Gewerkschaften werfen Banken “verschleierte kollektive Entlassungen” vor
Veröffentlicht
von
Yves Greis
am 08/08/2024 um 15:08
In einem gemeinsamen Schreiben zeigen sich ALEBA, LCGB und OGBL entrüstet darüber, dass einige Finanzinstitute Mitarbeiter entlassen und dabei versuchen einen Sozialplan zu umgehen. Namentlich nennen die Gewerkschaften die Luxemburger Niederlassung der US-amerikanischen Investmentbank J.P. Morgan.
“Sie entlassen die Mitarbeiter tröpfchenweise“, erklärt Angélique Lazzara vom OGBL. Die Banken würden darauf achten, unter der Grenze von 7 Entlassungen im Monat und 15 Entlassungen in 90 Tagen zu bleiben, um nicht den Gesetzesartikel auszulösen, der einen Sozialplan erforderlich macht.
Ausmaß ist nicht bekannt
Wie viele Menschen auf diese Art und Weise ihre Arbeitsstelle bereits verloren haben, kann die Gewerkschafterin nicht beantworten. Die Gewerkschaften hätten festgestellt, dass einige ihrer Mitglieder entlassen worden sind und sich untereinander ausgetauscht. So wären sie zu der Schlussfolgerung gelangt, dass es sich um dieses Phänomen handelt. “Den Personalvertretern gelingt es nicht, mit den Direktionen zu sprechen, deshalb müssen wir als Gewerkschaften uns jetzt einschalten”, sagt die Gewerkschaftsvertreterin. Und: “Nein, es sind nicht alle Banken. Aber als OGBL haben wir bereits drei oder vier Unternehmen auf dem Schirm, die diese Einzelentlassungen vornehmen.”
Warum wollen die Unternehmen eigentlich keinen Sozialplan? “Die Unternehmen wollen nicht bezahlen. Bei einem Sozialplan werden auch außergesetzliche Entschädigungen verhandelt.” Diese Entschädigungen kann ein Mitarbeiter bei einer Einzelentlassung natürlich nur schwer verhandeln. Bei einem Sozialplan holen die Gewerkschaften, für die entlassenen Mitarbeiter jedoch oftmals Entschädigungen heraus die über dem gesetzlichen Minimum liegen. Zum Beispiel Fortbildungen, Gelder für unterhaltsberechtigte Kinder, eine Prämie für Personen über 55 Jahre und so weiter.
Bei einer individuellen Entlassung kann der Betroffene nach dem Erhalt des Entlassungsschreibens die Gründe anfragen. Dann muss der Arbeitnehmer antworten. Danach kann die Gewerkschaft Widerspruch einlegen. “Aber es ist der Arbeitnehmer, der den Antrag stellen muss, um die Gründe für seine Entlassung zu erfahren. Bei einem Sozialplan geht es in den meisten Fällen um wirtschaftliche Gründe“, so Lazzara.
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Aber, was können die Gewerkschaften machen? “Das Gesetz sieht vor, dass man einen Sozialplan machen muss, wenn man Entlassungen plant. Das werden wir unterstreichen”, so die OGBL-Vertreterin. Die Gewerkschaften würden versuchen, mit der Geschäftsführung von J.P. Morgan Luxemburg in Verbindung zu treten und einen Sozialplan zu verhandeln. Ein solches Gespräch ist noch nicht zustande gekommen.
Einen Grund, warum die Banken Mitarbeiter entlassen, kennt die Gewerkschafterin übrigens nicht: “Die einen strukturieren intern um und brauchen die Leute nicht mehr. Andere entlassen Mitarbeiter und stellen billigere Mitarbeiter ein. Jedes Unternehmen hat seine eigenen Gründe.” In dem konkreten Fall von J.P. Morgan kennt die Gewerkschaften die Gründe für die mutmaßlich versteckte Entlassungswelle nicht.
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Bislang hatten die Gewerkschaften noch keinen Kontakt mit der Geschäftsführung von J.P. Morgan. “Die Personaldelegation hatte einen Kontakt mit der Direktion. Wir warten derzeit auf ihr Feedback.”
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