ADEM macht Sprachkenntnisse zur Priorität
Veröffentlicht
von
Patrick Jacquemot
am 04/07/2023 um 17:07
1 Kommentar
In einem Land wie dem Großherzogtum, in dem 124 Sprachen gesprochen werden (!), ist es klar, dass Mehrsprachigkeit im Alltag eine “Notwendigkeit” darstellt. Selbst wenn man sich um einen neuen Job in Luxemburg bewerben möchte, ist dies ein Vorteil. Aus diesem Grund hat die Agentur für Beschäftigungsförderung (ADEM) beschlossen, die Beherrschung von Sprachen zu einem neuen Schwerpunkt der Arbeit mit ihren Leistungsempfängern zu machen.
Seit dem 4. Juli muss jeder neu Angemeldete eine Online-Bewertung durchführen, um sein Sprachniveau in Luxemburgisch, Französisch, Deutsch oder Englisch einzuschätzen. Dieser obligatorische Schritt (auch nach der Meldung des Arbeitsuchenden) soll es den Beratern ermöglichen, eine zuverlässige Einschätzung des Kompetenzniveaus des Bewerbers zu erhalten.
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Das Niveau wird somit anhand von allgemein anerkannten Kriterien (dem “CECRL”- Europäischer Referenzrahmen für Sprachen) bestimmt. Jeder Arbeitslose, sein Referent und sein möglicher Arbeitgeber werden somit wissen, ob die Sprachkenntnisse des Bewerbers null, elementar (A1) oder erfahren (C2) sind.
Für jeden Sektor “seine” nützliche Sprache
Die Agentur will es aber nicht bei dieser einfachen Feststellung belassen. Um die Unterzeichnung künftiger Arbeitsverträge zu erleichtern, wird sich die ADEM nämlich auf die Bewertung stützen, um Auffrischungsmaßnahmen vorzuschlagen. Und bereits jetzt wurde ein spezifisches Ausbildungsprotokoll erstellt.
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Dieses entspricht in der Tat den Bedürfnissen, die von den Fachleuten auf der Suche nach Angestellten geäußert wurden, insbesondere in den angespannten Sektoren. So wurden Kursmodule vorbereitet, um den Registrierten (15.188 Einwohner nach der letzten Erhebung) eine Chance zu geben, “sprachliche Grundkenntnisse” zu erwerben, die in der angestrebten Berufsbranche gefordert werden:
- 🇫🇷 auf Französisch für die Sektoren Bauwesen, Handel, Hotel- und Gaststättengewerbe, Reinigung und Gesundheit,
- 🇱🇺 auf Luxemburgisch für die Sektoren Pflege, Hotel- und Gaststättengewerbe, Bildung und Handel,
- 🇩🇪 auf Deutsch für die Sektoren Gesundheit, Gastgewerbe, Bauwesen, Verwaltung/Finanzen, Handel und Recht,
- 🇬🇧 auf Englisch für die Sektoren Gesundheit, Gastgewerbe, Bauwesen, Verwaltung/Finanzen, Handel, Bildung, Informatik und Tourismus.
In Zukunft soll die Bewertung auf alle Registrierten und nicht nur auf neue Antragsteller ausgeweitet werden. Die ADEM präzisiert zwei Dinge bezüglich dieses neuen Ansatzes:
- Nur Arbeitsuchende, die ein offizielles Zertifikat des CECRL-Niveaus vorlegen können, das nicht älter als zwei Jahre ist, werden von der Prüfung ausgenommen, so die ADEM.
- Der Test wird nicht als Zertifizierung gelten. Die Note des Tests wird also nicht zur Ausstellung irgendeiner Sprachzertifizierung führen.
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heipasaju
Theoretisch ist das eine interessante Überlegung, aber dass die Arbeitssuchenden direkt an den "Sprachkenntnissen von der ADEM "vorklassiert" werden, ist eine diskriminierende Aktion und wird viele Menschen bei der Jobfinding vielleicht sogar ausgrenzen. Es hat auch nicht jeder einen PC und Internet. Es gibt Menschen, die haben Angst vor jeglicher Art von Tests. Stehen Sprachkenntnisse über fachlichen Fähigkeiten? Sprachen haben mit Talent zu tun und es ist nicht jeder sprachbegabt, wie auch nicht jeder musikalisch ist.
Ob die vorhandenen Sprachkenntnisse eines Bewerbers relevant und ausreichend sind, sollte der Arbeitgeber beurteilen, genauso wie die fachlichen und persönlichen Fähigkeiten. Jeder Arbeitgeber hat andere Ansprüche.
Das Angebot von Sprachkursen ist eine super Möglichkeit, aber oblogatorische Sprachtest zur Einschreibung ist abwertend und diskriminierend.
Wie sieht die nächste Ünerlegung aus? Ich hätte da einen Tipp. Man könnte für die Arbeitgeber noch weitere "Vorsortierungen" ins Leben rufen: Jeder der sich einschreibt, muss eine Blut- und Urinanalyse vorlegen, die kommt direkt in die ITM-Akte zur Vervollständigung des Fragebogens.
Sprachangebote sind super und ein Sprachtest ist eine Möglichkeit für eine bessere Vermittlung, aber es werden schließlich auch keine relevanten fachlichen Fähigkeiten getestet. Daher sollte ein Test nur auf freiwilliger Basis und nicht als Bedingung zur Einschreibung sein.