Hat Georges Mischo zu schnell gesprochen oder eine „Ballonsonde“ gestartet? Als der Arbeitsminister im RTL-Mikrofon eine mögliche Reform des kollektiven Urlaubs (und der Sonntagsarbeit) erwähnte, überraschte er die Welt. Die Meinung des Präsidenten des Fédération des entreprises de construction et de génie civil (Verbands der Bau- und Tiefbauunternehmen) wurde erwartet, da am 19. August fast 60.000 Arbeitnehmer wieder auf die Baustellen zurückgekehrt sind.

Und ob es dem Minister nun gefällt oder nicht, Roland Kuhn (und damit die rund 4.000 Unternehmen, die er vertritt) hält eher an dieser Form der gemeinsamen Ruhezeit fest. „Diese Regelung wird durch Kollectivverträge geregelt und funktioniert sehr gut“, kommentierte der Manager ebenfalls auf RTL. Er schloss die Debatte gewissermaßen ab: „Das ist keine Frage“.

Seiner Meinung nach würde es nicht in Frage kommen, das Dossier sofort auf den Tisch zu legen. Dies gilt auch für den Vorschlag des christlich-sozialen Ministers, dass die Arbeitnehmer in dieser Branche im Sommer mehr Stunden arbeiten könnten (z.B. 9 Stunden pro Tag), während sie im Winter weniger arbeiten müssten (7 Stunden pro Tag). Diese Flexibilität würde auf die günstigeren Wetterbedingungen für die Durchführung von Bauarbeiten zurückzuführen sein.

In einem anderen Interview mit Paperjam hatte der Präsident auch auf die Schwierigkeiten hingewiesen, auf die Unternehmen stoßen würden, wenn sie den Urlaub tatsächlich nach Bedarf gewähren müssten. Es sei nicht einfach, qualifiziertes Personal zu finden, wenn ein Kranführer oder eine Fachkraft in den Urlaub fahren wolle.

Es ist an der Zeit

Aber wenn Roland Kuhn diesem Diskussionsthema jetzt verschlossen zu sein scheint, dann vor allem deshalb, weil die Baubranche noch lange nicht über den Berg ist. Zwei Monate nach der Ankündigung des Konjunkturpakets durch die Regierung lauert die Krise immer noch. Die Verkäufe kommen nicht wieder in Schwung und Projekte sind selten…

Roland Kuhn zufolge wurde kaum ein Achtel der VEFA-Programme (VEFA = verkauf auf dem Weg zur Vollendung) realisiert. Der Rückgang der notariellen Urkunden im letzten Jahr (- 87%) im Zusammenhang mit dem Verkauf von neuen oder alten Immobilien lässt nicht auf eine baldige Zunahme der Auftragsbücher schließen.

Der Präsident des Verbands für Bauwesen und Tiefbau will dennoch an bessere Zeiten für das zweite Halbjahr glauben. Immerhin könnten angesichts der sehr niedrigen Immobilienpreise die Investoren wieder zurück sein. Nie zuvor, so Roland Kuhn, würden Käufer so niedrige Preise finden, es wäre also ein guter Zeitpunkt zum Kaufen.

Diese Botschaft richtete sich in erster Linie an Privatpersonen, aber auch an die Gebietskörperschaften, die in den Augen der Unternehmer ihre Rolle als Hebel zur Wiederbelebung des Marktes nicht wahrgenommen haben. So hätten einige Städte ihren Wunsch, eine bestimmte öffentliche Infrastruktur oder einen bestimmten Standort zu bauen, nicht beschleunigt, obwohl der Premierminister sie aufgefordert hatte, auch ihre Aufmerksamkeit auf die Bereitstellung von Aufträgen für diesen für die nationale Wirtschaft so wichtigen Sektor zu richten.

 

Lust, den Chef zu wechseln?
Klicken Sie auf unsere Rubrik STELLENANZEIGEN