So begehen Muslime in Luxemburg den Ramadan
Veröffentlicht
von
Yves Greis
am 27/03/2025 um 17:03

Derzeit begehen Muslime weltweit den Fastenmonat Ramadan. Auch in Luxemburg, einem Land mit mehrheitlich nicht religiöser Bevölkerung, hält die muslimische Gemeinschaft an dieser Tradition fest und verzichtet von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Nahrung. Der Ramadan endet in diesem Jahr am 30. März mit dem Fest Eid Al-Fitr.
Die kleine muslimische Gemeinschaft im Großherzogtum setzt sich aus Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen zusammen. Die Gemeinschaft sei in vielerlei Hinsicht ein Spiegelbild des Landes, erklärt Hafiz Hilmija Redžić, das geistliche Oberhaupt der Muslime in Luxemburg. Sie sei multikulturell und vielfältig.
Die Mehrheit unter den hier lebenden Muslimen ist bosnisch. Aber es gibt auch Gläubige mit einem Hintergrund aus dem Maghreb, aus Subsahara-Afrika, der Türkei, Asien und vielen anderen Regionen. Hinzu kommen Gläubige, die nicht in muslimischen Familien aufgewachsen sind, sondern zum Islam konvertiert haben. Diese Vielfalt prägt die kulturellen Praktiken des Ramadan in Luxemburg und verleiht ihnen eine ganz eigene Note. Sie organisieren sich in der Gemeinschaft “SHOURA” (Assemblée de la Communauté Musulmane du Grand-Duché de Luxembourg).
Brücken bauen
Eine “Herausforderung“, sicher. Die Gemeinschaft strebe danach, sich interkulturell zu entwickeln, einander besser zuzuhören und mehr Verständnis füreinander zu haben, und Vielfalt zu akzeptieren. Die Unterschiede können zu Konflikten führen, aber auch eine Bereicherung sein, glaubt Redžić. “Aufgeklärte Geister, entscheiden sich für diesen zweiten Weg. In diesem Sinne bauen die Muslime in Luxemburg Brücken, zwischen ihren jeweiligen Traditionen. So wird der Ramadan ein Zeitpunkt der Begegnung und der Einheit, unabhängig der eigenen Wurzeln.”
Zahlen darüber, wie viele Muslime in Luxemburg fasten, gibt es nicht. Allerdings sei das Fasten wohl eine der häufigsten beachteten Säulen des Islam, berichtet Redžić aus seinem eigenen Umfeld. Es sei eine sehr persönliche Handlung, denn im Gegensatz zum Beten sei sie nicht für Mitmenschen sichtbar und eine Sache zwischen dem Gläubigen und Gott. Das verleihe dem Ramadan eine besondere Tiefe.
Ist es eigentlich schwer zu fasten in einem Land, in dem die meisten Menschen keine gläubigen Muslime sind? Sicher kann es in einem Land wie Luxemburg kompliziert sein. Zum Beispiel, wenn die Arbeitskollegen in der Mittagspause essen gehen. Aber gläubige Muslime betrachten das nicht als Hindernis, sondern als eine Möglichkeit, sich in Disziplin und Reflexion zu üben, erklärt Redžić. Die Pause könne ja zum Beispiel zum Meditieren oder einem Moment der Ruhe genutzt werden, schlägt das Religionsoberhaupt vor. Immerhin sei gerade auch ein Ziel des Ramadan, mit dem üblichen Tagesablauf zu brechen und sich auf Werte wie Geduld, Dankbarkeit und Großzügigkeit zu besinnen. Und nebenbei würde man so auch Lebensmittel mehr zu schätzen lernen.
Der Geistliche, konnte beobachten, wie sich in Luxemburg einige “lokale Traditionen” herausgebildet haben, was den Ramadan angeht. In Esch werde zum Beispiel jedes Jahr ein Fest für Kinder organisiert, das sie auf “festliche und edukative” Art an den heiligen Monat heranführen soll. Auch werden öffentliche “Iftar” (abendliche Mahlzeiten) immer häufiger, zu denen auch – im Sinne des Dialoges – Nichtmuslime eingeladen sind. “Diese Mahlzeiten sind eine schöne Gelegenheit, Beziehungen zu knüpfen, Freundschaften zu vertiefen, und das Vertrauen zwischen Bürgern mit unterschiedlichen Lebensanschauungen zu stärken.”
Der Ramadan ist für die Muslime in Luxemburg sowohl ein familiäres als auch ein gemeinschaftliches Fest, erklärt Redžić. Einen zentralen Platz im Islam nimmt allerdings die Familie ein. “Das ist im Ramadan noch ausgeprägter”. Die “Iftar” mit der Familie seien Schlüsselmomente in diesem Monat. Dabei können Familien sich unterhalten, beten und eine gemeinsame Zeit verbringen, die die Familie zusammenschweißt. Andererseits füllen sich die Moscheen, Konferenzen und Treffen, bei denen das Soziale im Vordergrund steht.
Der Ramadan endet schlussendlich am Eid-Al-Fitr. “Ein großes Fest der Freude und des Teilens, mit gegenseitigen Besuchen, Geschenken und gemeinsamem Gebet. Wenn der Ramadan ein Samenkorn ist, das wir den ganzen Monat lang wässern, dann ist der Eid der Moment, an dem eine Blume der Freude und der Dankbarkeit erblüht”, so das Oberhaupt der muslimischen Glaubensgemeinschaft in Luxemburg.
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