jeder kann/soll/darf sich seine Freizeit so gestalten, wie er das für richtig hält. Wenn jemand seine Zeit in LUX verbringen will, wieso nicht, wenn man schöne und gute locations findet oder nette menschen ist das doch alles ok!! Wenn man seine Zeit lieber in D verbringt, ist das auch in Ordnung, man hat seine Familie da sitzen die auch noch was von einem haben will!!

Wenn hier aber einer anfängt über die restos und/oder ähnliches in trier zu maulen, da muss ich mal ganz laut widersprechen. Es gibt viele sehr gute Restos in um und um Trier herum!! Man muss sich dann vielleicht auch mal ein bisserl mit der Ecke beschäftigen in der man lebt! Un ein kleiner Tip am Rande, nicht jede Eifel- oder Hunrückstube kocht nach Menge sondern auch nach Qualität. Und auch in Trier mit Stadtgebite gibt es verdammt gute Ecken!! Vielleicht auch mal da über seinen Tellerrand schauen.

Markus


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pseico
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20 Jahren  ago  

Vielleicht gibt es da wirklich einen zentralen Unterschied zwischen Menschen, die in dieser Gegend an der Grenze gross geworden sind und Menschen, die von weiter weg hier in die Gegend gezogen sind. Da, wo ich herkomme sind zig tausend weggezogen, weil es einfach nur noch Armut und Gewalt gibt.

Natürlich bin ich nicht der Meinung, dass man nur arbeiten und so dazwischen sein Privates reinmischen sollte. Aber gerade im Ruhrgebiet, als es da noch Arbeit gab..., da kommt das Ideal des Arbeiters her..., und da macht man Frühstück im Kiosk und dann spricht man da mit den Menschen, die auch zur Arbeit gehen (ist das jetzt Privat oder Arbeit?).

Ich kann nur sagen, dass es dieser ganzen Gegend (diesseits und jenseits der Grenze), direkt oder indirekt extrem gut geht und viel, viel mehr Kaufkraft und damit Kultur, Kneipen, Läden etc. vorhanden sind. Vielleicht bewerte ich da aus meinem Erfahrungshintergrund das kumpelige Verhalten in Luxemburg über.


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luxlex
544 Messages

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20 Jahren  ago  

Ich würde das alles nicht so eng sehn... ich bin Luxemburger und wohne in Trier... aber, wo ist denn diese "Grenze" die trennt ? Natürlich geht man am Samstag eher nach Trier einkaufen, wenn man da wohnt. Natürlich kann man auch auf den Nachhauseweg schnell bei Auchan reinschneien zu Einkaufen. Mal so, mal so, nach Luxt und Laune. Wenn man am Wochenende ins Kino will kann man natürlich zum Cinemaxx nach Trier gehn, oder eben zum Utopolis, wenn man lieber die Originalsprache mag. Genau so wenn man Essen gehn will. Natürlich spielt die Distanz eine gewisse Rolle und man fährt nicht extra nach Luxemburg-Stadt, wo man schon die ganze Woche über ist, aber warum nicht mal nach Wasserbillig oder Konz, ist doch egal. Naja und Freunde hat man eben auch gerade da wo sie sind, vielleicht Nachbarn in D, vielleicht luxemburgische oder belgische Arbeitskollegen, oder Deutsche die in Luxemburg wohnen u.s.w.

Wie gesagt, für mich persönlich gibt es weder Grenze noch dieses "Problem" was gerade hier diskutiert wurde.


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Jumbo
SLS | D | 693 Messages

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20 Jahren  ago  

Hallo Pseico! Dein Beitrag ist sehr gut und den kann ich nur voll unterstützen. Darf noch etwas extremer werden: Ich bin in Lux. gekündigt worden und habe auch nach der Kündigung neue luxemburgische Menschen kennengelernt mit denen ich heute in Verbindung stehe und Kontakt habe. d.h. ich fahre nach Lux. mit oder auch ohne Frau um mit diesen Leuten mich zu treffen, auch damit ich das Fluidum Luxemburg nicht vergesse. Natürlich auch zum einkaufen ( sponsered by deutscher Arbeitsagentur) und Essen gehen. Ich halte jetzt und in Zukunft Kontakt nach Luxemburg, denn nach mehr als einem Jahrzehnt in Luxemburg gearbeitet zu haben, ist das wie eine Art "Heimat", die ich nicht missen möchte. Lux-Wort ist abonniert. Und wenn ich jetzt den Arbeitsmarkt D betrachte, Oh Gott!! Dann wieder mit allen Mitteln für die restlichen Jahre zurück nach Luxemburg. Und dort bin ich derzeit verzweifelt auf der Suche nach einem neuen anderen Job. Denn ich bringe das Geld für meinen neuen Job noch mit !!! Wo gibt es das in D ???? Sorry, bin jetzt leider beim Geld gelandet (siehe Titel). Wollte da aber nicht hin, sondern den Verfasser mit seinem Artikel nur unterstützen. Wir sollten und haben die Gelegenheit: dieses Herzstück Grenzregion aktiv " z u l e b e n " Wünsche allen Grenzgängern viel Glück und immer gute Fahrt. Jumbo