Muss man sich um das luxemburgische Rentensystem Sorgen machen?
Veröffentlicht
von
Patrick Jacquemot
am 28/03/2023 um 06:03
12 Kommentare
In den letzten Wochen kristallisierte sich in Frankreich die Wut über die Reform des Rentensystems heraus. Angefangen mit der Heraufsetzung des Renteneintrittsalters auf 64 Jahre. In Luxemburg scheint sich kaum jemand Gedanken darüber zu machen, dass die Finanzierung der künftigen Renten ein Problem darstellen könnte, wie Präsident Macron behauptet. Es gibt jedoch Stimmen, die bereits warnen…
Heute wäre also alles in bester Ordnung. Die 142.000 derzeitigen Rentner werden verwöhnt, profitieren vom Index genauso wie die derzeitigen Arbeitnehmer, und die ehemaligen Arbeitnehmer (Grenzgänger wie Ansässige) stellen mit Freude fest, dass der luxemburgische Staat darauf achtet, ihre Kaufkraft zu erhalten. Aber ist diese Situation nachhaltig?
Derzeit zahlt die Nationale Rentenversicherungskasse (CNAP) Renten in Höhe von fast 6,1 Milliarden Euro aus. Diese Summe ist in nur fünf Jahren um 25% gestiegen. Und in den kommenden Jahren dürfte sie noch weiter steigen. In der Tat kommen Zweifel auf, was aus den Reserven des allgemeinen Rentensystems werden soll. Nach der letzten offiziellen Bilanz beläuft sich dieser Schatz auf 26 Milliarden Euro, der jedoch innerhalb von sechs Jahren (ab 2040) aufgebraucht wäre, wenn sich am System nichts ändern würde.
Die Welle der neuen Rentner
Denn während sich die Regeln nicht ändern, ändert sich die Gesellschaft. Und die Generalinspektion für soziale Sicherheit (IGSS) hat die Auswirkungen dieser demografischen Veränderungen und des Arbeitsmarktes untersucht. Im aktuellen Jahrzehnt (2020-30) wird die Zahl der Leistungsempfänger jedes Jahr um etwa 4 % steigen. Ein Anstieg, den die IGSS mit einer “Welle von neuen Rentnern, die hauptsächlich aus seit den 1990er Jahren eingestellten Gastarbeitern und Grenzgängern besteht”, erklärt.
Laut einer Analyse der IGSS wird Luxemburg im Jahr 2070 voraussichtlich 605.000 Rentner zählen. Das sind dreimal so viele wie heute… Die Zahl der Beitragszahler wird nicht entsprechend steigen.
Im vergangenen Sommer hatte die Arbeitnehmerkammer eine erste Warnrakete abgefeuert. Vor kurzem war es der Direktor der Handelskammer, der erneut die Alarmglocken läutete. Carlo Thelen spricht von einer “tickenden Zeitbombe”, hält das System für “langfristig nicht tragbar” und fordert eine Reform “jetzt, um den Lebensstandard der verschiedenen Generationen, insbesondere der Erwerbstätigen und der Jüngeren, zu sichern”.
Für Carlo Thelen ist die Frage, wie die Renten der Zukunft finanziert werden sollen, sogar "eine entscheidende Aufgabe". Bisher haben die Parteien, die bei den nächsten nationalen Wahlen antreten, und die Gewerkschaften kaum reagiert. Ebenso wenig wie die derzeitige Regierung. Als ob es nur um die Frage ginge, ob die Arbeitszeit verkürzt werden soll oder nicht.
Dennoch spricht Carlo Thelen von einer Reform, die ab 2024 von der zukünftigen Regierung durchgeführt werden soll. Der Beamte macht dies zu einer Frage der sozialen Gerechtigkeit, der intergenerationellen Gerechtigkeit und der Nachhaltigkeit des Rentensystems.
Als Anhänger des sozialen Dialogs und der Kompromissbereitschaft wäre das Großherzogtum zweifellos gut beraten, das Dossier so schnell wie möglich klar auf den Tisch zu legen. Das französische Beispiel zeigt, wie schnell sich eine überstürzte Reform der Rentenfrage gegen ihre Initiatoren wenden kann... Das Renteneintrittsalter, die Höhe der Leistungen oder die Beitragssätze anzutasten, ist eine Frage, die Zeit braucht. Es ist an der Zeit.
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Vera79
Verrückt, in Bosnien Herzegowina ist die Durschnittsrente 188 €, was ist da der Grund???
cgarchitekt
ah OK. Und das ist jetzt der Grund warum alle dann 5.600.- bekommen sollten? Ich hätte nichts dagegen aber brauchen tue ich sie nicht. Und wenn ich mal in ein Pflegeheim kommen sollte, dann kann ich mir ja vielleicht vorher noch einen Strick kaufen.
cgarchitekt
das war meines Wissens bisher der Enegiekostenzuschuss und der wird seit April nicht mehr gezahlt.
Vera79
Sind es die angesprochenen 30% auf Seite 3?:
https://www.cnap.lu/fileadmin/file/cnap/publications/Publications_CNAP/Depliants/Depliant_Hinterbliebenenpension.pdf
Lydiaemma
Meine Mutter war in einem Deutschen Senioren Wohnheim mit Rundum Betreuung. Die Kosten beliefen sich auf € 5600,- Die Rente reicht da nicht aus und das deutsche Rentensystem ist gedeckelt. Ohne zusätzliche private Versicherung geht es nicht.
Lydiaemma
Lydiaemma
Hallo, ich war Grenzgängerin und beziehe eine vorzeitige Altersrente. Auch bei mir so. Viel weniger Rente, als die Monate vorher. ??? ...und keine Benachrichtigung. Sehr bedauerlich.
Carmen64
Ich bekomme diese Hinterbliebenenrente. Im April habe ich weniger bekommen als die Monate davor. Ich wohne in Deutschland. Aber mein verstorbener Mann war Luxemburger. Und ich beziehe noch keine eigene Rente und momentan auch noch kein Gehalt. Ich bin in Deutschland auf Jobsuche.
Vera79
@Cgarchitekt: Dann vergleich mal die Lebenshaltungskosten, wenn du z.B. in eine Cité ("Seniorenresidenz") mit betreutem Wohnen ziehst liegen die Kosten lt. luxsenior.lu locker bei 2.400 € / Person.
@Carmen64: Wo steht dass die Hinterbliebenenrente sinkt?
cgarchitekt
ich kenne Menschen, die bekommen in Luxemburg +5.000.- Euro Pesion. Es sei ihnen gegönnt. Sie haben ja auch fleißig ihr Leben lang gearbeitet. Aber braucht jemand wirklich soviel Geld um sich einen schönen Lebensabend zu machen? Würden nicht auch 4.000.- oder auch 3.000.- Euro reichen? Da könnte man doch schon Federn in die Luft blasen.
Wenn man dann bedenkt, dass es gibt in Deutschland sehr, sehr viele Rentner gibt, die noch nicht einmal 1.000.- Euro für Ihre Lebensarbeitszeit bekommen!
Carmen64
Die Löhne und Gehälter steigen zum 1. April.
Die Hinterbliebenenrente ist gesunken.
Nur wie hängt das alles zusammen?
Vera79
Naja, so ganz stimmt das nicht. Schon Mitte der 2000er Jahre wurde über die sogenannte "Rentenmauer" intensiv diskutiert und es gab verschiedene Lösungsvorschläge der damaligen Oppositionsparteien:
- Erhöhung der Rentenbeiträge
- Teilweise Entkopplung/Deckelung der sehr hohen Renten vom Indexsystem
Allerdings sind die Disukussionen mit der Idee des 750.000 Einwohner Staats (= Schneeballsystem) schnell wieder eingeschlafen.