Für viele Menschen ist die Trierer Innenstadt vor allem ein Synonym für Schaufensterbummel. In den letzten Wochen haben die Kunden jedoch festgestellt, dass immer mehr Geschäfte schließen. „Es stimmt, dass viele Ladenlokale leer stehen“, bestätigt Patrick Sterzenbach, Vorstandsvorsitzender der City-Initiative Trier und selber Geschäftsmann. „Aber auch sie werden eine Neuvermietung erfahren“.

Ihm zufolge gibt es im Wesentlichen für den Leerstand zwei Gründe. Zum einen ist gerade die Saison im Jahr, in der viele Mietverträge auslaufen und neu ausgehandelt werden. Einige Geschäftsleute wollen vielleicht aufhören oder suchen sich einen neuen Standort. Dann muss ein Nachfolger her.

Tatsächlich ist zu beobachten, dass einige Marken eigentlich nur umziehen. Die Kleidermarke “Jack&Jones” zieht vom Kornmarkt in die Grabenstraße. Am alten Standort hat bereits eine Filiale von “Only&Sons” eröffnet. Das Kaufhaus Popp zieht von der Neustraße in die Brotstraße. In anderen Schaufenstern sind bereits Aufkleber zu sehen, die eine Neueröffnung ankündigen. So zum Beispiel in der Trier Galerie, wo das Modehaus trend up durch eine neue Filiale des Discounters Woolworth ersetzt wird.

Sinkende Mieten

Geschäftsmann Sterzenbach geht übrigens davon aus, dass die Mieten für Ladenlokale in der Trierer Innenstadt günstiger werden – weil sie “von einem jahrelangen enorm hohen Niveau herkommen.” Er ist guter Hoffnung, dass die Vermieter Zugeständnisse machen müssen, um gute Mieter zu bekommen.

Der zweite traurige Grund für den aktuellen Leerstand ist die Insolvenz von “Galeria Karstadt Kaufhof”. Durch sie hat Trier einen herben Schlag erlitten. Die Pleite des Handelskonzerns hat zwar zu Schließungen in vielen deutschen Innenstädten geführt. Aber in der Trierer Innenstadt stehen gleich zwei beliebte Einkaufszentren an prominenten Adressen in der Fußgängerzone leer. “Das war für uns sehr dramatisch.”

Aber auch hier gibt es gute Nachrichten. “Für den Karstadt gibt es bereits eine Nachnutzung. Dort soll eine Markthalle einziehen, mit Supermarkt, Hotel und Gastronomie“, berichtet der Geschäftsmann. Auch bekannt ist bereits, dass auf dem Dach ein “Stadtgarten entstehen soll”. “Meines Wissens gibt es auch schon Pläne für den Kaufhof der leersteht.”

Auch im “Haus Lürenbaum” in der Brotstraße 46, das seit 2019 leersteht, werde derzeit unter Hochdruck gearbeitet – das Gebäude wurde komplett saniert. Im Juni soll diese traditionelle Adresse wiedereröffnen. Laut dem Trierischen Volksfreund sollen hier Wohnungen, Arztpraxen und ein Drogeriemarkt einziehen.

Im Vergleich ganz gut

“Wenn ich Trier mit anderen Städten wie Saarbrücken, Koblenz oder Köln vergleiche, ist die Situation nicht so dramatisch. Die haben mit enormem Leerstand zu tun. Man kann sagen, dass in Trier die Welt noch einigermaßen in Ordnung ist.”

“Natürlich mache ich mir Sorgen. Aber ich sehe, dass wir immer noch auf einem guten Niveau sind und dass viele Geschäfte, die u.a. coronabedingt mehrere Jahre leer standen, jetzt wieder vermietet werden. Einige haben bereits wieder geöffnet oder es wird darin gearbeitet.”

Die Einkaufsstadt Trier ist seit Jahrzehnten auch bei Luxemburger Kunden beliebt. Allerdings hatte die lange Tradition, nach Trier zu fahren, während Covid einen herben Rückschlag erlitten, als Deutschland seine Grenzen geschlossen hat. Viele Kunden aus Luxemburg fühlten sich vor den Kopf gestoßen. “Die Luxemburger und die deutsche Seite haben es aber auch hinbekommen, dass dies die erste Grenze war, die wieder geöffnet wurde”, kontert Sterzenbach. “Wir sind eine Grenzregion, die seit Jahren eng zusammenarbeitet und auch einen regen Austausch hat. Es gibt viele Luxemburger Kunden, die gerne wieder nach Trier kommen”. Darüber hinaus bemerkt der Geschäftsmann, dass immer mehr Franzosen bis nach Trier kommen, um zu shoppen.

Sterzenbach beobachtet aber auch sehr genau die Konkurrenz in Luxemburg. Vor allem ein neues Einkaufszentrum (a.d.Red. Cloche D’Or) bietet einige Gründe, um nicht nach Trier zu fahren. “Dadurch hat Luxemburg an Attraktivität gewonnen. Wir bieten hier aber eine schöne, intakte Innenstadt mit Gastronomie, die gerne von Luxemburgern genutzt wird. Es ist einfach eine andere Art, einzukaufen. Einige Menschen mögen lieber Malls, weil alles schön zusammen ist, und andere bevorzugen es, durch eine Stadt zu gehen und von Geschäft zu Geschäft zu flanieren. Diesen Vorteil haben wir in Trier zu bieten.”

 

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