Nach dem Unfall an der Schleuse Müden an der Mosel und 55 Tagen des Bangens können die ersten Bilanzen gezogen werden. Eine Katastrophe konnte verhindert werden. Ein beträchtlicher finanzieller Schaden ist dennoch entstanden. Dies beschreibt Gilles Braquet, Direktor der Luxport S.A. in Mertert, im Gespräch.

“Im Hafen Mertert wurde der Transport sowohl von Stahlprodukten als auch von Massengut auf andere Transportmodi umgestellt. Das waren sowohl Laster als auch Züge“, so der Chef des Hafenbetreibers. “Im Januar hätten eigentlich 30 Schiffe zu uns kommen sollen. Diese Ware musste über andere Wege transportiert werden.” Rund ein Viertel des Transportes über den Merterter Hafen wurde auf die Straße gebracht und drei Viertel auf die Schiene.

Diese Umstellung war nicht ohne. Ein Schiff kann bis über 3.000 Tonnen transportieren. Um diese Menge über die Straße zu transportieren, braucht es 150 Laster. Luxemburg hatte extra sein Sonntagsfahrverbot für LKWs provisorisch aufgehoben, um das möglich zu machen. Bei einigen Kunden kamen 50 Laster anstatt ein Schiff an.

Keine Rast

Zum Stillstand kam es im Merterter Hafen nicht. “Wir hatten weiter eine gute Auslastung. Anstatt die Ware auf Schiffe zu laden, haben unsere Leute sie auf Laster und in Zugwagons geladen.” Für die Hafen-Belegschaft sogar mehr Aufwand als gewohnt. Dennoch war die Luxport SA unter jenen Unternehmen, die Kurzarbeit in Anspruch genommen haben – z.B. im Bereich Container. Wenn auch nicht in dem Maße, wie vom Unternehmen beantragt. Kein Mitarbeiter hat wegen der Problematik seine Arbeit verloren, bestätigt der Firmenchef.

“Ganz klar gibt es einen Umsatzeinbruch, weil nicht alles über den Hafen geschickt wurde. Einige Kunden haben den Transport von ihrem Produktionsstandpunkt direkt zu ihren Kunden geschickt, ohne dass es durch den Hafen ging. Diese Aufträge sind verloren gegangen.”

Wer einmal am Hafen in Mertert vorübergefahren ist, der kennt die großen Haufen Schrott zur Metallverarbeitung und die anderen Lager und Silos. “Es gab hier Vorräte von einigen Produkten, die es erlaubten, dass die Kunden nicht auf dem Trockenen saßen. Andere Kunden haben sich ihre Rohstoffe mit dem Zug statt mit dem Schiff herbeigeschafft und ihre Vorräte hier als Reserve behalten.”

Ein Grund dafür, dass sich der Schaden in Grenzen hält, ist das schnelle Fortkommen der Reparaturarbeiten an der Schleuse in Müden. “Es dauerte ‘nur’ von Mitte Dezember bis zum 1. Februar. Hätte der Ausfall bis März gedauert, wie ursprünglich angekündigt, dann hätte es ganz andere Probleme gegeben.”

Braquet will dennoch den Schaden für die Wirtschaft nicht herunterspielen. Zwar mussten keine Werke dichtmachen und Unternehmen die Produktion einstellen. Auch die Tankstellen des Landes liefen nicht das Risiko, dass ihnen das Benzin ausgeht. Dennoch hat der Umstieg auf Bahn und Straße Mehrkosten verursacht. Der Transport über die Mosel ist (Euro pro Tonne) “ganz klar” günstiger als über die Straße. Die Luxemburger Industrie (und nicht nur sie) musste also tiefer in die Tasche greifen. Den Schaden beziffern kann derzeit noch niemand.

Kurzfristig wird der Hafen in Mertert, nach Wiederanlaufen der Schifffahrt auf der Mosel, mehr Arbeit haben. “Ware, die nicht verschickt wurde, wird jetzt geliefert. Es sieht aber so aus als ob sich die Aktivität in einem Monat auf einem guten Niveau stabilisieren wird. Die Situation wird sich wieder normalisieren.”

Laufende Ermittlungen

Dann gibt es noch die Stahlprodukte, die in Teilen an den Hafen geliefert werden und dort zusammengeschweißt werden (z.B. Träger mit einer Länge von 47 Metern für den Export). Danach sind sie zu groß, um mit einem anderen Verkehrsmittel als dem Schiff verschickt zu werden. Diese Aufträge waren liegen geblieben und müssen nun ausgeführt werden.

Nach dem Unfall (über den Hergang wird übrigens immer noch ermittelt) waren Stimmen laut geworden, die verlangten, die Moselschleusen auszubauen. Dem schließt sich Braquet an. Von den 12 Schleusen auf diesem Abschnitt hätten nur 3 eine zweite Schleusenkammer. Das bedeutet, dass der Verkehr stillsteht, wenn eine Kammer ausfällt oder gewartet wird.

Die Pläne, auch die anderen 9 Schleusen auszubauen, liegen schon lange auf dem Tisch. Allerdings seien sie immer wieder ausgebremst worden. Ein solcher Ausbau würde eine enorme Investition bedeuten, weshalb auch die Idee im Raum steht, eine europäische Hilfe für diese, für die europäische Industrie so wichtige, Wasserstraße zu finden. “Es ist wichtig, diese Resilienz auf der Mosel herzustellen.”

Für Braquet hat die Episode gezeigt, dass der Hafen durchaus damit umgehen kann, wenn ein Verkehrsmodus ausfällt – auch wenn es nicht optimal ist. “Jetzt geht es darum zu zeigen, dass die Schifffahrt Zukunft hat und ein umweltfreundliches Transportmittel ist.” Wenn es den Schiffsverkehr nicht gebe, dann könnten solche Produkte wie die angesprochen 47 Meter langen Träger in der Region gar nicht produziert werden, so der Chef der Luxport SA im Gespräch.

 

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