Das Scrollen auf dem Schulhof in der Kritik
Veröffentlicht
von
Yves Greis
am 04/11/2024 um 17:11
Am Montag, dem 4. November, debattierte die Luxemburger Abgeordnetenkammer über die Smartphone-Nutzung in den Schulen des Großherzogtums. Eine öffentliche Petition, die ein striktes Verbot fordert, hatte die nötigen Unterschriften gesammelt, um eine solche Debatte zu forcieren.
Die Petitionäre fordern ein komplettes Verbot in der Schule für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre. Das schließt die Nutzung der Geräte auf dem Pausenhof mit ein. “Smartphones haben überhaupt keinen pädagogischen Nutzen in der Schule”, sagte Petitionärin Cristina Matita kategorisch. Die kürzlich vom Bildungsminister vorgestellten Maßnahmen gehen den Petitionären nicht weit genug.
Der Minister stimmt mit den Petitionären insoweit überein, als die Kinder und Jugendlichen ihre Smartphones exzessiv nutzen – und dies sei nicht gut. Die Smartphone-Nutzung habe einen negativen Einfluss auf die schulischen Resultate der Schüler – weil Smartphones eine Ablenkung sind. Sein Maßnahmenpaket sieht allerdings nur vor, Smartphones (und übrigens auch Smartwatches usw.) aus den Grundschulen (bis 11 Jahren) zu verbannen. Die Maßnahme tritt nach Ostern 2025 in Kraft.
Ab in den Schrank damit
In den Sekundarschulen sollen die Schüler nur während des Unterrichts auf ihr Handy verzichten müssen. Die Rede geht von einer “physischen Trennung”. Die Smartphones werden z.B. in eine Kiste oder in einen Schrank geräumt, wo sie nicht sichtbar sind. Der Regierungsrat hatte vor kurzem ein dementsprechendes großherzogliches Reglement angenommen.
Einige Abgeordneten versuchten, das Thema in ein differenzierteres Licht zu rücken. Der Piratenabgeordnete Marc Goergen, drückte sein Verständnis dafür aus, dass die Schüler während des Unterrichts nicht am Handy sein sollen. Er brach aber eine Lanze für die Technologie und meinte, es müsse auch Stunden geben, in denen Schüler “produktiv lernen können, wie man mit einem Smartphone umgeht”. Der Linken-Abgeordnete David Wagner äußerte sich kritisch dagegen, gesellschaftliche Probleme mit Verboten lösen zu wollen.
Die Grünen-Abgeordnete Djuna Bernard erinnerte daran, dass das Thema viel weiter gedacht werden muss und dass auch Erwachsene “ihren Umgang mit sozialen Netzwerken und Medien in Frage stellen müssten”. Die Schule sei ein Spiegelbild der Gesellschaft und die Schüler repräsentierten, was ihnen zu Hause vorgelebt wird.
Nach der Debatte stellte Meisch einen breiten Konsens fest, dass ein Problem besteht. Er bleibt allerdings dabei, dass in den Sekundarschulen eine differenziertere Vorgehensweise notwendig ist als in der Grundschule. “Wir haben unterschiedliche Schulen mit unterschiedlichen Schülern. Deshalb wollen wir die Diskussion in die Schulen hereintragen und wir verpflichten die Schulen, in einer Hausordnung festzulegen, welche Regeln sie über die physische Distanzierung während des Schulunterrichts hinaus festlegen wollen”, so der Minister.
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