Wo Jobangebot und Nachfrage sich nicht treffen
Veröffentlicht
von
Yves Greis
am 25/02/2025 um 07:02
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Das Arbeitsamt ADEM führt in seinen Karteien dreimal so viele Arbeitslose wie offene Stellen. Die Unternehmen haben also eine große Auswahl an Kandidaten, um ihre Posten zu besetzen. Trotzdem berichten Arbeitgeber, dass es schwer ist, die richtigen Arbeitnehmer zu finden. Und Arbeitsuchende berichten, dass es schwer ist, in Lohn und Brot zu kommen. Ein Paradox?
Inès Baer ist beim ADEM für die Analyse des Zahlenwerks zuständig. Sie bestätigt, dass die Lage auf dem Arbeitsmarkt im Moment nicht nur Sonnenschein ist. Die Wirtschaft dreht sich langsamer und im letzten Jahr verbuchte vor allem das Baugewerbe viele Unternehmensinsolvenzen. Für Arbeitsuchende keine gute Ausgangslage.
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Dann sei es wichtig zwischen verschiedenen Sektoren zu unterscheiden. Ja, über alle Sektoren hinweg, kommen drei Arbeitslose auf eine offene Stelle. “Die Situation ist viel komplexer”. Im Reinigungssektor konkurrieren vier Arbeitslose um eine Stelle. Ähnlich im Bereich Sekretariat. Aber auch in den Bereich mit vielen Bewerbern zieren sich die Arbeitgeber: “Sie finden, selbst wenn es viele Berwerber gibt, nicht immer die richtigen Kandidaten, mit den gesuchten Kompetenzen”.
Ein Buchhalter für zwei Stellen
In den Bereichen Buchaltung und IT dagegen gibt es zwei offene Stellen pro Bewerber. “Im Gesundheitssektor und dem sozialen Sektor ist der Unterschied noch stärker. Hier kommen drei Bewerber auf eine Stelle”, so Baer. Der Dachverband der Pflegedienstleister, COPAS, hatte vor kurzem mitgeteilt, dass in den nächsten Jahren fünf Jahren 4.000 neue Arbeitskräfte gesucht werden.
Typischerweise sind Berufe, für die weniger Qualifikationen benötigt werden, härter umkämpft als andere. Manchmal haben aber auch Menschen mit einem Universitätsabschluss die keine Arbeit finden. “Es schreiben sich immer mehr Menschen bei uns ein die ein Universitätsdiplom haben”. Eine besondere Herausforderung ist das für Menschen die von außerhalb der Europäischen Union kommen und die ein Diplom besitzen, das in Luxemburg weniger anerkannt wird, oder das die Arbeitgeber weniger gut kennen. Oder sie haben ein Studium in einem weniger gefragten Bereich absolviert.
Dazu kommt, dass die Arbeitgeber immer höhere Ansprüche haben. Die ADEM-Direktorin Isabelle Schlesser hatte dies bereits Mitte Januar in einem Interview auf RTL gesagt. Inès Baer unterstützt diese These, die Unternehmen (z.B. im IT-Sektor) würden immer mehr Kenntnisse voraussetzen und nach Kandidaten suchen, die lange Berufserfahrung haben. Besonders im IT-Bereich würden Arbeitgeber oft nach sehr spezifischen Fähigkeiten suchen. Das stellt für die Kandidaten – selbst wenn sie hoch qualifiziert sind – eine Herausforderung dar. Inès Baer beruhigt aber: “Menschen mit Universitätsabschluss werden selten langzeitarbeitslos.”
Dann ist noch zu beachten, dass die Zahlen von ADEM nicht die komplette Realität abbilden. Auf der einen Seite gibt es Menschen, die eine Arbeit suchen, aber nicht beim ADEM eingeschrieben sind. Darunter gewiss viele, die eine Arbeit haben, aber wechseln wollen. Auf der anderen Seite melden nicht alle Arbeitgeber ihre offenen Stellen dem Arbeitsamt (obwohl es eigentlich eine Pflicht ist). Besonders im Gastgewerbe und im Baugewerbe, werden offene Stellen von Mund-zu-Mund bekannt gegeben und Stellen eher unbürokratisch besetzt.
Jobmessen
Eine Methode, mit der Arbeitgeber derzeit Kandidaten anlocken wollen, sind branchenspezifische Jobmessen. So zum Beispiel am 26. Februar im European Convention Center auf dem Kirchberg, wenn die Landwirtschaft in Zusammenarbeit mit ADEM Kandidaten einlädt, vorstellig zu werden. Der Erfolg solcher Messen sei schwer zu messen, so Baer, weil die Kandidaten frei kommen können und nicht erfasst werden. Das Feedback seitens der Arbeitgeber und der (potenziellen) Arbeitnehmer sei jedoch gut. “Ansonsten würden wir es nicht machen. Die Organisation ist sehr aufwendig.”
Inès Baer sieht denn auch ein Licht am Ende des Tunnels für die vielen Menschen, die auf eine Arbeitsstelle hoffen. “Im Moment sind wir an einem Punkt, an dem die Situation sich zum Positiven hinwenden könnte. Die Prognosen des STATEC sehen ein Wachstum der Beschäftigung im Jahr 2025 voraus. Die Arbeitslosigkeit reagiert immer ein halbes Jahr später. Vorausgesagt ist, dass sie in diesem Jahr stabil bleiben wird und sich Ende 2025 bis 2026 positiv entwickeln wird. Langsam, aber sicher geht es besser.”
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