Die Kosten fürs Häuslebauen beruhigen sich
Veröffentlicht
von
Yves Greis
am 16/01/2025 um 06:01
Vier Jahre lang sind die Konstruktionspreise in Luxemburg kräftig angestiegen. Jetzt können Häuslebauer aufatmen. Die Preise waren zwischen Oktober 2023 und Oktober 2024 nur noch leicht gestiegen (+0,8 %). Das geht aus den neusten Zahlen der Statistikbehörde Statec hervor. Vor allem die Kosten für den Rohbau sind gefallen. Sie machen immerhin 37 % der Gesamtkosten aus und fallen damit am meisten ins Gewicht.
Materialkosten, hatten in den letzten Jahren für die starken Preissteigerungen gesorgt, erklärt, Paul Nathan, Firmenchef der Baufirma Poeckes, zwei Gründe aus. “Jede Woche haben wir Post von unseren Lieferanten mit neuen Preissteigerungen erhalten”. Nathan ist außerdem Vorstandsmitglied in der Fédération des Entreprises de Construction et de Génie Civil.
Bis 2020 war der Bauindex in Luxemburg relativ stabil (jeweils um die 2 %). Für Preissteigerungen am Immobilienmarkt hatte vor allem die Wertzunahme des Baugrunds gesorgt. Zu Spitzenzeiten, im Oktober 2022, war der Bauindex jedoch um 16 % gegenüber dem Vorjahr angestiegen.
Für diese Entwicklung gab es gleich zwei Gründe. Einer war Covid. Mit der Pandemie haben einige Unternehmen – vor allem in China – aufgehört, zu produzieren. Es kam zu Materialengpässen, unter anderem bei Stahl und Holz. Die Rohstoffe wurden teurer. Die Unternehmen und die Bauherren mussten es ausbaden.
Ein zweiter Grund, so Nathan, ist der Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022. Im selben Monat noch seien die Preise für Stahl- und Erdölprodukte in die Höhe geschossen, erinnert sich der Firmenchef. Die so verursachte Inflation löste Indextranchen aus.
Um die Inflation in den Griff zu bekommen, hat die Europäische Zentralbank die Zinsen erhöht, wodurch das Bauen noch einmal teurer geworden ist – Immobilienkredite kosteten jetzt mehr. Paul Nathan spricht von einer "Spiralwirkung". Schlussendlich konnten viele Menschen es sich nicht mehr leisten, zu bauen.
Die ausbleibende Nachfrage sorge nun dafür, dass die Lieferanten auf ihrem Material sitzen bleiben und mit ihren Preisen heruntergehen. "Wir kriegen derzeit wieder wöchentlich Post. Diesmal mit sinkenden Preisen", so der Kenner der Baubranche.
Die Baubranche selber reagiere größtenteils nur auf die Situation an den internationalen Märkten. Zwar seien auch einige Bauunternehmen "aggressiver" an den Markt gegangen – sprich, sie haben ihre Preise gesenkt. Allerdings hätten sie keine so hohen Margen, dass sie die Preise nachhaltig damit beeinflussen könnten. Müssten sie die Preise weiter senken, dann sei sicher mit weiteren Konkursen zu rechnen, so Paul Nathan. Er erinnert auch an die vielen Herausforderungen, die noch auf die Branche warten, denn ein Ziel ist es, beim bauen an CO2-neutraler zu bauen.
Die Luxemburger Baubranche ist derzeit in der Krise. Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform hatte vor kurzem berichtet, dass im letzten Jahr 197 Unternehmen aus diesem Sektor Konkurs angemeldet hatten. Eine Steigerung des Konkursgeschehens um 27,10 % gegenüber dem Vorjahr. Dabei hatte es 2023 mit 155 bereits überdurchschnittlich viele Insolvenzen in der Baubranche gegeben.
Juan Santiago, Direktor bei Creditreform, hatte kommentiert, dass auch im laufenden Jahr mit vielen Konkursen zu rechnen ist, und vorgeschlagen, dass der Staat große Bauprojekte freigibt, um der Branche Arbeit zu geben. Creditreform beobachtet, dass viele Unternehmen Probleme haben, ihre Rechnungen fristgerecht zu begleichen.
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