Mit der ungarischen Wizz Air ist seit dem 14. Juni dieses Jahres eine weitere Fluggesellschaft auf dem Luxemburger Flughafen Findel präsent. Von hier aus bietet die Gesellschaft Billigflüge nach Bukarest, Skopje und Rom an.

Dabei soll es sich um eine besonders aggressive Preispolitik handeln, verurteilen die Gewerkschaften OGBL und LCGB sowie die Pilotenvereinigung ALPL die Praktiken des Unternehmens. “Die Preispolitik bringt den ganzen Flugsektor in Gefahr“, sagt Paul de Araujo vom LCGB auf Anfrage.

Gesellschaft bezeichnet sich als “ultra low cost”

Die Fluggesellschaft bezeichnet sich selbst als “Ultra-Low-Cost”-Fluggesellschaft und macht keinen Hehl daraus, dass jede Kosteneinsparung willkommen ist. Dabei könne es sich um die Abfertigung der Flugzeuge, die ausgelagert wird, die Flotte, die auf den Airbus A 321 Neo umgestellt wirdvon  oder die Uniformen des Bordpersonals handeln.

Konkret wird von Gewerkschaftsseite bemängelt, dass  sich die Preispolitik der Gesellschaft für die Beschäftigten in der Branche als erhebliches Problem erweisen könnte. Es wird darauf hingewiesen, dass die niedrigen Verkaufspreise des Unternehmens bedeuten, dass Wizz Air systematisch mit Verlust fliegen wird. Seine offiziellen Verkaufspreise würden sogar unter den Flughafengebühren liegen, die das Unternehmen für jeden Flug entrichten muss, heißt es. In Luxemburg würde kein Personal eingestellt werden und das Unternehmen würde auch keinen Beitrag zum Sozial- und Steuersystem leisten, bemängeln die Kritiker.

Außerdem kritisieren die Gewerkschaften und Pilotenvereinigung, dass die Billigfluggesellschaft für ihre offen gewerkschaftsfeindlichen und unsozialen Praktiken berüchtigt ist. So sei die Gesellschaft in Rumänien  vor Gericht wegen Diskriminierung verurteilt worden, nachdem sie Beschäftigte entlassen hatte, die sich gewerkschaftlich organisiert hatten. Außerdem brüste sich der CEO der Gesellschaft damit, dass sein Unternehmen „eine Fluggesellschaft ohne Gewerkschaften“ sei. Gleichzeitig würde er seine Piloten aber dazu anhalten, über die zulässigen Ermüdungsgrenzen hinaus zu arbeiten.

Die Gewerkschaften verurteilen diese schädlichen Praktiken aufs Schärfste und zeigen sich besorgt über die Präsenz einer solchen Airline am Luxemburger Flughafen. “Verbieten kann man ihre Niederlassung in Luxemburg nicht. Allerdings muss die Politik in Europa tätig werden, damit Mindeststandards im Flugsektor gelten”, sagt de Araujo.

Europa soll regulieren

So zeigen die Kritiker auf die Europawahlen im kommenden Jahr hin. Die Ankunft von Wizz Air sei  in dieser Hinsicht eine gute Gelegenheit für die politischen Parteien, sich für starke Sozialsysteme und den Schutz der Arbeitnehmer einzusetzen, indem sie für einen Kurswechsel in der Liberalisierungspolitik im europäischen Luftverkehr plädieren.

Wizz Air beschäftigt derzeit 8.000 Mitarbeiter und verfügt über 181 Flugzeuge. Sie fliegt Europa von Skandinavien bis zu den Kanarischen Inseln und den Nahen Osten mit Abu Dhabi an. Dabei werden zu 53% Hauptflughäfen und zu 47% Nebenflughäfen angeflogen.

Die Fluggesellschaft, die im vergangenen Jahr eigenen Aussagen zufolge 51 Millionen Passagiere beförderte, verfolgt einen ehrgeizigen Wachstumsplan. Bis 2030 sollen 500 Flugzeuge, 20.000 Mitarbeiter, 15 Milliarden Euro Umsatz und eine Million Flüge pro Jahr erreicht werden.

 

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