Es kommt nicht alle Tage vor, dass die “Chefin” des OGBL am Nationalkongress der anderen großen Gewerkschaft des Landes teilnimmt. Aber als Zeichen dafür, dass die Zeit wirklich reif ist für die Einheit und die berühmte Gewerkschaftsfront, ist Nora Back zu diesem LCGB-Treffen angereist. Tatsächlich schätzen beide Organisationen die Politik der CSV-DP-Mehrheit derzeit identisch ein: Nichts geht mehr!

LCGB-Präsident Patrick Dury ließ es sich nicht nehmen, dies den in der ersten Reihe sitzenden Regierungsgästen direkt ins Gesicht zu sagen. Jeder bekam sein Fett weg: von Vizepremier Xavier Bettel über Wirtschaftsminister Lex Delles bis hin zu ihrem Kollegen der für Arbeit zuständig ist, Georges Mischo. Keiner wurde verschont, denn die Gewerkschaft macht allen dreien denselben Vorwurf: „Sie sind dabei, den sozialen Zusammenhalt zu zerstören. Und das tun Sie absichtlich!“

Seit dem letzten Herbst hat jede Reformankündigung den Zorn der Gewerkschaften geweckt. Sowohl in Bezug auf den Inhalt als auch auf die Reform. Rente, Sonntagsarbeit, flexible Öffnungszeiten im Handel, neue Modalitäten für die Aushandlung von Tarifverträgen, Bekämpfung von Fehlzeiten: Jedes angesprochene Thema hat den Zorn der Arbeitnehmervertreter ein wenig mehr ansteigen lassen. Ganz zu schweigen von der mangelnden Abstimmung über diese Fragen.

5 Monate und ein Ultimatum

Der LCGB prangert nunmehr eine “beispiellose Allianz” zwischen Arbeitgebern und Regierung an, spricht von einem “Verlust des Respekts gegenüber den Arbeitnehmern, die den Reichtum des Landes ausmachen”, und geißelt die Taubheit der derzeitigen Machthaber gegenüber den Gewerkschaften. Die Worte sind bestimmt, der Ton ist scharf und die Aktivisten applaudieren.

Die Minister setzen sich zur wehr. Genau wie der Premierminister, der vor einigen Wochen versucht hatte, die Situation zu beruhigen (mehr mit Worten als mit Taten), versuchte Georges Mischo jetzt, die Zuhörer zu besänftigen. „Es war nie meine Absicht, die Gewerkschaften zu zerstören oder zu verdrängen. Und schon gar nicht diese, in der ich seit Jahren Mitglied bin, so wie mein Vater es war…“. Die Schmeicheleien greifen nicht, ebenso wenig wie die Versöhnungsversuche von Lex Delles.

Der LCGB will keine Worte mehr hören, sondern Taten sehen, die den Wille zum Zuhören und zur Versöhnung mit der Gewerkschaftswelt demonstrieren. Und wenn dies nicht geschieht? Das Ultimatum des 28. Juni bleibt bestehen: Es wird eine nationale Demonstration geben (mit wer weiß, vielleicht sogar einem Generalstreik, wenn sich im Sozialdialog nichts bewegt).

Dies ist eine weitere Warnung an den „neuen Luc“ und seine Regierung: Sie haben noch fünf Monate Zeit, um den Trend umzukehren, Die Sozialpartner wieder an den Tisch zu holen, anstatt sich über die Verständigung, die in Luxemburg immer Vorrang hatte, hinwegzusetzen.

 

Auf zum 4. Mal!

Der 61. Nationalkongress des LCGB hat es der zweitgrößten luxemburgischen Gewerkschaft auch ermöglicht, einen neuen Vorsitzenden zu wählen… in der Person des derzeitigen Vorsitzenden, Patrick Dury. Kurz vor seinem 60. Geburtstag wurde der ehemalige Ingenieur-Techniker im Walzwerk der Arbed in Schifflingen erneut an die Spitze der Organisation berufen, die fast 47.000 Aktivisten zählt.

Damit steht ihm eine vierte Amtszeit von fünf Jahren bevor. Nicht unbedingt die ruhigste fünfjährige Amtszeit, seit der gebürtige Escher die Präsidentschaft innehat…

 

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