Stahlindustrie: Wirtschaftsminister bestätigt den Ernst der Lage
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von
Yves Greis
am 13/02/2025 um 16:02
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Kann es in Zukunft noch eine Stahlbranche in Europa geben? Grund zu Sorge gibt es genug. Der amerikanische Präsident Donald Trump hat vor kurzem Importzölle von 25% auf Stahl- und Aluminiumimporte angekündigt. Die Strompreise sind weiterhin hoch. Im nächsten Jahr wird die CO₂-Steuer voll zur Geltung kommen. Hinzu kommt der Konkurrenzdruck von außerhalb der EU. Industriebosse schlagen jedenfalls Alarm. Und der CSV-Abgeordnete Laurent Mosar hat die Sorge in der Abgeordnetenkammer an den Wirtschaftsminister Lex Delles weitergetragen.
Der Vorsitzende des Stahlkonzerns ArcelorMittal in Frankreich, Alain Le Grix de la Salle, hatte im Januar gewarnt, dass alle Stahlwerke in von Schließungen bedroht sind, wenn nichts getan wird. Henri Reding, Country Manager in Luxemburg, hatte gegenüber der Luxemburger Presse gesagt, dass ArcelorMittal in Luxemburg einen Vorsprung an Knowhow habe, die es erlaube, mit der Konkurrenz mitzuhalten. Dieser Vorsprung schwinde aber. Für die Wirtschaft in Luxemburg ist die Stahlindustrie immer noch von Bedeutung. Im letzten Jahr hat der ArcelorMittal hier 1,9 Millionen Tonnen Stahl produziert. Der Konzern beschäftigt im Großherzogtum 3.450 Mitarbeiter.
Lex Delles konstatierte zum einen, dass Stahlkonzerne in den letzten Jahren in Luxemburg viel investiert haben. Das sei wichtig, damit auch “morgen noch hier produziert werden kann”. So hat ArcelorMittal zum Beispiel eine Lagerhalle in Niederkorn mit einer Solaranlage von 75.000 m2 ausgestattet, um einen Teil seines Strombedarfs zu decken. Und im Oktober soll auch der neue Lichtbogenofen in Rodange in Betrieb genommen werden.
Produktion in Europa sinkt
Nichtsdestotrotz: “Die Produktion in Europa sinkt und die Importe steigen”, so Delles. Bei dem importierten Stahl handele es sich oft sogar um “grünen Stahl”. Die Werke im Ausland (z.B. China) würden ihren CO2-arm produzierten Stahl nach Europa liefern und den weniger CO2-armen Stahl in andere Länder. “Die [europäische] Industrie selber will dekarbonisieren. Aber das ist sehr teuer”, so Delles.
Was Trumps Zölle betrifft, so sollte man nicht auf Gegenzölle setzen, glaubt Delles, sondern er findet, man müsse “miteinander diskutieren wie normale Menschen”.
In Luxemburg werden zudem “Spezialprodukte” wie Draht oder Metallprodukte für die Herstellung von Stahlbeton produziert. Diese Produktionen sieht Delles als gefährdeter als die Herstellung von Stahlträgern oder Flachstahl. Die Regierung müsse die Industrie unterstützen, hier zu investieren, damit auch morgen noch solche Produkte hier hergestellt werden können.
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Größtes Problem seien die Energiepreise. Hier verliere Europa an Konkurrenzfähigkeit – auch wenn Luxemburg hier noch ein kleines wenig besser steht wie die Nachbarländer. “Wir müssen, müssen, etwas an den Energiepreisen machen“. Delles versprach, dass bald Details folgen. Wenn hier nicht bald etwas in Luxemburg gemacht werde, würden hunderte, wenn nicht tausende Arbeitsplätze verloren gehen, so der Minister
Von den Energiekosten sind übrigens nicht nur die Stahlproduzenten betroffen. Im letzten Jahr hatten im Luxemburger Baugewerbe 147 Unternehmen Konkurs angemeldet. Zum Teil wurden die hohen Energiepreise dafür verantwortlich gemacht. Nicht zu vergessen (ein Zwischenruf im Parlament erinnert daran): Betroffen sind vor allem auch die privaten Haushalte, die immer mehr für Energie ausgeben müssen.
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