Der Pflegesektor sucht tausende Mitarbeiter
Veröffentlicht
von
Yves Greis
am 12/11/2024 um 06:11
Der Pflegesektor in Luxemburg braucht dringend Personal. Einer vom Dachverband der Pflegedienstleister COPAS in Auftrag gegebenen Studie zufolge werden in den nächsten 5 Jahren 4.000 Posten in allen Berufen zu besetzen sein. Die Liste der Berufe ist lang und reicht vom Krankenpfleger, über den Physiotherapeuten bis hin zur Person, die für Pflegebedürftige das Essen zubereitet. Alleine 900 Krankenpfleger und Krankenpflerginnen werden benötigt.
“Es handelt sich dabei um eine konservative Schätzung“, erklärt COPAS-Direktorin Claudine Bettendroffer. Zum einen würden jedes Jahr 100 Stellen (Vollzeitäquivalent) frei werden, weil Mitarbeiter in die Rente gehen. Auf längere Sicht sind es sogar mehr. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Luxemburger Bevölkerung wächst und altert. Pflegeberufe werden also an Bedeutung noch zunehmen. Die Mitglieder des Branchenverbandes beschäftigen heute bereits rund 15.000 Menschen. “Es gibt keinen Pflegeberuf, in dem kein Personal gesucht wird”.
Rund 50% der Mitarbeiter im Pflegesektor sind Grenzgänger. Aber: Die Nachbarländer des Großherzogtums arbeiten daran, diese Arbeitskräfte bei sich zu behalten, da natürlich auch die Bevölkerung von Frankreich, Deutschland und Belgien den gleichen demografischen Wandel erlebt wie Luxemburg.
Akuter Personalmangel
“Bereits heute werden Betten in den Einrichtungen nicht belegt, weil nicht genug Pfleger da sind”, berichtet Bettendroffer. Pflegebedürftige Menschen, etwa mit Demenz, müssen also zu Hause versorgt werden. Die Pflegeeinrichtungen können sie nicht bei sich aufnehmen, weil sie dann nicht die vorgeschriebene Pflege gewährleisten könnten.
Bei einem hochrangigen Rundtischgespräch, an dem auch die Ministerin für Gesundheit und soziale Sicherheit, Martine Deprez und der Minister für Familie und Solidarität, Max Hahn sowie ADEM-Direktorin Isabelle Schlesser, teilnahmen, wurden am Donnerstag, dem 7. November, Lösungsansätze diskutiert.
Viele der Vorschläge setzen bei der Ausbildung an. Die COPAS schlägt vor, neue Möglichkeiten zu schaffen, sich fortzubilden. Mitarbeiter der Pflege sollten die Möglichkeit haben, sich für eine höhere Laufbahn zu qualifizieren, ohne dafür aus dem Beruf ausscheiden zu müssen, um die Schulbank zu drücken. “Übergänge” (fr.: passerelles) sollen geschaffen werden. Dadurch würde der Sektor an Attraktivität gewinnen, denkt die COPAS-Direktorin.
Auch steht die Idee, eines neuen Berufsprofils, mit einem klar definierten Aufgabenbereich, zwischen dem Pflegehelfer (fr.: aide-soignant) und Krankenpfleger (fr.: infirmier) zu schaffen. Dadurch soll eine Lücke gefüllt werden, glaubt COPAS.
Die Jobs in der Pflege hätten eine hohe Berufssicherheit, lautet ein Argument dafür diesen Berufsweg einzuschlagen. “Es ist ein toller Beruf, der einem sehr viel Zufriedenheit gibt”, so Bettendroffer. Der Pflegesektor bietet viele Berufe, in denen die Beschäftigten mit Menschen arbeiten und ihnen konkret helfen. Die Nachricht scheint aber nicht überall angekommen zu sein. In Zukunft soll der Pflegesektor bei Kindern und Jugendlichen attraktiver gemacht werden, wünscht sich Bettendroffer. Alle Akteure müssten jetzt an einem Strang ziehen, um dem Problem etwas entgegenzusetzen. “Die Thematik ist ganz dringend. Sie muss jetzt angegangen werden und nicht erst in fünf Jahren”, so die COPAS-Direktorin.
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