Es gibt eine vom Arbeitsministerium in Auftrag gegebene Studie, die mit Spannung erwartet wird. Sie befasst sich mit den Auswirkungen einer (möglichen) Verkürzung der Wochenarbeitszeit in Luxemburg. Sie wird von den 474.000 Arbeitnehmern des Landes, den Gewerkschaften und den Arbeitgebern erwartet.

Für den Arbeitsminister kommt es jedenfalls nicht in Frage, dieser Frage auszuweichen. Georges Engel hat es Anfang der Woche bei den Neujahrsfeiern der Arbeitnehmerkammer erneut gesagt: “Ich will die Diskussion führen, die ganze Diskussion”.

Lesen Sie auch: Luxemburgischer Arbeitsminister positioniert sich zum Feiertag am 9. Mai… 2024

So wird am Vorabend der Parlamentswahlen ein Pflasterstein in den Teich geworfen. Ein sozialer und politischer Pflasterstein, der Wellen schlagen wird. Denn wenn der Minister der LSAP sagt, er sei “für kürzere Wochen”, wird jede Partei zweifellos zu diesem für die Wirtschaft des Landes entscheidenden Punkt Stellung nehmen müssen.

Den Arbeitsmarkt attraktiver machen

Mit Phlegma sagt Georges Engel nicht mehr. Nur, dass er die Studie nach der Achse Vorteile/Nachteile in Auftrag gegeben habe. Aber aus seinen Worten spricht bereits seine Meinung: “Es wäre ein Weg, den Arbeitsmarkt attraktiver zu machen, und zwar über den reinen Lohnvorteil hinaus. Letzteres reicht nicht mehr aus.

Und weiter: Weniger Arbeitsstunden pro Woche bedeuten eine bessere Gesundheit der Bevölkerung, ein besseres Familiengleichgewicht, weniger Stress aufgrund von Ungleichgewichten zwischen Berufs- und Privatleben usw.

Seit mehreren Monaten bewegt die Problematik die Gemüter. Es gibt immer mehr öffentliche Petitionen. Die eine fordert den Übergang zur 35-Stunden-Woche, die andere die Viertagewoche mit 9 Uhr. Kurz gesagt, die seit 1974 geltende 40-Stunden-Woche gerät ins Wanken.

————————————-

Arbeitsstunden pro Woche der Länder der Großregion:

🇱🇺 Luxemburg: 40 Stunden/ Woche

🇩🇪 Deutschland: 40 Stunden/ Woche

🇫🇷 Frankreich: 35 Stunden/ Woche

🇧🇪 Belgien: 38 Stunden/ Woche

—————————————-

Auf Seiten des OGBL und des LCGB reibt man sich die Hände: seit Jahren fordern die Gewerkschaften diese Arbeitszeitverkürzung. Sie sind insbesondere der Ansicht, dass die Digitalisierung Produktivitätssteigerungen ermöglicht hat, die sich auf das Beschäftigungsniveau der Arbeitnehmer auswirken müssen.

Lesen Sie auch: Eines Tages ein “Grenzbürger” werden?

Auf Arbeitgeberseite ist die Pille weitaus schwerer zu schlucken. Dies zeigt die jüngste Nachricht, die der Direktor der Union des entreprises luxembourgeoises (UEL) gepostet hat. Jean-Paul Olinger ist der Ansicht, dass die Ankündigung nur ein “Wahlbonbon” sei.

Wo sollen die Arbeitnehmer herkommen und wer soll sie bezahlen?

Der Vertreter der Unternehmer argumentiert jedoch nicht nur, sondern auch. Er sagte: “Eine Arbeitszeitverkürzung um 10 % (von 40 auf 36 Stunden) für 500.000 Menschen in Luxemburg bedeutet, dass 50.000 zusätzliche Arbeitnehmer gefunden werden müssen, um das gleiche Produktionsniveau zu erreichen. Woher sollen sie kommen?”.

Arbeitskräftemangel, überlastete Verkehrsmittel und Wohnungsmangel sind bereits eine Realität, die diese Reform bremsen würde.

Zweiter von der UEL entwickelter Punkt: Wer wird die Rechnung bezahlen?

Würde ein Arbeitnehmer, der weniger arbeitet, 10 % seines Einkommens als Ausgleich für die Arbeitszeitverkürzung verlieren? Hat der Staat die Mittel, eine Prämie zu gewähren, um diese mögliche Senkung des Monatslohns auszugleichen? Sollten die Arbeitgeber ihre Geldbörsen öffnen, die bereits durch den Index oder die Erhöhung des Mindestlohns belastet werden?

Diese Fragen haben den Vorteil, dass sie die Debatte neu fokussieren. Für Jean-Paul Olinger jedenfalls ist die Umstellung auf die derzeit 36-Stunden-Woche nur ein “auf den ersten Blick verlockender, aber gefährlicher Vorschlag”. Wer ist an der Reihe, seine Meinung zu äußern?

Lesen Sie auch: Median-Einkommen: Luxemburg: 3.450 € netto / Deutschland: 2.085 € netto