Ist der Krankenstand eine französische Spezialität?
Veröffentlicht
von
Patrick Jacquemot
am 04/02/2025 um 17:02
Abwesenheit vom Arbeitsplatz. In Luxemburg stellt dieser Begriff eine große Sammelbezeichnung dar. So vermischt die Verwaltung unter dieser Rubrik unter anderem Mütter im Mutterschaftsurlaub, Erwachsene im Elternurlaub, aber auch Unfallopfer oder Kranke im Krankenstand. Das bedeutet also eine große Zahl von Menschen… und diese Zahl wächst sogar immer weiter!“
So steigt nach und nach die Abwesenheitsquote wie ein unangeneftes Fieber im Land. 2019 lag diese Quote bei 3,9 % (3,9 Fehltage pro 100 Arbeitstagen), 2023 betrug der Wert bereits 4,5 %. Ein Trend, der die Unternehmer stark verärgert (die es schwer haben, die Arbeit zu organisieren und einen Teil des Gehalts der ‚Kranken‘ zu zahlen), aber auch den Staat. Tatsächlich verbirgt sich hinter jedem dieser Fälle eine öffentliche Ausgabenlast… Am Ende würde die Abwesenheit die luxemburgische Gesellschaft mehr als eine Milliarde Euro kosten.
Wie im Koalitionsabkommen vorgesehen, hat die Ministerin für soziale Sicherheit gerade bestätigt, dass eine “Arbeitsgruppe Abwesenheit” “bald eingerichtet wird”. Laut Martine Deprez wird dieses Komitee “die Notwendigkeit prüfen, das bestehende System anzupassen oder sogar vertiefte Studien durchzuführen, um die Gründe für den Anstieg der Abwesenheitsquote aufgrund von Krankheit zu ermitteln und vor allem die Fälle von Kurzzeitkrankheiten zu untersuchen.”
27 % und ein Vorbehalt…
Die Partner werden sich wohl ganz besonders mit den 62 besonders aufschlussreichen Seiten aus dem Bericht über die Bestandteile der Abwesenheitsquote am Arbeitsplatz auseinandersetzen, der Ende 2024 von der Generalinspektion der Sozialen Sicherheit veröffentlicht wurde.
Ein Dokument, in dem man zum Beispiel erfährt, dass männliche Versicherte häufiger krankheitsbedingt abwesend sind (57 %) als Frauen (43 %). Dass Singles zuverlässiger sind als Verheiratete. Dass in Unternehmen mit 501 bis 1.500 Angestellten die meisten krankheitsbedingten Fehlzeiten im Laufe der Monate verzeichnet werden. Oder dass, zumindest für 2023, der Oktober den Höchststand an Krankheitsausfällen aufweist.
Unter den vielen Datenpunkten gibt es einen, der die Herkunft der Arbeitnehmer zeigt, die am häufigsten aufgrund eines üblen Virus, einer Infektion usw. abwesend sind. Hier ‚gewinnen‘ die Franzosen. So machen Grenzgänger, die in Frankreich wohnen, 27 % der Krankheitsausfälle aus.“
Aber diejenigen, die spontan ihre ‚Anti-Französisch‘-Kritiken äußern, sollten sich zurückhalten. Dieser Wert muss nämlich auch im Verhältnis zur Anzahl der Grenzgänger unter den 505.000 versicherten aktiven Arbeitskräften in Luxemburg betrachtet werden.
Und hier stellt man nach Bereinigung fest, dass das Verhältnis eine andere Realität widerspiegelt: Die Franzosen machen 1/4 der Belegschaft aus und nur etwas mehr der Krankheitsausfälle. Also nichts Skandalöses!
Die Ursache für die Abwesenheiten und mögliche Missbräuche muss also woanders als in der Nationalität gesucht werden. Aber bereits durch die verstärkten Inspektionen beabsichtigt die Nationale Krankenversicherung, Maßnahmen zu ergreifen, um die Abwesenheitsquote zu senken.
Wird der medizinische Kontrolldienst der Sozialversicherung personell verstärkt, könnte er ebenfalls eine Rolle in diesem "Kampf" spielen. Tatsächlich kann die Institution, die den Krankheitszustand bewertet, indem sie die Versicherten je nach Anzahl der Krankheitstage vorlädt, feststellen, dass jemand in der Lage ist, die Arbeit früher wieder aufzunehmen, als es das ursprüngliche Arbeitsunfähigkeitsdatum vorsieht.
So werden zwischen 10 und 14 % der Personen, die vor den Amtsarzt treten, aufgefordert, ihre Stelle früher wieder einzunehmen, als sie es vermutlich geplant hatten. Eine solche Empfehlung kann jedoch angefochten werden.
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